Wirtschaftsregion

Junge Führungskräfte im OM

Autor*in: EVGENIA KOHN

Sie sind jung, dynamisch, innovativ und wollen, dass sich etwas bewegt. Sie kommen aus der Wirtschaft und haben sich auf die Fahne geschrieben, die gesellschaftliche Entwicklung in ihrer Region positiv mitzugestalten. Und es gibt sie in fast allen Teilen der Welt. Rund 200.000 Mitglieder sind es derzeit in etwa 100 Ländern – auch in Deutschland, auch im Oldenburger Land: die Wirtschaftsjunioren.

Interessante Ein- und Ausblicke: Die Wirtschaftsjunioren besichtigen den Seehafen in Brake. Auch IHK-Präsident Jan Müller (r.) war einmal Wirtschaftsjunior.

Die Idee ist mehr als 100 Jahre alt. Bereits im Jahre 1915 gründete der Banker Henry Giessenbier in St. Louis im US Bundesstaat Missouri als lokale wirtschaftliche Nachwuchsorganisation die „Young Men's Progressive Civic Association" (YMPCA). Sein Grundgedanke: Positive gesellschaftliche Entwicklungen können nur begrenzt durch staatliches Handeln erreicht werden. Veränderungen müssen durch verantwortungsbewusste Bürger in Gang gesetzt werden. Vor allem das bürgerschaftliche Engagement und soziale Verantwortungsbewusstsein junger Menschen mit unternehmerischer Führungsverantwortung wollte Giessenbier durch die Schaffung lokaler Organisationen fördern. In den USA gelang ihm dies. Eine internationale Verbreitung seiner Idee erlebte er allerdings nicht mehr. Sie trat ihren internationalen Siegeszug erst um 1944 an – Giessenbier starb 1935 –, und seitdem firmiert die Organisation als weltweites Netzwerk unter dem Namen „Junior Chamber International" (JCI). Die meisten Mitglieder hat der JCI übrigens in Japan.

Felix Jahn, Geschäftsführer bei der Oldenburgischen IHK.

WJD: Deutsches Netzwerk

In Deutschland entstanden die ersten Wirtschaftsjuniorenkreise in den 1930er Jahren. 1954 gründeten diese einen Bundesverband, der seit 1981 unter „Wirtschaftsjunioren Deutschland" (WJD) firmiert.

Heute sind die WJD eine eindrucksvolle Organisation. Als größtes Netzwerk der „jungen Wirtschaft" in Deutschland sind in ihm mehr als 10.000 junge Unternehmer und Unternehmerinnen sowie Führungskräfte unter 40 Jahren in rund 215 regionalen Mitgliedskreisen organisiert. 60 Prozent der Mitglieder sind selbstständige Unternehmer, 40 Prozent angestellte Führungskräfte. Die Geschäftsführung der Mitgliedskreise liegt im Allgemeinen bei einer örtlichen Industrie- und Handelskammer (IHK). Zusammen geben sie etwa 300.000 Menschen Arbeit und 35.000 Jugendlichen einen Ausbildungsplatz. Der Jahresumsatz ihrer Firmen erreicht mehr als 120 Milliarden Euro.

Die Wirtschaftsjunioren in Deutschland kommen aus vielen Branchen – von der Industrie über das Dienstleistungsgewerbe bis hin zum Handel. Die Wirtschaftsjunioren wollen dazu beitragen, den Standort Deutschland weiterzuentwickeln sowie sein Wachstum und seine Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und zu stärken. Dabei setzen sie auf Tradition und bewährte Tugenden wie Verantwortungsbewusstsein, Integrität und Ehrbarkeit. Und sie bringen sich in politische Debatten ein, zum Beispiel wenn es darum geht, faire Bildungschancen herzustellen, die Generationengerechtigkeit zu stärken, einen flexiblen Arbeitsmarkt zu schaffen oder die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu ermöglichen.

Hanseraum: Starker Norden

Gut 40 der rund 215 Mitgliedskreise mit etwa 1.500 Mitgliedern aus den norddeutschen Bundesländern Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein haben sich zum Hanseraum zusammengeschlossen. Einmal im Jahr, immer um Himmelfahrt herum, treffen sich die Hanseraum-Mitglieder zu ihrer viertägigen Hanseraum-Konferenz, die jedes Mal in einer anderen Stadt im Norden stattfindet. Im Jahr 2022 wird sie in Kiel ausgerichtet. Zum Hanseraum gehören auch die derzeit etwa 50 Wirtschaftsjunioren bei der Oldenburgischen IHK (WJ Oldenburg). Sie repräsentieren die junge Führungsgeneration in Unternehmen des Oldenburger Landes – von der Nordseeinsel Wangerooge bis zum Dümmer, von der Weser und Delmenhorst bis zum Emsland und Ostfriesland – und geben dem jungen Unternehmertum in der Region Gesichter.

2021 spendeten die Wirtschaftsjunioren Fahrräder für jugendendliche Wohnungslose in Oldenburg.
Der Schülerwettbewerb „Deine Idee, Dein Business" findet 2022 bereits zum dritten Mal statt.
Starkes Netzwerk für die junge Wirtschaft: Erfahrungsaustausch zwischen Führungskräften und ehrenamtliches Engagement steht im Mittelpunkt.

WJO: Junges Gesicht der Region

„Die Wirtschaftsjunioren bilden das Sprachrohr der jungen Führungsgeneration gegenüber Politik und Gesellschaft" heißt es im Leitfaden des Oldenburger Regionalverbandes. Bewerben beim Wirtschaftsnachwuchs kann sich jede/-r selbstständige Unternehmer/-in oder leitende Angestellte eines Unternehmens aus der Region der Oldenburgischen IHK – allerdings muss er/sie jünger als 40 Jahre sein.

