Lebenswelt

Zukunftsweisend aufgestellt

24.02.2023
Autor: Daniel Meier

Die Schwester-Euthymia-Stiftung mit den Krankenhäusern Cloppenburg, Damme, Lohne und Vechta ist zukunftsweisend aufgestellt. In Zeiten von Fachkräftemangel zeigen die Häuser Weitblick und kooperieren unter anderem mit international anerkannten Universitäten im Ausland, um medizinischen Nachwuchs zu gewinnen. Aber auch in puncto Digitalisierung sind die Häuser der Schwester-Euthymia-Stiftung Vorreiter: So werden sie in den nächsten Jahren durch Fördermittel auf Basis des Krankenhauszukunftsgesetzes rund 14 Millionen Euro für Digitalisierungsprojekte in den Hospitälern Damme, Lohne, Vechta und Cloppenburg investieren.

Mit dem Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) soll die Digitalisierung an deutschen Kliniken vorangebracht werden. Die Häuser der Schwester-Euthymia-Stiftung sind dabei Vorreiter und werden in den nächsten Jahren rund 14 Millionen Euro in Digitalisierungsprojekte investieren.

Es entsteht eine virtuelle Gesundheitsregion Oldenburger Münsterland: Modernste kardiologische Digitaltechnik, Telehebammen und eine Linderung der pädiatrischen Unterversorgung im Landkreis Cloppenburg sind nur einige Stichpunkte. Konkret geht es in diesem landesweit ersten Projekt dieser Art darum, Patienten in einer ganzen Region, dem Oldenburger Münsterland, noch schneller und kompetenter zu helfen.

Virtuelle Gesundheitsregion

„Wir möchten für den Patienten digitale Angebote schaffen, die eine optimale Versorgung ermöglichen“, so Ulrich Pelster, Vorstandsvorsitzender der Schwester-Euthymia-Stiftung (SES): „Auch durch Telemedizin werden Versorgungslücken gelindert oder gar geschlossen.“ Vorgesehen ist unter anderem eine telemedizinische kardiologische Fernüberwachung. Denn die Untersuchung in der Facharztpraxis oder auch im Krankenhaus ist häu›fig nur eine Momentaufnahme. Das Tragen von telemedizinischen Geräten – ähnlich einer Digitalarmbanduhr – macht eine kontinuierliche Erfassung und Erkennung von Anomalitäten und Risiken möglich. Diese Daten werden durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz ausgewertet und von einem Facharzt beurteilt.

Wenn erforderlich, wird ein persönlicher Arztbesuch koordiniert, um die weitere Abklärung von Risiken vorzunehmen. Damit wird Prävention betrieben, dramatischere Entwicklungen können vermieden werden. Insbesondere Patienten mit einem Vorhofflimmern oder Rhythmusstörungen würden hiervon profi›tieren. In den Landkreisen Vechta und Cloppenburg leben insgesamt rund 45.000 Personen im Alter von 50 bis 60 Jahren. Im Durchschnitt sind fünf bis zehn Prozent dieser Altersgruppe von Vorhofflimmern betroffen. Somit weist die Region rund 4500 potenzielle Patienten auf, die von dem Angebot profi›tieren können. Ein weiteres Beispiel ist ein Telehebammenservice (Beratung und Schulung): Die Sicherstellung der Versorgung in den Geburtseinrichtungen der Schwester-Euthymia-Stiftung kann durch einen Telehebammendienst weiter verbessert werden und sie wirkt dem Fachkräftemangel entgegen. So gibt es Teile der Beratung und Schulung bei der Begleitung in der Schwangerschaft, die online stattfi›nden können. Dieses ergänzende Schulungs- und Beratungsangebot muss auch in die derzeitige Versorgungsstruktur eingebettet werden. Das Vorhaben soll durch die Schwester-Euthymia-Stiftung gemeinsam mit den Beteiligten der Geburtshilfe in der Region umgesetzt und etabliert werden.

Auch soll gemeinsam mit den Hilfsdiensten und Leitstellen des Rettungsdienstes eine Lösung entwickelt werden, um im Notfall noch schneller eine fachärztliche Beurteilung der Patientensituation zu erzielen. Dazu dient dann die digitale Übertragung von Vitalparametern oder eine Telekonsultation. So kann zeitnah im Rettungswagen entschieden werden, in welchem Krankenhaus der Patient die für ihn beste Behandlung erfahren kann. Im Ergebnis entsteht eine virtuelle Gesundheitsregion: Die Einrichtungen im stationären und ambulanten Bereich, Rettungsdienste sowie Patienten sind dann miteinander vernetzt. Das Projekt hilft auch bei der digitalen Vernetzung zur Fallbesprechung. Notwendig hierfür sind nicht nur ein Videotool oder ein Messengerdienst, sondern eine Plattform, die neben diesen Funktionalitäten einen sicheren, datenschutzkonformen Zugriff auf notwendige Untersuchungsdaten ermöglicht. Eine solche Lösung ist eine sinnvolle Ergänzung zum Behandlungsverlauf und kann sich positiv auf diesen auswirken.

