Lebenswelt

Sharaf, der Chiropraktor

Autor*in: Kerstin Wrage

Wer zu ihm kommt, kommt in der Regel mit körperlichen Problemen. Manchmal mit sehr akuten Bewegungseinschränkungen, manchmal mit jahrelang ausgehaltenen latenten Problemen, die einfach nicht aufhören wollen. Sharaf Beitar ist einer der wenigen Chiropraktoren im Oldenburger Münsterland. Er behandelt in seiner Friesoyther Praxis Patienten mit unterschiedlichen körperlichen Beschwerden. Er hilft ihnen im Heilungsprozess und darüber hinaus.

Sharaf Beitar behandelt in seiner Praxis in Friesoythe nach den Methoden der amerikanischen Chiropraktik. Er ist zudem ausgebildeter Physiotherapeut und Osteopath.

„Justieren fühlt sich lustig an", sagt der sechsjährige Linus. „Da knucksen die Knochen im Rücken oder Sharaf drückt auf meinen Bauch." Linus war geplagt von massiven Verdauungsstörungen. Seine Mutter beschreibt es so: „Schon im Babyalter hatte er Probleme mit dem Stuhlgang und wir sind letztendlich von Arzt zu Arzt gefahren, ohne dass es langfristige Verbesserungen gab. Teilweise konnte er bis zu vier Wochen nicht zur Toilette gehen. Als Linus vier war, hatte ich das Gefühl, es wird immer schlimmer und bin dann über Mund-zu-Mund-Propaganda an die Praxis Beitar verwiesen worden. Und was soll ich sagen: Als wir nach dem ersten Termin wieder zuhause waren, ging Linus zur Toilette. Das war fast ein bisschen unheimlich."

Die Beschwerden, die der Friesoyther Chiropraktor behandelt, sind vielfältig. „Es kommen Menschen, die mit Schulter-, Knie- oder Rückenbeschwerden zu kämpfen haben. Auch Verdauungsprobleme, wie bei Linus, sind ein großes Thema", so Sharaf Beitar. „Außerdem Schwindel oder Kinder mit Entwicklungsstörungen."

Linus geht es wieder gut Bereits nach der ersten Justierung kamen die Erfolge.

Wirbelsäulen und Nervenfunktionen

Durch die Justierung werden die Wirbelgelenke und die umliegenden Strukturen wieder in ihre Idealposition gebracht. Dadurch und durch die daraus folgende Entlastung der Nerven kann die Kommunikation zwischen Gehirn und dem gesamten Körper deutlich verbessert werden. „Diese Justierungen erfolgen im Millimeterbereich und sind absolut gezielt", erklärt Beitar. „Bänder und Kapseln werden keinesfalls überdehnt. Aber die Signale des Gehirns haben sozusagen wieder freie Bahn und unterstützen die Heilung."

Nach der Lehre der amerikanischen Chiropraktik gibt es drei Ursachengebiete, die diese Fehlfunktionen (genannt Subluxationen) eines oder mehrerer Wirbelgelenke und damit einhergehende negative Nervenfunktionen auslösen können: Seelischer Stress wie Burnout-Symptome, alltägliche chemische Einflüsse auf den Körper und körperliche Belastungen beziehungsweise Unfälle.

Auch schwierige Geburtssituationen wie Kaiserschnitte oder der Einsatz von Saugglocken können sich negativ auf die Nervenbahnen, gerade im Nackenbereich, auswirken. Manchmal kommen die Probleme, die sich daraus ergeben, erst Jahre später, oft auch erst im Erwachsenenalter.

Drei Ausbildungen Sharaf Beitar ist ausgebildeter Physiotherapeut, ausgebildeter Osteopath, hat sein Masterstudium an der Donau Universität Krems absolviert und trägt den Titel Master of Science in Chiropraktik (MSc Chiropraktik) das entspricht dem amerikanischen D.C. of Chiropractic.

Ein Mann, drei Ausbildungen

Sharaf Beitar ist ausgebildeter Physiotherapeut und Osteopath. Er hatte selbst einige Beschwerden, die ihn nicht losließen und kam durch Zufall an einen Chiropraktor. „Für mich persönlich war der Erfolg der Behandlung so sichtbar, dass sehr schnell klar war, dieses Studium und den Beruf will und werde ich machen", so Beitar. Also studierte er neben der Arbeit als selbständiger Physiotherapeut an der Donau-Universität Krems und dem Chiropraktik Campus Hamburgund schloss sein Studium mit dem Master of Science beziehungsweise mit dem amerikanischen Titel Doctor of Chiropractic ab.

„In den USA und anderen Ländern sind die Chiropraktoren vollwertig in das Gesundheitssystem integriert, in Deutschland leider noch nicht ganz", bedauert Beitar. Die privaten Krankenkassen beteiligen sich an den Kosten, im Gegensatz zu den gesetzlichen. Dies muss sich ändern, fordert der Friesoyther und setzt dabei auch auf den Dachverband der Chiropraktoren. „Ich sehe die Chiropraktik nicht als ein Allheilmittel gegen alles", sagt Beitar. „Bei manchen Erkrankungen benötigen die Patienten einfach eine ganz klassische ärztliche Behandlung mit Medikamenten oder im Krankenhaus." Aber wenn die klassische Medizin und die Chiropraktik Hand-in-Hand behandeln, kommt für die Gesundheit der Patienten das Beste heraus. Ein Beleg: Auch einige Ärzte gehören zur Patientengruppe des Friesoythers.

