Bauwirtschaft

Diekmann: Ausbildung mit Power

Autor*in: Thorsten Diekmann, Martina Böckermann

Ausbildung ist bei dem Elektrotechnik-Unternehmen Alfons Diekmann GmbH in Damme Chefsache. „Die Auszubildenden sind unsere Fachkräfte von morgen", sagt Geschäftsführer Thorsten Diekmann. Daher laufen die Fäden von der Mitarbeiterfindung bis zur Mitarbeiterbindung bei ihm zusammen. Von den 100 Beschäftigten sind 24 Auszubildende. Rund 75 Prozent der heutigen Belegschaft haben ihre Ausbildung bei Elektro Diekmann absolviert.

Thorsten Diekmann, Geschäftsführer der Firma Diekmann Elektrotechnik.

Das Elektrohandwerk ist eine Zukunftsbranche. Gebäude- und Energietechnik boomen, aber auch Informations- und Telekommunikationstechnik sowie Automatisierungstechnik sorgen für volle Auftragsbücher. Doch es fehlen qualifizierte Fachkräfte. „Wir setzen darauf, durch die Ausbildung junger Menschen unseren Fachkräftebedarf der Zukunft zu sichern", so Thorsten Diekmann und ergänzt: „Das ist für uns existenziell!"

Einer der Auszubildenden ist Simon-Karsten Dietrich. Der 22-Jährige begann seine Ausbildung gemeinsam mit sechs weiteren Auszubildenden im August 2020. Nach seinem Abitur am Technischen Gymnasium Osnabrück sammelte er zunächst in Kanada praktische Erfahrungen in verschiedenen Jobs. Bald stand für ihn fest, dass er eine handwerkliche Ausbildung machen möchte. Bekannte gaben ihm den Tipp, es bei Elektro Diekmann zu versuchen. Von Kanada aus fand das Vorstellungs gespräch per Videotelefonat statt und er bekam die Zusage für einen Ausbildungsplatz als Elektrotechniker für Automatisierungstechnik.

Guter Schulabschluss und Motivation sind entscheidend

„Ein Abitur ist nicht unbedingt Voraussetzung", sagt Thorsten Diekmann. Ein guter Hauptschul- oder Realschulabschluss reiche aus, allerdings seien gute Mathematik- und Physiknoten für den Beruf des Elektronikers Voraussetzung. „Für uns ist es entscheidend, dass die Motivation der Bewerber stimmt", ergänzt Andreas Grund, zuständig für Betriebsorganisation. Die Firma Diekmann bildet die zukünftigen Elektroniker in drei Fachrichtungen aus: Automatisierungstechnik, Energie- und Gebäudetechnik sowie Informations- und Telekommunikationstechnik.

 

Ausbildungsleiter Max Oevermann (rechts) betreut die Auszubildenden vom ersten Tag an.

Den Weg ins Unternehmen ebnen

Die Herausforderung im Elektrohandwerk ebenso wie in vielen Handwerksberufen ist es, Auszubildende zu finden. Das betrifft auch die Firma Diekmann, die Elektroanlagen für Agrarbetriebe, für Gewerbe- und Industrieunternehmen sowie für Privatkunden installiert. Thorsten Diekmann wirbt daher schon in den Schulen für den Beruf des Elektronikers. Das Unternehmen kooperiert mit der Realschule Damme im Rahmen des Projektes „KURSiV" des Landkreises Vechta sowie mit der Hauptschule Damme und dem Gymnasium Damme. „Wir stellen den Ausbildungsberuf des Elektronikers in den Schulen vor. Viel wichtiger ist es aber, dass die Schüler zu uns kommen und unsere Firma kennenlernen, ganz nach dem Motto „Mach Dir Dein eigenes Bild", betont Diekmann. Das ist auch das Ziel des Ausbildungstages bei Elektro Diekmann, an dem die Schulabgänger die Arbeitsbereiche des Elektronikers kennenlernen. „Trotz der Corona-Krise haben wir auch 2020 den Ausbildungstag durchgeführt, allerdings unter Einhaltung strenger Hygienemaßnahmen und unter kontrollierten Bedingungen", erläutert Andreas Grund.

„Mach Dir Dein eigenes Bild"

Viele Jugendliche finden den Weg in die Ausbildung über ein Praktikum. „Wir haben immer zahlreiche Anfragen, meistens von Schulpraktikanten", freut sich Thorsten Diekmann. In den zwei bis drei Wochen, durchlaufen sie mehrere Abteilungen, in denen sie verschiedene Sparten des Berufs kennenlernen und sich so ein Gesamtbild machen können.

