Bauwirtschaft

Innovative Lösungen für wirtschaftliches Bauen

22.02.2023
Autor*in: Lex Lubbers, Thorsten Olawsky

Das Werk Holdorf war und ist eines der modernsten Kalksandsteinwerke in Deutschland. Durch ständige Investitionen wurde hier der „Stand der Technik“ neu definiert. 1932 gegründet, nach dem Kriege neu aufgebaut und bereits 1953 mit einer automatischen Sandförderung bestückt, konnten 1955 in Holdorf erstmals KS-Lochsteine produziert werden. Das wurde durch die weltweit erste vollautomatische Kalksandsteinpresse „ATLAS 400 A“ möglich.

Das KS-Werk Holdorf war und ist eines der modernsten Kalksandsteinwerke in Deutschland.

1993 schließlich konnte man in Holdorf die ersten Planelemente Norddeutschlands produzieren, die seit 1994 mit den heute unter KS*PLUS bekannten Dienstleistungspaketen vermarktet werden. Mit diesem System kommen die Elemente als fertiger Bausatz auf die Baustelle, passend für das Objekt zugeschnitten. Seit Anfang 2008, ein Jahr nach dem 75-jährigen Werksjubiläum, werden die für KS*PLUS erforderlichen Passsteine mit der modernsten Rohlingssäge (DORSA) umweltschonend in Holdorf hergestellt.

„Mit dem Bausatz KS*PLUS erhält der Kunde ein inzwischen normativ geregeltes Bausystem, mit dem er Objekte schnell und reibungslos erstellen kann“, sagt Geschäftsführer Fabian Leuck: „Die erforderlichen Überbindemaße werden vorab eingeplant. So wird Abfall auf der Baustelle vermieden.“ Die Planelemente machen heute rund 75 Prozent der Holdorfer Produktion aus. Die Standardelemente sind etwa einen Meter lang, 50 oder 62,5 Zentimeter hoch sowie 11,5 bis 36,5 Zentimeter breit und wiegen bis zu 300 Kilogramm. Zudem werden die für eine fertige Wand benötigten Pass- und Ergänzungssteine im Werk hergestellt. Auf der Baustelle werden die Bausätze mit kleinen Kränen verarbeitet.

„Doch unsere Leistung reicht noch weiter. Sie ist eine sorgfältig durchdachte und sauber umgesetzte Idee für zukunftsorientiertes Bauen mit Fullservice: Schon in der Planungsphase stellen wir unser Wissen zur Verfügung und unterstützen unsere Kunden bei der Optimierung ihrer Bauideen. Denn das ist der richtige Zeitpunkt, Kosten zu dämmen“, so Leuck. Fix und fertig mit anschaulichen Verlegeplänen, beschriftet und nummeriert, gelangen die Planelemente, wandweise auf Paletten gepackt, bedarfsgerecht auf die Baustelle. Langwierige Such-, Umräum- und Schneidearbeiten entfallen. Die gebotene Arbeitsleistung beschränkt sich damit auf die Kernkompetenz, nämlich die Arbeit an der Wand. Unsere Mitarbeiter stehen einweisend, beratend und betreuend zur Seite. Dabei ist das Rohbausystem individuell, schnell, wirtschaftlich und dynamisch.

Verladen von Plansteinen im Holdorfer KS-Werk.

Das Wandbausystem KS-PLUS ist eine ausgefeilte Lösung – sowohl zur Errichtung massiver Geschossbauten, als auch von Ein- und Zweifamilienhäusern. Durch die maßgefertigten Kalksandstein-Wandbausätze schließt das System die Lücke zwischen Planungsfreiheit und Wirtschaftlichkeit. Unabhängig und ohne Bindung an Rastermaße können Bauwerke geplant und konstruiert werden. Dadurch wird die gestalterische Flexibilität, die Planungsfreiheit und Kreativität der Planer nicht eingeschränkt. Eine weitere Komponente, die den wirtschaftlichen Einsatz von KS-PLUS ermöglicht, ist die Planungsoptimierung hinsichtlich des Wohn- und Nutzflächengewinns. Die gewinnbringende Flächenoptimierung ergibt sich mit der hohen Steindruckfestigkeiten von Kalksandstein. Damit sind schlanke Wände ohne Abstriche bei der Tragfähigkeit möglich. Bauherren und Investoren erhalten so – bei gleichbleibenden Außenabmessungen des Hauses – bis zu sieben Prozent mehr Nutz- oder Wohnfläche.

