Ursprung der Marktforschung
Der Wunsch, zu wissen, was andere Menschen zu einem bestimmten Thema denken, gehört zum Wesen des sozialen Menschen und lässt sich lange zurückverfolgen. Als eine der ersten Imageanalysen könnte man vielleicht die Frage zählen, die Jesus im Matthäusevangelium (Kap. 16, Verse 13-16) seinen Jüngern stellte: „Als Jesus in die Gegend von Cäsarea Philippi kam, fragte er seine Jünger: Für wen halten die Leute den Menschensohn? Sie antworteten: Die einen für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für Jeremia oder sonst einen der Propheten. Er fragt sie: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Da antwortete Simon Petrus: Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!" Immerhin hat Jesus auf die Ergebnisse dieser „Befragung" die Entscheidung aufgebaut, Petrus zum Felsen zu erklären, auf den er seine Kirche bauen wolle.
Marktforschung für den Mittelstand
Mit Beginn der Industrialisierung wurden Produkte in größeren Stückzahlen maschinell hergestellt und es bildeten sich Produktmärkte, auf denen die Hersteller ihre produzierten Waren den Nachfragern anboten. In den Zeiten großen Wachstums und steigender Nachfrage wurde die produzierte Menge auch ohne Probleme abgesetzt. Problematisch wurde es immer dann, wenn sich die Nachfrage abschwächte und ein Markt gesättigt war. Hier kam Marketing ins Spiel, um Produkte und Dienstleistungen wieder attraktiver zu gestalten und die Nachfrage so wieder zu stimulieren.
In den letzten Jahren sind jedoch immer mehr Bedürfnisse und Wünsche der Kunden durch (mehr oder weniger) innovative Angebote erfüllt worden, der Kunde besitzt eigentlich alles. Und dem Unternehmer stellt sich die Frage, was er dem Markt als nächstes anbieten soll, um seinen Absatz trotzdem in Schwung zu halten – schließlich soll sein Umsatz immer weiter wachsen.
Das ist der Punkt, an dem die Marktforschung ins Spiel kommt. Sie analysiert die Bedürfnisse und Wünsche der Kunden im Markt und in Zusammenarbeit mit dem Marketing können aus den Erkenntnissen neue Bedürfnisse und damit neue Angebote entstehen, die erfolgreich am Markt platziert werden. Ohne die Erkenntnisse der Marktforschung über die Zielgruppe ist es für das Marketing schwer, innovative Produkte auf den Markt zu bringen. Und darunter leidet wiederum der Vertrieb, denn er versucht etwas zu verkaufen, was eigentlich keiner so richtig haben möchte. Gelingt ihm das nicht oder nicht in der gewünschten Menge oder zum kalkulierten Preis, geht der Umsatz des Unternehmens zurück – bei fast unveränderten Kosten. Produzierte Ware wird nicht abgesetzt, die Lager füllen sich und es kann fast nur noch über reduzierte Preise verkauft werden, was zu Lasten der Gewinnmarge und der Preishygiene geht. Hinzu kommt, dass der Wettbewerb nicht schläft. Insbesondere größere Unternehmen, die schon lange am Markt sind, nutzen die Möglichkeiten der Marktforschung intensiv. So werden diese in Zukunft einen signifikanten Wettbewerbsvorteil gegenüber den Unternehmen haben, die meinen, auch weiterhin ohne Marktforschung erfolgreich sein zu können.
Wissenschaftliche Fundierung
Marktforschung ist größtenteils angewandte Statistik, die wiederum ein Teilbereich der Mathematik ist. Hier wird im Wesentlichen unterschieden in beschreibende (deskriptive) und schließende (induktive) Statistik. Erstere beschreibt Sachverhalte, die beobachtet wurden, also zum Beispiel wieviel Prozent der Kunden von Produkt A auch Produkt B kaufen. Die andere versucht zwischen Fakten Zusammenhänge zu erkennen oder aus gezogenen Stichproben Rückschlüsse auf die gesamte Zielgruppe zu ziehen. Dass diese nicht immer zu 100 Prozent korrekt sein können, ist klar. Aber die Marktforschung hilft sich hier mit sogenannten Konfidenzintervallen, also mit Aussagen, zu wieviel Prozent einer Schlussfolgerung vertraut werden kann. Diese statistisch fundierten Aussagen bilden die Grundlage für die Empfehlungen, die das Marketing von der Marktforschung erhält.
Herkunft der Daten
Bei den Daten, die in der Marktforschung analysiert werden und die als Basis für unternehmerische Entscheidungen dienen, wird unterschieden in Sekundärdaten und Primärdaten. Sekundärdaten sind Daten, die schon von Dritten erhoben worden sind, und sich zum Beispiel in statistischen Datenbanken (statista.com, Statistische Bundes- und Landesämter) oder auf Webseiten von Verbänden finden lassen. Diese sind schnell und kostengünstig verfügbar, haben allerdings den Nachteil, dass sie nicht gänzlich zur Fragestellung des Unternehmens passen oder nicht aktuell genug sind. Dennoch sind sie häufig gut geeignet, um sich einen ersten Überblick über den Markt zu verschaffen.
Das zweite sind Primärdaten, die vom Unternehmen selbst oder von Marktforschungsdienstleistern speziell für seine Fragestellung erhoben werden. Das kann in Form von Befragungen geschehen (Online-Umfrage, versendete Fragebogen oder durch Interviewer durchgeführte Befragungen), durch Beobachtungen (zum Beispiel Analyse der Verweilzeiten auf einer Webshop-Seite oder Kaufverhaltensanalysen), durch Experimente oder durch sog. Gruppendiskussionen bzw. Fokus-Gruppen. In jedem Fall sind die so erhobenen Daten die Basis für eine statistische Analyse durch die Marktforschung mit abschließenden Handlungsempfehlungen für Marketing und Vertrieb.