„Unser Ziel ist die Abbildung von unterschiedlichen Anwendungen auf einer gemeinsamen Telemedizinplattform, von der alle Beteiligten pro›fitieren“, sagt Dr. Carsten Giehoff, Leiter IT der Schwester-Euthymia-Stiftung. Die Antragstellung erfolgte als ein Gemeinschaftsprojekt der Krankenhäuser der Schwester-Euthymia-Stiftung und des Krankenhauses Friesoythe. „Wir sind optimistisch, es ist uns gelungen, alle Leistungserbringer der Region zusammenzubringen und gleichzeitig Konzepte zu entwickeln, die das Oldenburger Münsterland in eine Vorreiterrolle bei der Digitalisierung bringen werden,“ erläutert Ulrich Pelster.

Ausbildung zu Digitalisierungsmanagern

Zu den Digitalisierungsprojekten gehört auch die Ausbildung von Fachkräften zu Digitalisierungsmanagern im Gesundheitswesen. Geschult werden sollen zum Beispiel Medizinische Fachangestellte, Gesundheits- und Krankenpfleger, Altenpfleger, Pflegefachkräfte, Ärzte, Operationstechnische Assistenten, Medizinisch-Technische Assistenten, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Logopäden. Die dreimonatige Quali›zierungsmaßnahme soll auch dazu dienen, dem Personalmangel entgegenzuwirken: Die Teilnehmer bauen Kompetenzen in den Themenfeldern IT-Prozess- und Organisationsmanagement sowie Marktverständnis auf. Die Schwester-Euthymia-Stiftung kooperiert dabei mit der Einrichtung Flying Health in Berlin – führend in der Digitalisierung im Gesundheitswesen in Deutschland. In den ersten sechs Modulen werden theoretische Inhalte vermittelt, die anschließend in einem Theorie-Praxis-Transfer angewendet werden. Hier werden die vermittelten Inhalte genutzt, um ein individuelles Projekt zu planen. Den Abschluss des Kurses bildet eine Präsentation der Projektarbeit sowie eine Exkursion zum Kooperationspartner Flying Health nach Berlin.

Fachkräfte im Gesundheitswesen mit einem großen Interesse an Digitalisierung können sich dazu für eine Voll-/Teilzeittätigkeit in einem der Krankenhäuser der Schwester-Euthymia-Stiftung bewerben und unentgeltlich an dem Ausbildungsgang „Digitalisierungsmanager im Gesundheitswesen“ teilnehmen. Anschließend können sie maßgeblich Digitalisierungsprojekte in den Krankenhäusern begleiten. Der erste Ausbildungsgang zum Digitalisierungsmanager im Gesundheitswesen begann 2022. Ein weiterer Kurs ist ab Mai 2023 geplant. Die Kosten der Ausbildung betragen 4.500 Euro. Für Mitarbeiter der Einrichtungen der SES ist die Teilnahme unentgeltlich.

Bei der Qualifizierung des medizinischen Nachwuchses kooperiert die Schwester-Euthymia-Stiftung mit der renommierten Karls-Universität in Prag.

Kooperation mit Karls-Universität Prag

Die Qualifi›zierung medizinischen Nachwuchses geschieht unter anderem in Kooperation mit ausländischen Universitäten. Die medizinische Fakultät der renommierten Karls-Universität Prag und die Schwester-Euthymia-Stiftung Vechta mit den Krankenhäusern Cloppenburg, Damme, Lohne und Vechta gehen hier einen gemeinsamen Weg. Vechtas Landrat Tobias Gerdesmeyer lobte die Kooperation als einen wichtigen Meilenstein auch für die Region. Es sei beeindruckend, dass  die Krankenhäuser der Schwester-Euthymia-Stiftung mit der Karls-Uni einen so renommierten Partner gefunden hätten. Das sei ein Gewinn für alle Beteiligten.

