Bauwirtschaft

Mit Stein gestalten

21.02.2023
Autor: Ralf Kunefke

Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten? Das sehen die Gartensteinprofis der Gerwing Steinwerke GmbH aber ganz anders. Schließlich zählen gerade deren Mauersteine neben Pflastersteinen und Terrassenplatten zu den absoluten Highlights im Portfolio. Seit nunmehr 77 Jahren präsentiert das Holdorfer Familienunternehmen zeitlos schöne Systemlösungen für die Gartengestaltung aus einem Guss.

Haben das ausgesteckte Ziel „Premiumhersteller“ längst erreicht: Inhaber Michael Gerwing (rechts) und Geschäftsführer Jürgen Grewenkamp in der Outdoorausstellung am Standort Holdorf. Ein weiteres Werk betreibt die Gerwing Steinwerke GmbH im sächsischen Claußnitz.

Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2021 leben rund 37 Millionen Personen in Deutschland in einem Haushalt, der über einen eigenen Garten verfügt. Und fährt man wachen Auges durch unsere Republik, fällt entsprechend auf, wie viel Fleiß und Hingabe in die Außenbereiche der Immobilien investiert werden. Kein Wunder, denn schließlich sind gerade Einfahrten und Vorgärten die prominentesten Visitenkarten des Domizils.

„Käufer*innen für seine Produkte zu begeistern, ist doch eigentlich ganz einfach: Man muss nur immer eine Idee besser sein“, sagt Inhaber Michael Gerwing und muss selbst darüber lachen. „Spaß beiseite, einfach war und ist es tatsächlich nicht, sich auf diesem gut besetzten Markt zu behaupten. Zumal ich quasi als Greenhorn die Leitung der Firma übernahm, nachdem mein Vater 1996 völlig unerwartet und viel zu früh verstarb. Aber gemeinsam mit den Mitarbeitenden und der Familie haben wir damals zum Glück die Kurve gekriegt.“

Was Gerwing damit meint, ist weniger Glück, als die konsequent neue Ausrichtung der Produktion im Jahr 2002. Sein Vater Hermann stellte in dem 1946 gegründeten Werk, damals übrigens noch am Standort Lohne, hauptsächlich Betonschächte und Terrassenplatten her. Als Sohn Michael dann die Führung übernahm, entschied er sich gleich zu einem mutigen Schritt. Der Betrieb in Lohne sollte weiterhin das bekannte Programm fahren, aber in einem neu zu errichtenden Werk in Holdorf eine ebenso neue Art von Gartenmauersteinen produziert werden: Betonbruchsteine mit gerumpelten Sichtseiten und Kanten, die in Sachen Optik ihren natürlichen Pendants keinen Deut nachstehen. Auch der Name dieser innovativen Serie war mit »GerloCastell« schnell gefunden.

Echter Holzdielen-Look, aber unverwüstlich: GerloKeramik-Feinsteinzeugplatten der Serie „Foresta“ sind temperaturwechselbeständig, frostfest und eignen sich wegen des geringen Gewichts auch für Dachterrassen und Balkone.

Vollsortimenter für den anspruchsvollen Garten- und Landschaftsbau

Rückblickend lässt sich sagen, dass der Bau des Werks Holdorf 2002 die Initialzündung auf dem Weg zum Premiumanbieter darstellte. Folgerichtig wurde etwa zehn Jahre später der Betrieb in Lohne eingestellt und ein neues Terrassenplattenwerk im sächsischen Claußnitz gebaut. Dort laufen heute beschichtete Exklusiv-Terrassenplatten von den Bändern, während in Holdorf nach wie vor Pflaster- und Betonbruchsteine die Produktion dominieren. Gerwing ist heute Vollsortimenter für den anspruchsvollen Garten- und Landschaftsbau, der sich dank Topqualität und voll aufeinander abgestimmten Designs deutschlandweit etabliert hat. „Auf den Titelseiten unserer Kataloge steht »Pflaster, Platte, Mauer«, weiß Geschäftsführer Jürgen Grewenkamp. „Das stimmt natürlich und diese drei Sparten nehmen den weitaus größten Teil ein, aber darüber hinaus haben wir auch das gesamte Drumherum im Angebot. Blockstufen, Palisaden, Randsteine und Komplettbausätze für Hochbeete, Ruinen und Gartenlounges. Sogar für unsere beschichteten Terrassenplatten optimierten Fugenmörtel liefern wir.“

Und tatsächlich fällt beim Durchblättern des aktuellen Kataloges auf, dass das Unternehmen nicht nur reihenweise optische Leckerbissen im Sortiment hat, sondern auch eine enorme Vielfalt an Formaten, Strukturen und Farben. Gerumpelte Antikpflaster oder doch lieber geradlinige Eleganz? Klassische Terrassenplatten oder edle Feinsteinzeug-Oberflächen? Die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden, regional erst recht. Doch fündig werden die Gartenliebhaber*innen zwischen Flensburg und Garmisch bei dieser Auswahl garantiert.

Hervorzuheben sind dabei sicherlich zwei Gerwing-Entwicklungen, die auf dem deutschen Markt für einiges Aufsehen gesorgt haben. Das sind zum einen Pflastersteine, die ein Stück Technik von ihren Terrassenplatten- Schwestern übernommen haben: Eine werkseitige Oberflächenbeschichtung sorgt dafür, dass Verschmutzungen, Algen und Moose nicht mehr so schnell anhaften und bei zeitnaher Reinigung praktisch vollständig entfernt werden können. So bleiben die Pflasterflächen jahrzehntelang perfekt in Schuss. Der zweite große Wurf der Holdorfer Ingenieure nennt sich »GerloKeramik« und bringt endlich echtes italienisches Flair in Deutschlands zeitweise frostige Gärten.

