„Am Ende der Produktionskette stehen natürlich die Maschinen für die Praxis, in bester Qualität, auf dem neuesten technischen Stand und zu vernünftigen Preisen. Entscheidende Gründe für unseren erfolgreichen Weg jedoch sind sicherlich auch das Miteinander unter den Beschäftigten und der langjährige persönliche wie konstruktive Austausch mit unseren Partnern und Kunden. Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt", betont Dr. Jutta Middendorf- Bergmann.
Ein Weg, der vor mittlerweile 125 Jahren seinen Lauf nahm. Im Jahr 1896 gründete Ludwig Bergmann am Ortsrand Goldenstedts eine Fabrik für Landmaschinen und fokussierte sich zunächst auf die Produktion von Dreschmaschinen. 1922 stiegen die beiden Söhne Franz und Herrmann mit ein. Korn-, Heu- und Strohgebläse ergänzten das Portfolio. Auch mit der Produktion von Kartoffelerntemaschinen erarbeitete sich Bergmann eine führende Position. Mit der Produktion von Stalldungstreuern ab 1954 legte die Firma dann den Grundstein für die Entwicklung zum Spezialisten für Streutechnik. Von 1976 bis 2008 führte Ludwig Bergmann in dritter Generation das Unternehmen. Seither wird es von seiner Frau geleitet.
Eine Entwicklung, die auch Produktionsleiter Johannes Kohls durchaus stolz macht. Sind er und seine Familie doch eng mit der Firma verbunden, wie er an seinem aufgeräumten Schreibtisch sitzend an diesem Morgen erzählt. „Schon mein Großvater arbeitete hier als Hausmeister, meine Großmutter half im Haushalt der Bergmanns. Mein Vater war 45 Jahre lang als Schmied tätig. Ich selbst bin, mit kurzer Unterbrechung, seit 1973 hier. Und nebenan in der Konstruktionsabteilung, da sitzt inzwischen auch mein Sohn." Die Identifikation mit dem Unternehmen sei entsprechend hoch. Im Sommerurlaub an der Ostsee habe er bei den Radtouren entlang der Felder immer Ausschau nach den grünen Fahrzeugen gehalten. „Das ist sogar meinem Schwager aufgefallen. Bergmann ist halt ein großer Teil meines Lebens", sagt der Goldenstedter lachend.
Kohls zeichnet sich für die Mitarbeiter in der Produktion verantwortlich, darunter bislang lediglich eine Frau. „Obwohl wir versuchen, mehr Frauen für unsere Arbeit zu begeistern: Der Landmaschinenbau ist nach wie vor stark männerdominiert", bestätigt Kohls. Das ist auch Isabell Schlömer aufgefallen, als sie 2019 ihre Ausbildung zur Industriekauffrau bei Bergmann begann. In den unterschiedlichen Abteilungen, die sie dabei durchläuft, trifft die 19-Jährige zumeist auf männliche Kollegen. „Das stört mich aber nicht. Es ist überall ein Arbeiten auf Augenhöhe", sagt sie und widmet sich wieder den Rechnungen, Auftragsbestätigungen und Angeboten an ihrem Computer.
Um als Unternehmen attraktiv für junge und motivierte Fach- und Führungskräfte zu bleiben, innovativ und offen zu sein für neue Wege in der Agrartechnik ist es für die Bergmann GmbH von zentraler Bedeutung, mit wissenschaftlichen Instituten in der Region zu kooperieren und sich auf spannende Forschungsprojekte einzulassen. „Das Ziel ist es, über die Kooperationen und im Austausch mit unseren Partnern möglichst einen Schritt schneller zu sein als der Wettbewerb", sagt Dr. Jutta Middendorf- Bergmann.
Diese Entwicklungsfreude lockt dann auch schon mal junges, bereits qualifiziertes Fachpersonal an. Der Bührener Christian Böckmann etwa wechselte 2019 zur Firma Bergmann, „weil mir hier gute Entwicklungs- und Aufstiegsmöglichkeiten geboten wurden", wie er sagt. Mit seinen 28 Jahren ist der Landmaschinen-Mechanikermeister bereits stellvertretender Abteilungsleiter. „Mich reizt es, in einem familiengeführten Unternehmen an der Zukunft der Agrarbranche mitzuwirken und dabei mit den eigenen Händen Maschinen zu bauen, die präzise arbeiten und weltweit im Einsatz sind."
