Aber wie funktioniert das ganze eigentlich? Im Prinzip ist die Verwendung der gemeinsam entwickelten Software gratis, Verbesserungen oder Anpassungen müssen ebenso wieder gratis zur Verfügung gestellt werden. Am Support jedoch kann jeder mit beliebigen Dienstleistungsmodellen verdienen. Beispielsweise kann ich keine Lizenzgebühren für Linux als Betriebssystem verlangen, aber sehr wohl meine Zeit abrechnen, in der ich Linux bei einem Kunden installiert habe. In unserem Fall installieren wir zum Beispiel einen Apache Webserver auf unserer Hardware für das Hosting von Webseiten und berechnen diese Dienstleistung, auch wenn auf dem Server lizenzfreie Webserver Software läuft. Es lassen sich viele weitere Modelle kreieren und auch wir nutzen weitere Dienstleistungen wie das schon erwähnte selbst entwickelte CMS-System oder Online-Kontrollsysteme.
Als Unternehmer muss man dabei natürlich die Kosten im Blick haben und wer nun denkt: Ganz schön clever, den muss ich nun auch gleich wieder enttäuschen, denn auch wenn wir keine konkreten Berechnungen dazu anstellen, würde ich sagen, es ist günstiger, Software zu kaufen als selbst zu entwickeln. Warum also das Ganze? Ohne in eine esoterische oder linke Ecke gestellt zu werden, glaube ich, dass heute jeder auch dem Gedanken einer shared community schon etwas abgewinnen kann. Die EU versteht sichauch im weitesten Sinne als eine große Gemeinschaft, in der der Profit nicht an erster Stelle steht. Investitionen, die wir nicht in Softwaredienstleistungen an ein großes US-amerikanisches Unternehmen zahlen, bleiben als Lohn in der EU und auch die dadurch entstandenen Kenntnisse bleiben hier.
Wobei wir wieder bei den eingangs erwähnten schlechten Nachrichten wären: Ein Huawei Handy ist durch die US Sanktionen praktisch wertlos. Hier liegt der Verlust bei 100 Prozent, was sich bei einem Handy verschmerzen lässt. Wäre jedoch nur ein Teil in unserer Produktionskette von heute auf morgen sanktioniert, hätten wir es als Unternehmen schon sehr schwer, mal eben umzustellen. Zumal wir 24/365 liefern müssen und jede Unterbrechung unserer Produktion unkalkulierbare Folgen hätte. Insgesamt haben wir also unterm Strich vielleicht keinen Gewinn erwirtschaftet, sind aber für die meisten Krisen gewappnet und es scheint gefühlt nicht weniger zu werden. Bei experia haben wir die grundsätzliche Entscheidung pro Open Source nie bereut, ganz im Gegenteil.
Die Entwicklung von Software im „Weltteam“ hält uns agil und flexibel. Man tauscht sich über Foren aus, anstatt in Warteschlangen von Hotlines auszuharren. Die Hoffnung, dass einem geholfen wird, ist schön, aber erfahrungsgemäß oft langwierig. Viele Support Hotlines werden vom Profit gesteuert, was nicht in jedem Fall zu dem gewünschten Erfolg, sondern oft einfach nur zu neuen Kosten oder Frustrationen führt.