„Mach Dir Dein eigenes Bild" ist auch das Motto, mit dem die Firma Diekmann im Internet, auf Facebook und Instagram wirbt. „Wir versuchen die Jugendlichen in den sozialen Netzwerken und den Medien abzuholen, wo sie kommunizieren" erklärt Max Oevermann. Der 20-Jährige hat im Januar 2020 seine Ausbildung bei Diekmann abgeschlossen und betreut nun als interner Ausbildungsleiter die Auszubildenden. „Das hat sich bewährt, denn er ist viel näher dran an den Auszubildenden als der Chef", sagt Thorsten Diekmann mit einem Schmunzeln.

Von ersten Schritten zum Karriere-Sprungbrett

Max Oevermann betreut die Auszubildenden vom ersten Tag an. Die ersten zwei Tage dienen der Einführung und Orientierung. „Die Auszubildenden erhalten zuerst einmal einen Überblick über das Unternehmen. Sie lernen, wie das Unternehmen funktioniert, welche Ansprechpartner sie haben und wie die Abläufe im Haus sind", erklärt Oevermann. Am zweiten Tag geht es in die Praxis. Auf einer Baustelle wird ihnen der Umgang mit dem Werkzeug und den Maschinen vermittelt und sie lernen die ersten Grundfertigkeiten. Das Erlernte können sie dann gleich vor Ort üben, wie zum Beispiel Steckdosen setzen oder Kabel verlegen.

Nach den ersten Einführungstagen werden die Auszubildenden jeweils einem Gesellen zugeteilt. „Am Anfang fahren sie immer mit demselben Gesellen raus", so Oevermann. Später wechseln die Gesellen. So lernen die Auszubildenden nach und nach alle Bereiche kennen, wie etwa Gewerbe und Industrie, Informationstechnik und Telekommunikation, Agrartechnik oder den Bereich Privatkunden. Am Ende eines jeden Monats müssen die Auszubildenden auf der betriebseigenen Online- Ausbildungsplattform schriftlich berichten, wo sie eingesetzt waren. „Das Ziel ist es, dass sie im ersten Ausbildungsjahr alle Abteilungen durchlaufen", erklärt Max Oevermann. Im weiteren Verlauf der Ausbildung spezialisieren sie sich entsprechend ihren Interessen und Ausbildungszielen.

„Die Einführungstage waren sehr hilfreich, um das Unternehmen kennenzulernen", erzählt Omid Gavan. Der 22-Jährige kam vor fünf Jahren aus dem Irak nach Deutschland. Über Empfehlungen kam er zur Firma Diekmann. Nach einem Praktikum begann er am 1. August 2018 eine Ausbildung zum Elektroniker für Automatisierungstechnik. „Mir gefällt die Ausbildung, da sie sehr vielseitig ist und man viele unterschiedliche Arbeitsbereiche kennenlernt", erklärt er in fließendem Deutsch.

Mit virtueller Lernplattform das Wissen vertiefen

Während der gesamten Ausbildung werden die Azubis eng begleitet. Mit einem speziellen E-Learning-Programm, das gemeinsam mit dem Bundestechnologiezentrum für Elektro- und Informationstechnik Oldenburg (BFE) entwickelt wurde, können die Auszubildenden mit virtuellen Lernmodulen ihr theoretisches Wissen vertiefen. In Online-Foren besteht die Möglichkeit, sich auszutauschen. „Durch diese E-Learning-Plattform sind wir nahe am Auszubildenden und können ihn, wenn nötig, unterstützen", erklärt Andreas Grund. Im Jahre 2012 wurde das Unternehmen für diese Lernplattform mit dem Preis für innovative Ausbildung (PIA) ausgezeichnet.

Eine besondere Herausforderung war der Corona-Lock Down. „Wir haben kurzerhand mehrere Räume mit Laptops und entsprechender Technik ausgestattet", erzählt Andreas Grund. Im Unternehmen konnten die Auszubildenden die Aufgaben, die ihnen von der Berufsschule gestellt wurden, erledigen. „Wir waren technisch gut vorbereitet und haben zu diesem Zeitpunkt funktioniert", erklärt Thorsten Diekmann.

Ausbildungswerkstatt verknüpft Theorie und Praxis

Eine Brücke zwischen Berufsschule und Praxis bildet die betriebseigene Ausbildungswerkstatt. „Damit wollen wir die praktische Ausbildung im Rahmen der dualen Ausbildung weiter stärken", erklärt Max Oevermann. Regelmäßig vertieft er hier mit den Auszubildenden die Themen aus der Berufsschule. In der Ausbildungswerkstatt können die Auszubildenden selbst kreativ werden und auch mal etwas ausprobieren, was nicht zur Standardausbildung gehört, wie z. B. Programmierungen für Smart Home-Technik. „Unser Ziel ist es, dass die Auszubildenden über den Tellerrand schauen und sich nicht auf eine Fachrichtung festlegen.