Dem handwerklichen Geschick der Mitarbeiter in den Produktions- und Montagehallen steht die Kreativität in den Büros der Firma Bergmann gegenüber. Dort werden Themen wie Konstruktion, Digitalisierung, Datenmanagement oder GPS-Steuerung in den Blick genommen. Von Mitarbeitern wie Stephan Ehlers. Der 53-Jährige aus Bassum-Albringhausen ist seit 27 Jahren in der Konstruktionsabteilung aktiv und erstellt am CAD-Arbeitsplatz 3D-Baugruppen und technische Zeichnungen inklusive Stücklisten verschiedenster Maschinen. „Die Arbeit ist sehr vielseitig, kreativ und eine interessante Mischung aus Theorie und Praxis. Wir arbeiten Hand in Hand mit unserer Versuchsabteilung zusammen", erzählt Ehlers.
Auch Umweltschutz- und Nachhaltigkeitsaspekte spielen eine zunehmend starke Rolle bei Bergmann. So bietet das Unternehmen seinen Kunden etwa technische Lösungen zur Umsetzung der 2018 in Kraft getretenen Düngeverordnung an und hat auch die unternehmenseigene Lackiererei unter diesen Maßgaben umgestellt. Dort ist Winfried Kröger aus Visbek in leitender Funktion. „Die gesetzlichen Vorgaben haben sich in den vergangenen Jahren verschärft. Deshalb arbeiten wir zum Beispiel mit einer elektrostatischen Präzisionstechnologie und umweltschonenden Farben. Das Unternehmen agiert hier mit Weitsicht und stellt sich auf neue Herausforderungen entsprechend frühzeitig ein", weiß Kröger.
Inzwischen ist es kurz vor zwölf. Zeit für die Mittagspause. Auch für Fahrzeugbauer Steffen Fromm aus Twistringen, der in der Montagehalle jedoch noch an einem Dungstreuer die Montage einer Bremsanlage für das Fahrzeug abschließt. „Wir übernehmen die auftragsbezogene Endmontage der fertig lackierten Maschinen. Von hier aus gehen sie an den Kunden", erklärt der 37-Jährige. Die Arbeit sei aufgrund der zunehmend komplexer werdenden Technik und Elektrik herausfordernd. „Das macht es aber zugleich auch interessant", sagt er, setzt seine Corona-Schutzmaske auf und verschwindet anschließend in die Mittagspause.
Die Räder bei Bergmann greifen sichtbar ineinander. Und das, obwohl die Agrarbranche mit enormen Herausforderungen konfrontiert ist: Die Corona-Pandemie, die Afrikanische Schweinpest, internationale Handelskonflikte, der Brexit oder auch regionale Entwicklungen wie der Strukturwandel, Tierwohl- und Klimaschutz-Debatten verändern den Markt immer schneller. Situationen und Umstände, die die Akteure in der Branche vor immer anspruchsvollere Planungen stellen.
Dr. Middendorf-Bergmann jedoch bleibt optimistisch: „Diese Themen fordern uns, ja. Aber Herausforderungen gab es in der Landwirtschaft doch schon immer zu meistern. Wir müssen ihnen weiter mutig begegnen und die Segel richtig setzen", sagt sie. Man stelle fest, dass die Kunden trotz allem zu Investitionen bereit seien, um mit der Entwicklung Schritt zu halten.
So wappnet sich auch die Geschäftsführerin mit ihrem Unternehmen für die Zukunft. 2021 etwa ist der Baubeginn für eine neue Montagehalle und eine Unterstellhalle auf insgesamt rund 6.700 Quadratmeter Fläche geplant. „Wir werden unsere Make-to-Order Produktion ausbauen und unsere Abläufe weiter optimieren, um die Fertigung der Maschinen noch effizienter zu gestalten", kündigt die Mutter zweier erwachsener Söhne an.
Dabei stets an ihrer Seite: ihr Team. Die Beschäftigten. „Meine Bergmänner", wie Dr. Jutta Middendorf-Bergmann sie gerne nennt. Und auf die sie so stolz ist. Eigentlich wollte sie den erfolgreichen Weg zum 125-jährigen Bestehen des Unternehmens mit allen mal wieder so richtig feiern. Doch die Corona-Pandemie hat die Pläne erst einmal auf Eis gelegt. „Wir holen das nach, ganz bestimmt", sagt sie.
Mit Herausforderungen können sie bei Bergmann ja umgehen.