Ein paar Quadratmeter Sachsen in der Schweiz: Das Penthouse am Vierwaldstättersee zieren Terrassenplatten der Serie „GerLux“, die im Gerwing-Werk Claußnitz produziert werden. 

Grewenkamp gerät beim Thema GerloKeramik geradezu ins Schwärmen. „Eine edle Keramik im Außenbereich zu verlegen, war bei uns bislang schwierig bis unmöglich. Aber wir haben nun endlich die Lösung. Unsere neue Produktlinie kombiniert Eleganz und Funktionalität, Langlebigkeit und minimalen Verlegeaufwand.“ Die GerloKeramik-Platten sind als schlanke Vollplatte, aber auch als fertiger Verbund aus Keramikoberfläche und robustem Betonträger erhältlich. Daraus ergibt sich eine schier unendliche Anwendungsvielfalt, denn sowohl eine ungebundene als auch eine gebundene Bauweise sind mit den fünf unterschiedlichen Ausführungen der Serie möglich.

„Nehmen wir zum Beispiel mal die Variante »Concreto«. Zum ersten Mal lassen sich damit exklusive Oberflächen schnell und einfach in einem Splittbett verlegen. Zudem ist die Keramik unemp›ndlich gegen Kratzer und dauerhaft frostbeständig. Architekten und GaLaBau-Experten stehen damit ganz neue Wege offen, um kreative Ideen mit planerischer Sicherheit etatgerecht umzusetzen“, ergänzt Michael Gerwing.

Exklusive Oberflächen schnell und einfach im Splittbett verlegen

Tatsächlich liegen die Holdorfer Gartenstein-Experten mit diesen Innovationen weit vorne. Aber auch in Sachen Vertrieb hat sich Gerwing in den letzten zwei Jahren bewegt und als einer der wenigen Hersteller einen Onlineshop auf die Beine gestellt. Jürgen Grewenkamp erklärt, warum das nicht ganz ohne Risiko war: „Unsere Produkte muss man sehen und anfassen. Deshalb ist der Vertrieb über den Baustofffachhandel durch nichts zu ersetzen. Niemand bestellt blind aus dem Katalog einhundert Quadratmeter Pflastersteine, schließlich ist das oft eine Entscheidung fürs Leben. Aber wir haben mit dem Onlineshop nun eine Alternative ins Leben gerufen, die auch Internetkundinnen und -kunden ein solides Maß an Entscheidungssicherheit gewährleistet: Die Steine der Wahl schicken wir den Interessenten als Originalmuster zu und die nicht ganz unerheblichen Versandkosten werden bei einer Bestellung erstattet. Das ist fair für beide Seiten. Und entsprechend gut ist der Shop auch angelaufen.“

Neben der Produktentwicklung und -verbesserung haben sich die Gerwing Steinwerke aber seit jeher auch der Nachhaltigkeit verschrieben. Was man oft vergisst: Betonsteine bestehen zum weitaus größten Teil aus natürlichen Ausgangsstoffen und lassen sich entsprechend perfekt recyceln. Das beginnt mittlerweile übrigens direkt auf den Werksgeländen in Holdorf und Claußnitz: Riesige mobile Brechanlagen schreddern dort Produktionsausschuss sowie ausgediente Steine, die von Kundinnen und Kunden angeliefert wurden. Bis zu fünfundzwanzig Prozent an recycelten Zuschlägen fließen anschließend in die Herstellung neuer Steine ein.

Bei den Verbundplatten „Concreto“ wird eine Kermamikfliese direkt und absolut homogen mit einem Beton-Unterbau verbunden. So kann Gerwing als einer der wenigen Hersteller auf eine dritte Komponente wie Kleber oder Haftschlemme verzichten. Die Kontaktstelle wird sämtlichen Gewichtsbelastungen, Wind und Wetter jahrzehntelang standhalten.

Umweltschonend, Energie-autark, Lieferanten aus der Region

Gerwing bündelt dieses Umwelt-Plus mit der Beschränkung auf regionale Rohstofflieferanten, um jeden unnötigen Transportkilometer zu vermeiden. Halb-um-den-Globus-Transporte kommen für Gerwing nicht infrage. „Klar, auch ich kenne diese günstigen Fernost-Importe. Die sind auch nicht immer schlecht. Aber ganz ehrlich: Bei Ausgangsstoffen von hier, die dann mit unserem Know-how veredelt werden, ist mir einfach wohler in meiner Haut. Ich will schließlich für durchgehende Spitzenqualität garantieren können und dabei alle negativen Einflüsse auf das Ökosystem minimieren, mittelfristig sogar gegen null drehen. Nach gewissen Anlauf- oder besser gesagt Anschlussschwierigkeiten läuft nun ja auch unsere PV-Anlage. Energiemäßig sind wir damit endlich autark und haben in Sachen Umweltschutz wieder einen großen Schritt gemacht.“

Mit Stein gestalten, das bedeutet bei Gerwing also keineswegs in Stein gemeißelt. Das Holdorfer Unternehmen reagiert nicht, es agiert. Und wer dann doch die Absicht hat, eine Mauer zu errichten oder den heimischen Garten anderweitig aufzuwerten, sollte sich die Outdoorausstellung an der Holdorfer Industriestraße nicht entgehen lassen. Hier lassen sich die Gerwing-Gartensteine rund um die Uhr realitätsnah begutachten.