Neulinge erhalten zunächst einen Gaststatus und werden durch ein On-Boarding-Team begleitet, das ihnen den Einstieg in das Netzwerk erleichtert und dabei hilft, den Bereich für ein ehrenamtliches Engagement zu finden, der am besten zu ihnen passt. Über die Aufnahme nach der Gastphase entscheidet der Vorstand der Wirtschaftsjunioren. Jährlich wird außerdem auf einer Regulariensitzung in der Vorweihnachtszeit ein neuer Sprecher gewählt.

Die Oldenburger Wirtschaftsjunioren stehen für erfolgreiche, soziale und nachhaltige Unternehmensführung. Sie wollen für ihre Region, das Oldenburger Land, gemeinsam neue Ideen entwickeln, die diese voranbringt. Sie setzen sich für wirtschaftliche Bildung an Schulen ein und gestalten sie praxisnah. Sehr wichtig ist ihnen die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Freizeit. Aber Mitglied bei den Wirtschaftsjunioren zu sein heißt auch: Menschen treffen, Kontakte knüpfen, Freunde gewinnen. Bei allem fachlichen Engagement soll auch der private Austausch nicht zu kurz kommen.

Bild links: Die Wirtschaftsjunioren zu Besuch bei Grimme in Damme. Bild rechts: Die Charity-Aktion 2020, als die Wirtschaftsjunioren eine Spende an das Ronald- McDonald-Haus Oldenburg überreichten.

Engagierte Projektarbeit

Die Oldenburger Wirtschaftsjunioren bringen sich mit Projekten aktiv in ihrer Region ein und wollen diese mitgestalten. Jedes Mitglied kann seine besonderen Interessen und Fähigkeiten einbringen. So werden zum Beispiel in einer Projektgruppe Themenabende mit Politikern organisiert. Eine andere Projektgruppe kümmert sich um das Thema Charity. Größtes Projekt dabei ist die jährliche Ausrichtung der Gründer-Challenge „Deine Idee, Dein Business" (www.deine-idee-dein-business.de). Darin führen die Wirtschaftsjunioren Jugendliche an das Thema Unternehmertum heran. Ein Schuljahr lang begleiten Mentorinnen und Mentoren aus dem Kreis der Wirtschaftsjunioren die Jugendlichen bei der Entwicklung ihrer Gründungsidee. Die zehn besten Teams präsentieren in einem Finale ihre Konzepte. Zu gewinnen gibt es attraktive Preise.

Ein zweites Leuchtturmprojekt ist die Herausgabe der Ausbildungsbroschüre „Durchstarter" (wj-oldenburg.de/durchstarter). Mit einer Rekordbeteiligung von regionalen Unternehmen haben dabei die Wirtschaftsjunioren 2021 die zehnte Ausgabe herausgebracht. Insegsamt 150 Betriebe bieten in diesem Heft mehr als 120 verschiedene Ausbildungsmöglichkeiten für das Ausbildungsjahr 2022 an. Der „Durchstarter" wird an allen Haupt- und Oberschulen, an die Berufsvorbereitungsklassen der Berufsbildendenden Schulen und und an Berufsinformationszentren bei Arbeitsagenturen im ganzen Oldenburger Land verteilt.

Um den Schulabgängerinnen und Schulabgängern die Kontaktaufnahme zu den Firmen so leicht wie möglich zu machen, ist bei den meisten Firmen in der Broschüre ein Auszubildender bzw. eine Auszubildende als Ansprechpartner/in genannt. Zudem ist der Durchstarter auch als digitale Version im Internet abrufbar.

Im Sommer 2019 besichtigten die Wirtschaftsjunioren Oldenburg das Logistikzentrum Adidas in Rieste.

In einer weiteren Projektgruppe werden Veranstaltungen organisiert, die das Netzwerken weiter stärken sollen. Dazu gehört die Fahrt der Mitglieder zur Teilnahme an der jährlichen Hanseraum-Konferenz. 

Alle zwei Jahre wird außerdem eine Delegationsreise in ein anderes europäisches Land organisiert. Dort treffen sich Wirtschaftsjunioren zum Kennenlernen ansässiger Unternehmen und Erfahrungsaustausch mit Vertretern lokaler Unternehmen und Mitgliedern anderer Gebietskreise der weltweiten Wirtschaftsjunioren-Dachorganisation JCI. Überdies befasst sich eine Projektgruppe mit der Außendarstellung der Oldenburger Wirtschaftsjunioren. Dazu gehört eine regelmäßige Berichterstattung über Veranstaltungen und Projekte in Form von Pressemitteilungen, aber auch die Pflege der eigenen Homepage und der Facebook-Seite, damit diese mit den aktuellsten Informationen und in einem frischen Design möglichst viele Internetnutzer anziehen.

In allen Projekten dokumentiert sich das aktive ehrenamtliche Engagement der Oldenburger Wirtschaftsjunioren. Jedes Mitglied ist in einem der Projekte aktiv. Und es entstehen immer neue Projekte, die von den Wirtschaftsjunioren selbst initiiert werden.

Wer als junge Führungskraft also Lust hat, sich mit guten Ideen aktiv für seine Wirtschaftsregion in ein starkes regionales Netzwerk einzubringen, darf sich gerne bewerben. Die Wirtschaftsjunioren freuen sich immer über engagierten Nachwuchs.

-> www.wj-oldenburg.de

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