Den Weg ins Unternehmen ebnen
Die Herausforderung im Elektrohandwerk ebenso wie in vielen Handwerksberufen ist es, Auszubildende zu finden. Das betrifft auch die Firma Diekmann, die Elektroanlagen für Agrarbetriebe, für Gewerbe- und Industrieunternehmen sowie für Privatkunden installiert. Thorsten Diekmann wirbt daher schon in den Schulen für den Beruf des Elektronikers. Das Unternehmen kooperiert mit der Realschule Damme im Rahmen des Projektes „KURSiV" des Landkreises Vechta sowie mit der Hauptschule Damme und dem Gymnasium Damme. „Wir stellen den Ausbildungsberuf des Elektronikers in den Schulen vor. Viel wichtiger ist es aber, dass die Schüler zu uns kommen und unsere Firma kennenlernen, ganz nach dem Motto „Mach Dir Dein eigenes Bild", betont Diekmann. Das ist auch das Ziel des Ausbildungstages bei Elektro Diekmann, an dem die Schulabgänger die Arbeitsbereiche des Elektronikers kennenlernen. „Trotz der Corona-Krise haben wir auch 2020 den Ausbildungstag durchgeführt, allerdings unter Einhaltung strenger Hygienemaßnahmen und unter kontrollierten Bedingungen", erläutert Andreas Grund.
„Mach Dir Dein eigenes Bild"
Viele Jugendliche finden den Weg in die Ausbildung über ein Praktikum. „Wir haben immer zahlreiche Anfragen, meistens von Schulpraktikanten", freut sich Thorsten Diekmann. In den zwei bis drei Wochen, durchlaufen sie mehrere Abteilungen, in denen sie verschiedene Sparten des Berufs kennenlernen und sich so ein Gesamtbild machen können.
„Mach Dir Dein eigenes Bild" ist auch das Motto, mit dem die Firma Diekmann im Internet, auf Facebook und Instagram wirbt. „Wir versuchen die Jugendlichen in den sozialen Netzwerken und den Medien abzuholen, wo sie kommunizieren" erklärt Max Oevermann. Der 20-Jährige hat im Januar 2020 seine Ausbildung bei Diekmann abgeschlossen und betreut nun als interner Ausbildungsleiter die Auszubildenden. „Das hat sich bewährt, denn er ist viel näher dran an den Auszubildenden als der Chef", sagt Thorsten Diekmann mit einem Schmunzeln.
Von ersten Schritten zum Karriere-Sprungbrett
Max Oevermann betreut die Auszubildenden vom ersten Tag an. Die ersten zwei Tage dienen der Einführung und Orientierung. „Die Auszubildenden erhalten zuerst einmal einen Überblick über das Unternehmen. Sie lernen, wie das Unternehmen funktioniert, welche Ansprechpartner sie haben und wie die Abläufe im Haus sind", erklärt Oevermann. Am zweiten Tag geht es in die Praxis. Auf einer Baustelle wird ihnen der Umgang mit dem Werkzeug und den Maschinen vermittelt und sie lernen die ersten Grundfertigkeiten. Das Erlernte können sie dann gleich vor Ort üben, wie zum Beispiel Steckdosen setzen oder Kabel verlegen.
Nach den ersten Einführungstagen werden die Auszubildenden jeweils einem Gesellen zugeteilt. „Am Anfang fahren sie immer mit demselben Gesellen raus", so Oevermann. Später wechseln die Gesellen. So lernen die Auszubildenden nach und nach alle Bereiche kennen, wie etwa Gewerbe und Industrie, Informationstechnik und Telekommunikation, Agrartechnik oder den Bereich Privatkunden. Am Ende eines jeden Monats müssen die Auszubildenden auf der betriebseigenen Online- Ausbildungsplattform schriftlich berichten, wo sie eingesetzt waren. „Das Ziel ist es, dass sie im ersten Ausbildungsjahr alle Abteilungen durchlaufen", erklärt Max Oevermann. Im weiteren Verlauf der Ausbildung spezialisieren sie sich entsprechend ihren Interessen und Ausbildungszielen.
„Die Einführungstage waren sehr hilfreich, um das Unternehmen kennenzulernen", erzählt Omid Gavan. Der 22-Jährige kam vor fünf Jahren aus dem Irak nach Deutschland. Über Empfehlungen kam er zur Firma Diekmann. Nach einem Praktikum begann er am 1. August 2018 eine Ausbildung zum Elektroniker für Automatisierungstechnik. „Mir gefällt die Ausbildung, da sie sehr vielseitig ist und man viele unterschiedliche Arbeitsbereiche kennenlernt", erklärt er in fließendem Deutsch.
Mit virtueller Lernplattform das Wissen vertiefen
Während der gesamten Ausbildung werden die Azubis eng begleitet. Mit einem speziellen E-Learning-Programm, das gemeinsam mit dem Bundestechnologiezentrum für Elektro- und Informationstechnik Oldenburg (BFE) entwickelt wurde, können die Auszubildenden mit virtuellen Lernmodulen ihr theoretisches Wissen vertiefen. In Online-Foren besteht die Möglichkeit, sich auszutauschen. „Durch diese E-Learning-Plattform sind wir nahe am Auszubildenden und können ihn, wenn nötig, unterstützen", erklärt Andreas Grund. Im Jahre 2012 wurde das Unternehmen für diese Lernplattform mit dem Preis für innovative Ausbildung (PIA) ausgezeichnet.
Eine besondere Herausforderung war der Corona-Lock Down. „Wir haben kurzerhand mehrere Räume mit Laptops und entsprechender Technik ausgestattet", erzählt Andreas Grund. Im Unternehmen konnten die Auszubildenden die Aufgaben, die ihnen von der Berufsschule gestellt wurden, erledigen. „Wir waren technisch gut vorbereitet und haben zu diesem Zeitpunkt funktioniert", erklärt Thorsten Diekmann.
Ausbildungswerkstatt verknüpft Theorie und Praxis
Eine Brücke zwischen Berufsschule und Praxis bildet die betriebseigene Ausbildungswerkstatt. „Damit wollen wir die praktische Ausbildung im Rahmen der dualen Ausbildung weiter stärken", erklärt Max Oevermann. Regelmäßig vertieft er hier mit den Auszubildenden die Themen aus der Berufsschule. In der Ausbildungswerkstatt können die Auszubildenden selbst kreativ werden und auch mal etwas ausprobieren, was nicht zur Standardausbildung gehört, wie z. B. Programmierungen für Smart Home-Technik. „Unser Ziel ist es, dass die Auszubildenden über den Tellerrand schauen und sich nicht auf eine Fachrichtung festlegen.
Die Ausbildungswerkstatt bietet zudem eine große Hilfe bei der Prüfungsvorbereitung. „Wir erstellen mit den Auszubildenden einen Plan und starten schon früh mit den Vorbereitungen", erklärt Oevermann. „Aus unserer Erfahrung wissen wir, welche Themen prüfungsrelevant sind und können unsere Auszubildenden so gezielt vorbereiten", ergänzt er.
Dass die Firma Diekmann mit ihrem intensiven Ausbildungskonzept richtig liegt, bewies der Auszubildende Lars Lüttmer-Strathmann im vergangenen Jahr. Beim Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks in Wiesbaden wurde er 1. Bundessieger im Wettbewerbsberuf Elektroniker, Fachrichtung Informations-und Telekommunikationstechnik.