Wie überall verändern sich auch hier Familien- und Erwerbsstrukturen. Das soziale Netz, das vergangene Generationen gestützt und getragen hat, wird brüchiger. Alternative Modelle für Versorgung und Pflege werden daher umso notwendiger. Neben dem zwingenden Ausbau der Grundversorgung, zum Beispiel in Form von Betreuungseinrichtungen für Kinder, ältere und kranke Menschen, ist die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum ein wichtiges Thema im ländlichen Raum.
Darüber hinaus gilt es, angesichts einer beständig komplexer werdenden Gesellschaft tragfähige Konzepte für ein konfliktfreies soziales Miteinander zu entwickeln und umzusetzen.
An vielen Orten verändern sich auch Infrastrukturen von Gewerbe und Einzelhandel. Wo Banken, Postfilialen und Gaststätten schließen, hinterlassen sie sicht- und spürbare Lücken im Ortsbild.
Diese Beispiele zeigen, dass auch demografisch und wirtschaftlich prosperierende Regionen sich großen Zukunftsfragen stellen müssen: Wohin entwickelt sich der ländliche Raum im Oldenburger Münsterland in den kommenden Jahren? Wie beeinflussen demografischer Wandel und wirtschaftliche Entwicklungen das Leben auf dem Land? Wie möchten Menschen in Dörfern und Städten hier zukünftig leben und arbeiten? Was möchten sie im Ort erhalten und schützen, welche Veränderungen möchten sie mitgestalten und voranbringen?
Mit Themen wie diesen beschäftigt sich aktuell das Projekt „Zukunft der Dörfer". Durchgeführt wird es von der Universität Vechta in Kooperation mit dem Kulturanthropologischen Institut Oldenburger Münsterland und dem Museumsdorf Cloppenburg. Die Förderung erfolgt durch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur und die Volkswagenstiftung bei einer Laufzeit bis Juli 2020.
Ziel des Projekts ist es, in verschiedenen Veranstaltungen Zukunftsthemen mit Bürger*innen vor Ort zu identifizieren und zu diskutieren. Beispiele dafür sind „Alt werden auf dem Land – Traum oder Alptraum?", „Jungsein auf dem Land – gehen oder bleiben?" oder „Arbeiten auf dem Land – Work-Life-Balance oder Pendlerfrust?". Herausforderungen und Chancen von Veränderungsprozessen im ländlichen Raum werden auf diese Weise sichtbar und transparenter gemacht. Die aus den Gesprächen und dem Austausch resultierenden Bedarfe und Fragestellungen werden an wissenschaftliche Forschungseinrichtungen weitervermittelt. Geleitet von der Überzeugung, dass die Wissenschaft nachhaltige Lösungen für wichtige Zukunftsfragen nur zusammen mit der Gesellschaft erarbeiten kann, steht der Wissenstransfer mit Bürger*innen der Region auf Augenhöhe hier im Vordergrund.