Agrar- und Ernährungswirtschaft

Tradition auf neuen Wegen

Autor*in: Petra Hellmann

„Altes bewahren und Neues wagen" – unter diesem Motto führt die Familie der Grafen von Merveldt seit vier Generationen das Gut Füchtel in Vechta. Neben dem Betrieb von Land- und Forstwirtschaft setzen Andrea und Clemens von Merveldt mit traditionsreicher Pferdezucht sowie im Gastronomie- und Tourismusbereich neue Akzente.

Das geschichtsträchtige Gut Füchtel ist ein höchst idyllisches Fleckchen Erde mitten im Füchteler Wald, der von der Familie der Grafen von Merveldt gehegt und gepflegt wird.

Historische Gemäuer, alter Baumbestand und großzügige Koppeln mit rassigen Pferden – das geschichtsträchtige Gut Füchtel in Vechta ist ein höchst idyllisches Fleckchen Erde: „Wir sind ein traditioneller Familienbetrieb mit mehreren Unternehmensbereichen", stellt Diplom-Landwirt und Pferdewirtschaftsmeister Clemens Graf von Merveldt fest und erläutert, dass neben der Land- und Forstwirtschaft, die Pflege der Golfanlage des Golfclubs Vechta-Welpe, die „Pferdehaltung Gut Füchtel" sowie ein Hofcafé und zwei Gästehäuser zum Unternehmen gehören.

Ackerbau & Grünlandpflege

Rund 75 Hektar Acker- und 50 Hektar Grünland werden vom Unternehmen „Gut Füchtel" bewirtschaftet. Während die Grünlandflächen als Futterflächen für die Pferde dienen und darüber hinaus Heu und Silage liefern, werden auf im Ackerbau überwiegend Getreide (Weizen, Gerste, Triticale, Roggen) sowie Zuckerrüben und Körnermais angebaut. Der Schutz von Flora und Fauna sowie beste Boden- und Grundwasserqualität sind Clemens von Merveldt dabei ein besonderes Anliegen: „Eine nachhaltige und ressourcenschonende Bewirtschaftung ist mit Blick auf die heute schon weltweit spürbaren Klimaveränderungen zwingend notwendig, um die Artenvielfalt unserer Region zu erhalten." Diesen Leitspruch unterstützt seit nunmehr 25 Jahren der verantwortliche Mitarbeiter und Landwirtschaftsmeister Markus Torbecke.

Andrea und Clemens von Merveldt führen in vierter Generation den traditionsreichen Familienbetrieb Gut Füchtel. Unterstützt werden sie dabei von ihren Kindern Patricia Seddig und Sebastian von Merveldt sowie einem Team qualifizierter Mitarbeiter.

Ökologisch wertvoll

Der Füchteler und Welper Wald ist nicht nur ein ökologisches Refugium für Pflanzen und Tiere aller Art – am Rande der der Kreisstadt Vechta gelegen, treffen sich in dem Naherholungsgebiet Spaziergänger, Jogger, Fahrradfahrer und natürlich Reiter.

Die rund 260 Hektar Forst sowie die Fuß- und Reitwege werden seit Generationen von der Eigentümerfamilie von Merveldt für die Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt und gepflegt. Prächtige Buchen, Eichen, Eschen, Erlen und Birken finden sich in dem Mischwald
ebenso wie Kiefern, Fichten, Lärchen und Douglasien.

Mit unzähligen Tier- und Pflanzenarten bilden sie eine komplexe Lebensgemeinschaft und erfüllen vielfältige ökologische Funktionen. „Wir sind uns des hohen Wertes unseres Waldes für eine intakte Umwelt sehr bewusst. Sowohl als Wasserspeicher wie auch zur Bindung des Treibhausgases Kohlendioxyd hat der Wald eine wichtige ökologische Funktion in Zeiten des Klimawandels, von dem wir durch Dürrejahre und Schädlingsbefall stark betroffen sind", sagt Clemens von Merveldt. „Standortgerecht, nachhaltig und naturnah" lautet daher seine Maxime für kontrollierte und zertifizierte Forstwirtschaft.

Nachwachsende Ressource

Wer allerdings Bewirtschaftung ohne Nutzung mit Naturschutz gleichsetzt, ist wortwörtlich auf dem Holzweg: Zur Vermeidung von Schädlingsbefall, Schutz vor Trockenheit und Sturmschäden ist die gezielte Entnahme und das Fällen ausgewählter Bäume zum Erhalt eines Wirtschaftswaldes unumgänglich.