Beitar ist ein internationaler Mensch. Geboren wurde er als Sohn eines Friesoyther Orthopäden und einer Spanierin. Er wuchs in Syrien auf und kam erst als 17-Jähriger nach Deutschland. Heute lebt er mit seiner Familie im Landkreis Cloppenburg. Sein Herz schlägt aber auch für seine spanische Heimat. Und er ist in vielen Ländern unterwegs, bildet sich fort oder gibt seine Erfahrungen auf Kongressen an jüngere Kollegen weiter. Einmal jährlich findet ein großes Treffen in Mumbai (ehemals Bombay) statt, bei dem 60 internationale Chiropraktoren tausende indischer Patienten kostenlos behandeln und damit einerseits Menschen helfen und anderseits ein Zeichen gegen das ungerechte Kastensystem setzen wollen.

Ablauf einer Behandlung

Nach einer telefonischen Anmeldung besuchen Patienten einen Informations- und Aufklärungsabend (immer montags um 19.30 Uhr in Friesoythe). Dort werden sie über den Behandlungsablauf, die Dauer und die Kosten informiert. Erst danach entscheidet der Patient (oder bei Kindern die Erziehungsberechtigten), ob eine Behandlung gestartet werden soll. Diese beginnt mit einem Wirbelsäulenscan, aus dem sich im Anschluss der Behandlungsplan ergibt. Grade in der ersten Zeit bekommen die Patienten bis zu drei kurze Termine wöchentlich. Im weiteren Verlauf erfolgt eine Justierung der Wirbelsäule im Abstand von vier bis sechs Wochen, so bleibt die Kommunikation zwischen Gehirn und Nervensystem dauerhaft und langfristig bestehen.

Genaue Aufklärung Der erste Termin in der Praxis ist immer eine Aufklärung und die Auseinandersetzung mit der Wirkung auf den Körper. Patienten, die genau wissen, wie der Behandlungsweg verläuft, können so besser mitarbeiten.

Familienpraxis

Wer an einem normalen Nachmittag in die Praxis nach Friesoythe kommt, sieht sofort, hier wuselt es von Jungen und Mädchen. „Wissenschaftliche Studien belegen, dass Kinder, die regelmäßig justiert werden, in ihren gesamten Körperfunktionen fitter sind", so Beitar. „Und so gibt viele Beispiele von Kinder-Problemen bei denen die amerikanische Chiropraktik helfen kann: Verdauungsprobleme wie bei Linus, Stottern, Verarbeitung von Schulstress, Probleme nach Operationen, schreiende Babys."

Zu den Patienten zählen darüber hinaus Sportler oder ältere Menschen, die ihr Wohlbefinden und ihre Leistungsfähigkeit steigern wollen, und Menschen, wie Johannes Meyer. Er ist schon seit 2006 Patient hier. Seine gesamte Brustwirbelsäule war vorher mit Stangen versteift worden. „Nach den OPs hatte ich alles versucht, aber die Schmerzen und die Unbeweglichkeit waren übermächtig", sagt Meyer. Depressionen folgten. „Als ich das erste Mal bei Sharaf war, hatte ich das Gefühl, dass seine Arbeitsweise anders ist. Er sieht und spürt, was das Problem ist. Er behandelte mich, und war der Erste, der mir wirklich helfen konnte. Seitdem bin ich regelmäßig hier und ich muss sagen: Ohne Sharafs Justierungen, hätte ich den Lebensmut verloren. Mich gäbe es nicht mehr. Und jetzt ist mein Leben wieder lebenswert."

Wirbelsäule als Zentrale und Schlüssel

„Die Wirbelsäule ist die Zentrale und der Schlüssel aller Übermittlungen zwischen Hirn und Körper. Und wenn die funktionieren und aktiviert sind, wirken auch die Selbstheilungskräfte", ist Beitar überzeugt. „Und dabei kann ich helfen." Sharaf Beitar arbeitet daran, dass die Chiropraktik in Deutschland besser anerkannt wird und die Wertschätzung bekommt, die sie in anderen Ländern erfährt. Denn dann würde es für die Patienten zum Beispiel keine Finanzierungsschwierigkeiten mehr geben und eine chiropraktische Therapie würde zum normalen Behandlungsverlauf bei verschieden Krankheiten gehören. Und Kindern wie Linus könnte so viel früher geholfen werden.

„Nach einer schweren Operation fehlte mir jeglicher Lebensmut. Ohne die Justierungen gäbe es mich nicht mehr." Johannes Meyer ist seit 2006 Patient von Sharaf Beitar.

INFO | CHIROPRAKTIK

Subluxationen, also Fehlfunktionen eines Wirbelgelenks und damit einhergehende negative Nervenfunktionen, entstehen durch:
- körperliche Belastungen oder Unfälle
- seelischen Stress, Burnout
- alltägliche chemische Einflüsse auf den Körper

Häufige Krankheitsbilder, die in der Praxis Beitar behandelt werden:
- Probleme im Bewegungsapparat
- Schmerzen (z. B. in Schultern oder Knien)
- Verdauungsprobleme
- Entwicklungsstörungen bei Kindern

Studien über die Nachweisbarkeit von Erfolgen durch den Einsatz von Chiropraktik
finden Sie unter: http://chiropraktik-leitlinien.de/wp-content/uploads/2016/07/de-CCP-Guidelines-4th-Edition-2013-2-1.pdf

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