„Wir denken, handeln und arbeiten kundenorientiert", fasst Clemens Nemann die ebenso einfache wie wirkungsvolle Unternehmensleitlinie seines Möbelhauses zusammen. „Unser Möbelmarkt ist nicht der exklusive Designtempel, wir sind kein Antiquitätenhändler und wir sind auch nicht Ikea", resümiert der Vechtaer Kaufmann: „Wir sind einfach alles auf einmal. Und wir fahren auch in harten Zeiten sehr gut mit diesem Konzept".
So groß wie heute ist die Firma natürlich nicht immer gewesen. Doch die Vechtaer kennen Möbel Nemann seit 72 Jahren. Im Sommer 1949 trat der Vater des heutigen Inhabers die Nachfolge der Firma Holtvogt an und legte damit den Grundstein des heutigen Erfolges. 1969 entstand der für zeitgenössische Verhältnisse riesige Neubau an der Lohner Straße, mit dem das Unternehmen weit über die Grenzen Vechtas hinaus bekannt wurde.
1979 übernahm der damals erst 24-jährige Clemens Nemann das elterliche Unternehmen. Sechs Jahre später trug er sich erstmals mit dem Gedanken, seinen Markt noch einmal ordentlich zu vergrößern. Detaillierte Branchenanalysen, das Gespür für aktuelle Markttrends und die richtige Dosis Unternehmergeist bestärkten ihn in seinem kühnen Entschluss. „Es gab damals durchaus einige Leute, die behaupteten: Clemens, das Ding ist für Vechta zu groß, das wird nichts", erinnert sich der Möbelkaufmann. Doch Nemann ließ sich nicht beirren: Im Februar 1998 wurde das neue „Wohnerlebnis Nemann" an der Falkenrotter Straße als erstes Geschäft im damals brandneuen Gewerbegebiet eröffnet. Seither freuen sich Kunden aus ganz Nordwestdeutschland auf die einzigartige Erlebnis-Einkaufswelt rund um die Themen Wohnzimmer, Büro, Esszimmer, Küche, Schlafen, Garten, Grillen und Deko.
Digital und analog
Im Vergleich zu anderen Handels-Segmenten ist der Online-Anteil im Möbelhandel derzeit nach wie vor relativ gering. Alexander Lager, seit Sommer 2020 Mitglied der Geschäftsleitung bei Nemann und mit 29 Jahren einer der jüngeren Manager, weiß um diese fachspezifische Online-Hürde, sieht aber hier echte Chancen für die Zukunft. „Wir setzen künftig verstärkt auf Omnichannel-Konzepte, will heißen: Neben dem klassischen Ladengeschäft fahren wir das Internet und unser Social-Media Engagement mit Einrichtungstrends und Wohnideen weiter hoch. Da sehe ich noch ein erhebliches Wachstumspotenzial – nicht nur für uns, sondern für den gesamten deutschen Möbelmarkt", so der studierte Betriebswirt.
Noch lieber im Laden
Noch aber verweilt die Südoldenburger Kundschaft viel lieber im Möbelmarkt selbst. Da lässt sich die Ware vor Ort prüfen, da kann man das Nemann-Credo von kompromissloser Qualität, Beratung und Service am deutlichsten spüren. Und da kann man herrlich bummeln, im Nemann-Bistro kurz entspannen oder durchs ganzjährig geöffnete Home & Garden-Center flanieren. „Das Sortiment des ganzen Marktes muss natürlich immer dem Zeitgeist entsprechen – und zwar so, wie er vor Ort interpretiert wird ", weiß Alexander Lager.
Zweifellos sei die Nemann-Kundschaft eher bodenständig und konservativ geprägt, was sich freilich viel deutlicher im Kaufverhalten als im Stil ausdrücke: Möbelkunden hierzulande verlangten einwandfreie Ware zu günstigen Preisen. Trendlabels und kosten-intensivere Marken seien dabei durchaus gern gesehen, solange sie nur dem hohen Qualitätsanspruch standhielten. Sei indes das vergleichbare Möbel eines weniger bekannten Herstellers besser gearbeitet, gebe der Südoldenburger ganz eindeutig dem No-Name-Produkt den Vorzug. Die Ansprüche seien dabei genau wie im ganzen Bundesgebiet spürbar gestiegen; möglichst hochwertig muss es sein, kosten darf es nicht viel. Klar aber ist: Die Zeiten der Standard-Schrankwand Erika sind definitiv vorbei.