Durch die nachhaltige Bewirtschaftung des Waldes wird dieser erhalten, stetig verjüngt und garantiert so auch über Generationen eine auch betriebswirtschaftlich sinnvolle Nutzung. Dies hat Vorteile für den Besitzer, die Gesellschaft und die Natur. 

Jede Fläche, aus der Bäume entnommen werden, wird umgehend wieder aufgeforstet. Und die gefällten Bäume werden weiter genutzt: Als nachwachsende Ressource präsentiert der umweltfreundliche Rohstoff Holz beim Haus- und Möbelbau wertvolle Vorteile gegenüber anderen Materialien.

Auch als Heizstoff leistet Holz einen messbaren Beitrag für Klimaschutz und Umwelt, vor allem, wenn es in der Region vor Ort gewonnen und vermarktet wird. Deswegen bietet der neue Betriebszeig der Familie von Merveldt daher seit einem Jahr ofenfertiges Brennholz aus der Region an. Hierfür wird das Kaminholz aus dem Füchteler und Welper Wald mit der Abwärme von Biogasanlagen getrocknet, eingelagert und nach Bestellung direkt zum Endkunden ausgeliefert.

Pferdezucht und -ausbildung auf höchstem Niveau: Spitzenpferde, die in ganz Europa und in Übersee erfolgreich sind, zeugen vom Erfolg des Unternehmens „Pferdehaltung Gut Füchtel".

Erfolgreich mit Pferdestärken

„Exklusive Pferdezucht, artgerechte Haltung, gesunde Aufzucht sowie klassische Ausbildung und die Vermarktung von Dressurpferden sind die Schwerpunkte unserer Arbeit", erklärt Clemens von Merveldt beim Rundgang durch den modernen Betrieb.

Insgesamt stehen bis zu 100 Pferde in den großzügigen Laufställen und Boxen auf Gut Füchtel. Zwei Reithallen, zwei Dressurplätze mit gepflegten Böden, Longierzirkel, eine Führanlage und mehrere Paddocks zur freien Bewegung und weitläufige Koppeln und Weiden komplettieren den professionell geführten Betriebszweig „Gut Füchtel Pferdehaltung". Der Leitspruch des Unternehmens „Wir behandeln jedes Pferd wie unser eigenes" wird hier mit Leben gefüllt.

Jedes Jahr werden bis zu 20 Fohlen geboren, die hier im Anschluss aufgezogen und nach drei bis vier Jahren in Ausbildung unter dem Sattel genommen werden. Turniervorstellung und internationale Vermarktung sind das Ziel.

„Die Pflege und Selektion der alten und bewährten Stutenstämme über Generationen ist ein wichtiger Baustein für den Erfolg unserer Pferde in aller Welt", betont Clemens von Merveldt. Spitzenpferde, die in ganz Europa und in Übersee erfolgreich sind, zeugen vom Erfolg und sind immer wieder Ansporn und Motivation: „Unser Betrieb ist international bekannt und anerkannt als Aufzucht- und Ausbildungsbetrieb für überdurchschnittlich veranlagte, junge Oldenburger Dressurpferde."

Ein besonderes Aushängeschild ist hier der bekannte Vererber und sportlich hocherfolgreiche Hengst „Füchtels Floriscount OLD", der mit Patricia von Merveldt bis zu Grand Prix Prüfungen erfolgreich war. Seit dem Abschluss ihres BWL-Studiums unterstützt die Tochter, die seit ihrer Hochzeit Patricia Seddig heißt, neben Ehefrau Andrea den Grafen in der Betriebsleitung sowie vor allem bei der Ausbildung und Turniervorstellung der Pferde auf höchstem Niveau. Ein kleines, engagiertes Team qualifizierter Mitarbeiter und jährlich ein bis zwei zu Pferdewirten Auszubildende sind unabdingbar für die Qualität und den Erfolg des Unternehmens.

Frischer Glanz in altem Gemäuer

Neben der Reiterei hat Diplomkauffrau Andrea von Merveldt noch ein weiteres Steckenpferd: Es ist vor allem ihr Verdienst, dass die ehemalige Remise und das frühere Heuerhaus auf Gut Füchtel sowie eine ehemalige Scheune am Gut Welpe heute in neuem Glanz erstrahlen.