Die Ausbildungswerkstatt bietet zudem eine große Hilfe bei der Prüfungsvorbereitung. „Wir erstellen mit den Auszubildenden einen Plan und starten schon früh mit den Vorbereitungen", erklärt Oevermann. „Aus unserer Erfahrung wissen wir, welche Themen prüfungsrelevant sind und können unsere Auszubildenden so gezielt vorbereiten", ergänzt er.

Dass die Firma Diekmann mit ihrem intensiven Ausbildungskonzept richtig liegt, bewies der Auszubildende Lars Lüttmer-Strathmann im vergangenen Jahr. Beim Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks in Wiesbaden wurde er 1. Bundessieger im Wettbewerbsberuf Elektroniker, Fachrichtung Informations-und Telekommunikationstechnik.

In der Ausbildungswerkstatt können die Auszubildenden Omid Gavan (links) und Simon-Karsten Dietrich selbst kreativ werden und eigene Lösungen entwickeln.

Fachliche Spezialisierungen und Weiterbildungen fördern

Schon während der Ausbildung führt Thorsten Diekmann Gespräche über die berufliche Zukunft mit den Auszubildenden. Dabei kann es um die zukünftige fachliche Spezialisierung gehen, aber auch um die berufliche Weiterbildung zum Meister oder Techniker. Auch Fachoberschule oder Duales Studium sind berufliche Entwicklungsmöglichkeiten, die die Firma Diekmann unterstützt und fördert. „Alle Mitarbeiter sind in einen Weiterbildungsplan eingebunden, denn in einer schnelllebigen Branche wie der Elektrotechnik ist lebenslanges Lernen elementar, um auf dem aktuellen Stand zu bleiben", so Thorsten Diekmann.

Omid Gavan beispielsweise interessiert sich für Weiterbildungen im Bereich Gebäudeausstattung. Wenn er Anfang 2022 seine Ausbildung abgeschlossen hat, könnte er sich eine berufliche Zukunft bei Elektro Diekmann gut vorstellen und möchte die Perspektiven, die das Unternehmen bietet, für sich nutzen.

„Weil alles passt!": Mitarbeiterbindung braucht Unternehmensidentität

Nachhaltig ausbilden und Weiterentwicklung fördern sind zwei Säulen einer erfolgreichen Mitarbeiterführung. „Wie können wir aber die qualifizierten Fachkräfte langfristig im Unternehmen halten?" Mit dieser Frage muss sich auch Thorsten Diekmann auseinandersetzen. Neben Geld und Karrierechance spielen die sogenannten „weichen" Faktoren eine entscheidende Rolle bei der Mitarbeiterbindung. „Wir bieten unseren Mitarbeitern einen modernen Arbeitsplatz, ein familiäres Betriebsklima und ein positives Arbeitsumfeld", fasst Thorsten Diekmann zusammen. Große Bedeutung hat heute aber auch die „Work-Life-Balance" und die individuelle Vorsorge. Die Firma Diekmann hat daher das „Elektro-Flex-Konto" entwickelt. Mit diesem Lebensarbeitszeitkonto können die Mitarbeiter Gehaltsanteile ansparen und diese für einen vorzeitigen Ruhestand oder eine berufliche Auszeit nutzen, beispielsweise für Kindererziehung, Pflegefälle oder Weiterbildung.

„Entscheidend ist, wie wir als Arbeitgeber nach außen wahrgenommen werden", erklärt Thorsten Diekmann. In einem Workshop mit dem Experten für Positionierung J. Mlinarzik wurde der Markenkern der Arbeitgeber-Marke Elektro Diekmann herausgearbeitet. „Anspruchsvoll – Begeistert – Hand in Hand" lauten die drei Kernaussagen zum Unternehmen. Unter dem Oberbegriff „Passend" wurde der Markenkern zusammengefasst.

Die beiden Auszubildenden Simon-Karsten Dietrich und Omid Gavan können das aus ihrer bisherigen Erfahrung nur bestätigen. Fragt man sie, warum sie eine Ausbildung bei der Firma Elektro Diekmann empfehlen würden, ist ihre einfache Antwort: „Weil alles passt!"

Simon-Karsten Dietrich schätzt die vielfältigen Möglichkeiten, die die Ausbildung bei Elektro Diekmann bietet.

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