Prof. Eitan Brizman, Vizedekan und zuständig für internationale Angelegenheiten, sagte: Er sei sehr beeindruckt von den Krankenhäusern im Oldenburger Münsterland. Die Mediziner hätten eine extrem hohe Expertise und arbeiteten mit höchster Qualität. Die Region habe zudem viel zu bieten für die Studierenden. Die Kooperation sei eine Win-win-Situation. Ulrich Pelster betont die Bedeutung der Partnerschaft, die nach seinen Worten langfristig angelegt sein soll. Es gebe bereits gute Beispiele von Studierenden, die nun an hiesigen Kliniken arbeiteten und hier ihre Familie gegründet hätten. Es sollen laut Pelster zunächst drei Stipendien jährlich für Studierende vergeben werden. Das Studium sei auf sechs Jahre angelegt. Der Abschluss sei bundesweit und weltweit anerkannt. Pelster unterstreicht: „Unsere Kooperation kann sehr viel Gutes für alle Beteiligten und das Oldenburger Münsterland bewirken.“ Die Karls-Universität Prag gehört zu den renommiertesten Hochschulen Europas. Studieninteressierte aus dem Oldenburger Münsterland können nun künftig an der Fakultät in Prag studieren und ihre praktische Ausbildung in den Krankenhäusern in den Landkreisen Cloppenburg und Vechta absolvieren. Sowohl der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in der Tschechischen Republik, Andreas Künne, wie auch der tschechische Botschafter in Berlin, Tomáš Kafka begrüßen diese Kooperation sehr. Sehr positiv hat sich auch das Außenministerium der Tschechischen Republik geäußert.

Zusammenlegung von Krankenhäusern

Die Gremien der Krankenhäuser Lohne und Vechta haben weitreichende Beschlüsse gefasst. So soll eine bauliche Zusammenlegung der Krankenhäuser Vechta und Lohne am Standort Marienstraße in Vechta stattfi›nden. Gleichzeitig werden attraktive Nachnutzungen für das Krankenhaus Lohne vereinbart. Darüber hinaus werden die Krankenhausgesellschaften im Jahr 2023 rechtlich verschmolzen werden. Fachleute in Hannover begrüßen diese Pläne sehr. Das neue gemeinsame Klinikum Vechta soll eine Fläche von insgesamt 27.000 Quadratmetern haben. 18.000 Quadratmeter werden angebaut, ein anderer Teil wird im Bestand modernisiert. Die Erweiterung des Klinikums erfolgt in Richtung Liebfrauenschule, durch Rückbau und Neubebauung sowie durch eine Geschosserweiterung. Das Krankenhaus wird eine Kapazität von 450 Planbetten bekommen. Das Niedersächsische Sozialministerium befürwortet einen zentralen Neubau am jetzigen Standort des St.-Marienhospitals: „Es wurde dargelegt, dass am Standort Marienstraße ein modernes Krankenhaus realisiert werden kann“, so das Ministerium. Geplant ist eine Investition von 174 Millionen. Es handelt sich um einen Bruttowert, der auf Basis des Kostenniveaus 2022 ermittelt wurde. Ein Komplettneubau würde 293 Millionen Euro kosten. Die Bauzeit beträgt sechs Jahre.

Bereits 2023 soll auch die gesellschaftsrechtliche Zusammenführung der Krankenhäuser St. Marienhospital Vechta und St.-Franziskus-Hospital Lohne zu einem gemeinsamen Klinikum durchgeführt werden. Gleichzeitig wurde ein Vertrag über die Nachnutzung des St. Franziskus-Hospitals Lohne geschlossen, die frühestens im Jahre 2030 zum Tragen kommen wird: Ambulantes Operieren aus dem gesamten Landkreis, eine geriatrische Rehabilitation und eine orthopädische Rehabilitation (ambulant/stationär) mit EAP. Das neue Bildungszentrum Pflege stärkt den Gesundheitsstandort Lohne. Im nächsten Schritt ›nden jetzt die Architektenauswahl mitsamt europaweiter Ausschreibung sowie das die Planung begleitende baufachliche Prüfverfahren statt, frühester Baubeginn ist im Jahr 2024. Im Sinne der Nachhaltigkeit sollen im Zuge eines Neubaus Gebäudeteile wie Kinderklinik und der zuletzt errichtete Bettenflügel möglichst erhalten bleiben. Die Liebfrauenschule als Nachbarin wird nicht verdrängt, jedoch im Bestand optimiert, sodass sich das Krankenhaus in diese Richtung ausdehnen kann.