Auch anders herum geht die Rechnung auf: Bei gleichem umbautem Raum hat das Gebäude mit den schlanken Wänden geringere Außenabmessungen. Das spart Grundfläche und erlaubt eine ef›ziente Ausnutzung des Grundstücks. Vorkonfektionierte Wandbausätze von KSPLUS setzen sich aus verschiedenen Planelementen, bei denen zwischen Regel-Elementen und Passtücken unterschieden wird, zusammen. Während Regelelemente in ihren Abmessungen de›finiert sind, werden Passstücke individuell auf das Bauwerk zugeschnitten. Ergänzungsprodukte wie Wärmedämmsteine, KS-U-Schalen oder Fertigteilstürze runden das System ab.

Die Lieferung sämtlicher Kalksandstein-Elemente erfolgt dann auf Abruf und damit just in time auf die Baustelle. Durch das bedarfsgerechte Zustellen der Planelemente be›findet sich immer nur so viel Material auf der Baustelle, wie tatsächlich benötigt wird. Es gibt keine Über- oder Unterlieferungen. Zeitintensives Maßnehmen und Zuschneiden vor Ort entfallen. Somit wird auf den oft sehr beengten Baustellen kaum Lagerplatz benötigt, da die Planelemente direkt und passgenau vermauert werden können. Nach den Ausführungsplänen und Objektdaten werden im KS-PLUS Werk Verlegepläne und Wandabwicklungspläne erstellt.

Das Holdorfer Werk aus der Vogelperspektive.

Neu im Programm: BMO PlanPlus

Um die Wandverlegpläne für das KS*PLUS-System digital freigeben zu können, wurde BMO PlanPlus entwickelt: Damit besteht die Möglichkeit, die vorläu›gen Wandverlegepläne durch das neue Online-Tool BMO PlanPlus zu prüfen und freizugeben. Alle relevanten Projektdaten, die aktuellen Architektur- und Tragwerksplanungen und natürlich die Wandverlegepläne sind in dem Tool hinterlegt. Das gewährleistet eine optimale Strukturierung und größtmögliche Transparenz.

Dank einer intuitiven Bedienung wird eine schnelle und ef›ziente Prüfung und Freigabe ermöglicht – einschließlich dem bekannten Kontroll-Abschlussblatt, indem online alle notwendigen Korrekturen und Anmerkungen über die nutzerfreundliche Oberfläche eingepflegt werden. Mit einem Klick wird die Kontrolle abgeschlossen. Somit gehören eine Vielzahl von Arbeitsschritten wie aufwendiges Scannen und ein hoher Mailverkehr dank BMO PlanPlus der Vergangenheit an. Genau wie der Architekt pro›tiert auch der Bauunternehmer von den Leistungen des KS-PLUS-Wandsystems. Er erhält bereits vor der Bauphase vom KS-Werk zur Kostenübersicht ein Angebot mit detaillierten Angaben zum Quadratmeterpreis pro Wanddicke sowie genaue Mengenangaben des benötigten Wandmaterials. Nach Auftragserteilung erhält er Wandabwicklungspläne mit Maßen und Massen stellen die fertigen Wände dar und zeigen, wie und wo die Maurer die Planelemente versetzen müssen.

Anhand dieser genauen Daten kann der Zeitablauf der Wanderstellung und somit die Lohnkosten und die Arbeitsleitung der Maurer berechnet werden. Der Bauunternehmer erhält auf diese Weise eine hohe Kalkulationssicherheit. Darüber hinaus kann er verfügbare Kapazitäten für andere Bauvorhaben festlegen, so dass er mit der gleichen Anzahl von Leuten mehr Bauten fertig stellen kann. Auch während der Bauphase stehen Fachberater einweisend und beratend zur Seite. Im Bauteam legen sie den Baustellenablauf fest. So kann sich der Bauunternehmer dar- auf verlassen, während der Rohbauphase keinen Leerlauf zu haben. Und der Architekt erhält die Sicherheit, die Baustellentermine exakt einzuhalten.

