Sommerschulen – Lernen in den Ferien
Doch die Corona-bedingten Schulschließungen haben ihre Spuren hinterlassen. Trotz des gut organisierten Online-Unterrichts blieb fachlich einiges auf der Strecke. Vielen Kindern und Jugendlichen fehlten vor allem die sozialen Kontakte. Besonders schwierig wurde es, wenn sie in beengten Verhältnissen wohnten und zu Hause keine ausreichende Unterstützung beim Homeschooling bekamen. Manchmal mangelte es auch einfach an der technischen Ausstattung oder einem schnellen Internetzugang.
Um hier einige Defizite abzufedern, entwickelten mehrere Schulen der Schulstiftung kurzfristig Sommerschulen. Die Teilnahme war freiwillig, und obwohl es die Jugendlichen wertvolle Ferienzeit kostete, konnten sich die Schulen über mangelnde Nachfrage nicht beklagen. Die fachlichen Schwerpunkte lagen meist in den Bereichen Englisch, Mathematik und Deutsch. Je nach Standort wurden die Sommerschulen unterschiedlich organisiert.
Während im Wilhelmshavener Gymnasium Cäcilienschule einige Schüler von hauseigenen Lehrkräften eine Woche unterrichtet wurden, setzte die Oldenburger Oberschule Paulusschule auf externe Honorarkräfte. 57 Schülerinnen und Schüler hatten sich angemeldet. Besonders groß war das Interesse im neunten Jahrgang. Zwei Schulwochen wurde unterrichtet. Die Unterrichtsinhalte hatten Lehrkräfte der Schule vorab erstellt. Die Umsetzung vor Ort übernahmen Studierende des Master of Education Studienganges der Universität Oldenburg.
Ähnlich lief es an der Oberschule Ludgerus-Schule in Vechta. 25 Mädchen und Jungen der Klassen fünf bis neun kamen an zwei Ferienwochen täglich von 9.00 bis 12.30 Uhr in die Schule. Fünf Honorarlehrkräfte übernahmen den Unterricht. Eine andere Philosophie vertrat die Cloppenburger Marienschule, mit 575 Schülerinnen und Schülern die größte der vier Oberschulen der Schulstiftung. Den zweiwöchigen Ferienunterricht, an dem 21 Jugendliche teilnahmen, konnte sie komplett mit hauseigenem Personal abdecken. Schulleiterin Simone Hegger-Flatken hatte damit eine Anregung aufgegriffen, die aus dem eigenen Kollegium gekommen war. Verständlich, dass sie auf ihre Leute und den großen Gemeinschaftssinn stolz ist. Anders als in Oldenburg und Vechta wurde hier nicht im Gruppenverband unterrichtet, sondern alle arbeiteten unter pädagogischer Aufsicht einen Lehrplan ab, den die jeweiligen Fachlehrkräfte im Vorfeld individuell erstellt hatten. Das Konzept kam gut an. Was kann es ein größeres Lob geben, als wenn ein Siebtklässler sagt, er bereue es nicht, hier zu sein, obwohl ihn seine Mutter eigenmächtig angemeldet hatte. Oder wenn ein Gleichaltriger zugibt: „Zu Hause würde ich wahrscheinlich nur vor dem Computer sitzen und nichts tun."
Ein ganz anderes Modell realisierte die Schulstiftung St. Benedikt in Vechta zusammen mit der dortigen Bürgerstiftung. Wenige Wochen vor Ende des letzten Schuljahres war die Idee entstanden, Kindern aus Vechtaer Schulen in den Sommerferien eine pädagogisch begleitete Ferienbetreuung anzubieten. Trotz der knappen Zeit ist es durch die Mithilfe Vieler gelungen, das Sommercamp auf dem BDKJ-Jugendhof zu organisieren. 81 Kinder aus zwölf Schulen – meist Grundschulen – nahmen schließlich daran teil. Die kulturelle und sprachliche Vielfalt der Kinder erwies sich als Bereicherung für alle. Schule und Spaß, Lernen und Spiel, Gemeinschaft und viel Kreativität – das Sommercamp bot den Kindern der Klassen eins bis sechs nicht nu Anregungen, Bewegung und Wissen, sondern auch die Möglichkeit, neue Freundschaften zu schließen. Es hat Spaß gemacht zu sehen, wie Kinder jahrgangs- und schulübergreifend und ohne Scheu vor fremden Kulturen zueinander gefunden haben. Wie die Kinder das Sommercamp bewerteten: „Das waren die besten Ferien." und „Ich will wiederkommen, weil es mir hier sehr viel Spaß gemacht hat." sind nur zwei von vielen begeisterten Kommentaren.
Finanziert wurden alle diese Maßnahme überwiegend von externen Förderern: Der Bürgerstiftung Vechta, dem Corona-Hilfsfonds der katholischen Kirche, dem niedersächsischen Kultusministerium, der Mechtild und Günter Welker Stiftung und der Marius Eriksen Stiftung.
Das Modell der Sommerschulen wird uns in Zukunft immer mehr begegnen. In Form und Inhalten werden sie sich ständig neu anpassen. Aber wenn sich Schulkinder darüber freuen, an solchen Veranstaltungen teilnehmen zu können, und in den Ferien bereit sind, dafür morgens früh aufzustehen – mehr Zustimmung geht nicht.