Die Planungen sehen zudem vor: Intensivbereiche und Operationssäle be›nden sich auf einer Ebene. Es soll eine große zentrale Notaufnahme mit einem großzügigen Eingangsbereich und eine zentrale Erschließung durch Magistralen mit vorgelagerten zentralen Ambulanzen geben ebenso ein Mutter-Kind-Zentrum im Sinne einer räumlichen Nähe von Entbindung und Neonatologie. Bereits im Entwurf sind hinreichend Reserveflächen enthalten; gleichwohl wird die Möglichkeit einer fünfgeschossigen Bauweise geprüft. Ein Hubschrauberlandeplatz ist auf dem Dach vorgesehen, was Optionen für Parkraum schafft. Die Krankenhauskapelle wird erhalten.

Bild links: St. Josefs-Hospital in Cloppenburg. Bild rechts: St. Marienhospital in Vechta.

Dr. Boris Robbers, Leiter des Referates Krankenhausplanung im Sozialministerium Niedersachsen: „Dieses aktive Handeln versetzt die Verantwortlichen in die Lage, die Zukunft ihrer Standorte selbst zu gestalten. Dies ist vor dem Hintergrund medizinstrategischer Entwicklungen, der veränderten Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen und auch dem Krankenhausgesetz Niedersachsen vernünftig. Zuvorderst werden die Patientinnen und Patienten pro›fitieren, für die die jetzt bereits hervorragende Versorgung auf Dauer sichergestellt werden wird. Wir halten diese Planungen für zukunftsweisend.“

Aus der baufachlichen Beratung des Niedersächsischen Landesamtes für Bau und Liegenschaften, NLBL, Beratungs- und Prüfstelle Krankenhausbau ist zu hören: „Wir sind froh über diese Entscheidung. Den Ansatz der innerstädtischen Entwicklung halten wir für folgerichtig auch im Sinne der Nachhaltigkeit. Krankenhausstandorte in einem gewachsenen gut erschlossenen Umfeld, gerade solche mit Abteilungen für Kinderheilkunde und auch Altersmedizin, genießen eine hohe Zweckdienlichkeit im städtischen Gefüge. Dass dies möglich ist, konnte in der Machbarkeitsstudie belegt werden. Der nächste Schritt, die planerischen Leistungen für die Objektplanung auszuschreiben, werden die Verantwortlichen dafür nutzen können, die bisher belegte Machbarkeit mit gezielten Anforderungen an den Städtebau und an die Funktionalität in den Wettbewerb zu stellen. Auf dem optimierten Lösungsansatz kann dann wertschöpfend geplant werden“, so Baudirektorin Elisabeth Meyer-Pfeffermann, Leiterin Beratungs- und Prüfstelle Krankenhausbau.

Bild links: St. Franziskus-Hospital in Lohne. Bild rechts: Krankenhaus St. Elisabeth in Damme.

Ulrich Pelster, Vorstand der Schwester Euthymia-Stiftung, fasst seine Einschätzung zusammen: „Es war ein langer, auch kein immer einfacher Weg. Wir glauben und hoffen, das Bestmögliche für die Patientenversorgung unserer Region zu erreichen. Wir haben derzeit eine hervorragende Situation, mit drei Akutkrankenhäusern im Landkreis Vechta. Mit diesem Weg stellen wir uns den Herausforderungen in Gegenwart und Zukunft. Natürlich ist es bedauerlich, wenn ein Krankenhausstandort wie Lohne in der Perspektive entfällt. Andererseits: Gemessen an der Ausgangssituation dürfen wir sagen: Wir haben für den Landkreis Vechta und auch für Lohne eine sehr gute Lösung. In dieser Konstellation wird sich auch das Krankenhaus Damme mit seinem ganz eigenen Einzugsgebiet sehr gut weiterentwickeln, das gleiche gilt für das Krankenhaus Cloppenburg“, so Pelster. „Ich bin heute fest davon überzeugt, dass diese Lösung besser ist als alle Alternativen. Und das heißt nicht nur: günstiger. Wir werden in den nächsten Jahren und Jahrzehnten sehr froh sein, dass sich ein zusammengelegtes Klinikum in der Stadt be›findet. Das wird sich in Wertschätzung von Patienten, Medizinern und Pflege niederschlagen.“

Die endgültigen Baukosten und der Finanzierungsanteil des Landes stehen nach Ablauf des baufachlichen Prüfverfahrens fest, also Ende 2023. Dann sind auch die aufzubringenden Eigenmittel konkretisierbar. „Wir haben hier noch kein fertiges Konzept, aber natürlich Überlegungen angestellt. Das ist aus meiner Sicht auch völlig in Ordnung. Wenn wir zu Beginn dieses Weges versucht hätten, alle Fragen zu beantworten, wären wir gar nicht erst losgegangen. Und so wird auch dieser Punkt gelöst werden.“