Aus den Wandansichtsplänen sieht der Maurer die genaue Positionierung der KS-PLUS Planelemente und versetzt sie mühelos mit einem Versetzgerät genauso, wie es in den Wandansichtsplänen angegeben ist. Säge-, Such- und Umräumarbeiten entfallen. Die Fehlerquote wird minimiert und die Bauausführung entsprechend der Architektenpläne ist sichergestellt. So werden die Rohbauarbeiten sauber, planmäßig und termingerecht abgewickelt.

Planelemente im Kalksandsteinwerk Holdorf.

Neu: Hilfe durch umfassende Tutorials

Eine weitere Innovation sind Tutorials für die Erstellung von Wänden. Denn angesichts der Komplexität von Normen, Richtlinien und Vorschriften, die es beim Bauen zu beachten gilt, wird es für alle am Bau Beteiligten immer schwieriger, den Überblick über korrekt ausgeführte Verarbeitungsdetails auf der Baustelle zu behalten. Vor allem die richtige Ausführung bei der Erstellung von Wänden ist essenziell für die Qualität eines Gebäudes und für die qualitative Basis eines Bauwerks verantwortlich. BMO unterstützt hier durch fundiertes Wissen und zeigt auf dem YouTube-Kanal „BMO Kalksandstein“ in kurzen und anschaulichen Tutorials, wie Kalksandsteinwände korrekt errichtet werden. Wie wird der Dünnbettmörtel richtig angerührt? Wurde das Überbindemaß eingehalten? Ist der Fertigteilsturz korrekt eingebaut? Stimmt die Qualität des Stumpfstoßes? In den Tutorials gibt es Antworten auf diese aktuellen und weitere Frage rund um die fachmännische Ausführung von Wänden aus Kalksandstein.

Intelligente Planungs- und Ausführungsmöglichkeiten 

Große Einsparpotenziale bietet Kalksandstein durch die intelligenten Planungsund Ausführungsmöglichkeiten mit den verschiedenen KS* Produktfamilien. An ihren elf Standorten hat die Gruppe, die am Markt als BMO KS-Vertrieb Bielefeld-Münster-Osnabrück auftritt, immer ein breites Sortiment der verschiedenen Steinformate in großen Mengen am Lager. Daher kann sie rasch und flexibel sowie meist auch auf kurzen Wegen liefern. Das spart Transportkosten und schont die Umwelt. Außerdem: Der Kalksandstein ist ein Produkt aus der Region für die Region. Ein weiterer Vorteil des Kalksandsteins: Eine massive Steinwand bietet einen Wärmepuffer und wirkt wie eine Wärmebatterie. Im Winter dämmt sie den Wärmeverlust, im Sommer wirkt sie kühlend.

Foto links: Logistik im Werk Holdorf. Foto rechts: Screenshot vom YouTube-Kanal „BMO Kalksandstein“.

Das spart an kalten Tagen Heizkosten: Ein Holzhaus mit deutlich leichteren Wänden hat deshalb einen um rund sechs Prozent höheren Energiebedarf als ein gemauerter Massivbau aus Steinen. Rund 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt BMO, davon allein 34 in Holdorf. Sie sorgen dafür, dass dort eine enorme Produktion läuft: 170 Millionen Steine im Normalformat pro Jahr, 40 Millionen davon allein in Holdorf. An einem durchschnittlichen Arbeitstag verlassen über 145.000 Steine das Holdorfer Werk. Davon können zehn komplette Einfamilienhäuser gebaut werden. Der Standort Holdorf ist der größte im Verbund und trägt entscheidend zum Erfolg des Unternehmens bei.

Der verantwortungsvolle und sparsame Umgang mit der für die Steinhärtung notwendigen Energie ist seit Jahrzehnten für die Holdorfer selbstverständlich – lange bevor Energiesparen wieder populär wurde. Holdorf gehört, wie der mengenmäßige Betriebsvergleich der Kalksandsteinindustrie zeigt, zu den Werken mit dem niedrigsten Energieverbrauch in Deutschland.