Mit Ausblick auf das schon vor mehr als 800 Jahren erstmals erwähnte Gut Füchtel öffnete das kleine aber feine „Hofcafé Gut Füchtel" im Sommer 2006 seine Tore. Zahlreiche Zeugnisse der Vergangenheit, wie Karten- und Bilddokumente schmücken neben dem über dem Kachelofen hängenden Familienwappen der Familien Merveldt und Elmendorff die gemütlichen Räumlichkeiten. Seit vielen Jahren leitet hier Martina Mehler Koch mit Ehemann Andreas den Betrieb und hat diesen Ort mit hausgemachten Köstlichkeiten zu einem beliebten Ziel für Gäste aus nah und fern gemacht.

Das „Gästehaus Gut Füchtel" wurde 2011 an historischer Stelle, vom alten Grundriss eines Heuerhauses ausgehend, in Zusammenarbeit mit der Denkmalschutzbehörde komplett neu errichtet. Dort, wo einst die Gutsarbeiter wohnten, wurde exklusiver Raum für insgesamt fünf Apartments in individuellen Stilrichtungen geschaffen. Während die großzügigen Terrassen und Balkone dazu einladen, den Stimmen des Waldes zu lauschen oder mit etwas Glück ein Reh auf der Lichtung zu beobachten, werden mit Kaminöfen in jeder Wohnung auch lange Winterabende zum Erlebnis.

„Zahlreiche Gäste aus dem In- und Ausland sind begeistert von der einmaligen Lage und dem unvergleichlichen Flair unserer Ferienwohnungen", stellt Andrea von Merveldt fest und öffnet die Türen zu ihrem jüngsten Projekt, dem 2016 eröffneten „Gästehaus Gut
Welpe". Vom Grundkonzept her ähnlich wie in Füchtel, entstanden auch hier nach gefühlvoller und gründlicher Renovierung einer einstigen Scheune fünf stilvolle Ferienwohnungen mit hochwertiger Einrichtung in perfekter Lage.

Direkt am Mühlenteich neben dem Clubhaus des Golfclubs und dem Restaurant auf Gut Welpe gelegen, vervollständigt dies Kleinod das historische Ensemble des ehemaligen Gut Welpe. Im Jahr 2021 kam noch ein besonderes Apartment in der frisch renovierten „Alten Mühle" in Welpe hinzu, so dass nunmehr insgesamt elf stilvolle Wohnungen für Gäste zur Verfügung stehen.

Die individuell geschmackvoll eingerichteten Appartements der beiden Gästehäuser „Gut Füchtel" überzeugen mit einmaliger Lage und unvergleichlichem Flair.

Ein Blick in die Zukunft

Vor über 30 Jahren entstand auf den betriebseigenen Flächen im Welper Wald auf Initiative des Seniors Maximilian Graf von Merveldt und ortsansässiger Investoren die Golfanlage des Golfclubs Vechta-Welpe. Inzwischen ist dieser Platz überregional bekannt und beliebt, sodass Spieler aus ganz Deutschland und den angrenzenden nordeuropäischen Ländern nach Vechta kommen, um hier ihrem Hobby nachzugehen. Eine Entwicklung, der Clemens von Merveldt und seine Familie, mit dem Bau der Gästehäuser, aber auch der Restaurierung des heutigen Restaurants „Holla" auf Gut Welpe entsprochen hat. Das beliebte Lokal am Mühlenteich auf Gut Welpe war unter dem Namen „Café Gut Welpe" schon seit über hundert Jahren ein Ausflugsziel und Anlaufpunkt im Welper Wald und erstrahlt heute in neuem Glanz.

Ein weiterer Teil des Familienbetriebes ist die „Gut Füchtel Landschaftspflege GbR", die von Beginn an für die Unterhaltung und Pflege des 110 Hektar großen Areals, das vor mehr als 30 Jahren mitten in der urwüchsigen Landschaft des Welper Waldes entstand, verantwortlich ist. Diesen Betrieb leitet inzwischen verantwortlich der jüngste Sohn Sebastian von Merveldt.

Der 28-Jährige absolvierte nach erfolgreichem Abschluss seines Studiums im Bereich Wirtschaftsingenieurwesen im Agri- und Hortibusiness eine Fortbildung zum Fachagrarwirt für Golfplatzpflege und ist als Greenkeeper täglich auf den 18 Bahnen unterwegs. „Wir freuen uns sehr, inzwischen neben unserer Tochter auch unseren Sohn im Betrieb zu haben. Wir arbeiten eng zusammen und Sebastian entlastet mich bei vielen Aufgaben. Auf Dauer wird er weitere Verantwortung in unserem Familienbetrieb übernehmen", wirft Clemens Graf von Merveldt einen Blick in die Zukunft des traditionsreichen und vielseitigen Unternehmens „Gut Füchtel".

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