Warum hat die ägyptische Königin Nofretete einen Bauhelm auf, Karl Marx Möhren im Bart, die Adelige Eleonore d'Este aus dem 16. Jahrhundert ein Smartphone in der Hand und warum sehen die Fachbereichsleiterinnen Ina-Maria Meckies, Julia Bruns und Direktorin Kathrin Würdemann von der Volkshochschule Cloppenburg genauso aus? Eine Imagekampagne der Volkshochschulen zum einhundertjährigen Jubiläum ist des Rätsels Lösung: Die drei Frauen haben ein Plakat zum 100-jährigen Jubiläum der deutschen Volkshochschulen nachgestellt.
100 Jahre Volkshochschulen
Seit mehr als einem Jahrhundert fördern die Volkshochschulen den demokratischen Gedanken durch den Zugang zu Bildung für breite Bevölkerungsschichten. Auf den Trümmern des ersten Weltkrieges brauchte die junge Demokratie Bürgerinnen und Bürger, die sich am demokratischen Aufbau beteiligen konnten und wollten. Bildung als Schlüssel und Auftrag in öffentlicher Verantwortung wurde deshalb in der Weimarer Verfassung verankert. Die bundesweit mehr als 900 Volkshochschulen sind untereinander vernetzt und gleichzeitig ihrem jeweiligen regionalen Umfeld verpflichtet. Deshalb ist jede in ihrer Rechtsform und in ihrem Angebot anders: „Unsere Stärke ist die überregionale Vernetzung bei kommunaler Verankerung – wir nehmen überregionale Themen und Trends auf und verzahnen sie mit den Bedarfen der Region," stellt die Leiterin der Cloppenburger Volkshochschule, Kathrin Würdemann, fest.
Vorläufer der Volkshochschulen gab es schon im 19. Jahrhundert in der Arbeiterbewegung, in bürgerlichen Volksbildungsvereinen, der „Universitätsausdehnungs-Bewegung", in Genossenschaften, landwirtschaftlichen Schulen, Reformpädagogischen Bestrebungen, Bauernvereinen, den dänischen Heimvolkshochschulen und nicht zuletzt in der Frauenbewegung. Sie alle forderten einen Zugang zu Bildung unabhängig von der Herkunft. Hintergrund waren zum einen Emanzipationsbewegungen. Bildung wurde als Möglichkeit des Aufstiegs und der Mitgestaltung der Gesellschaft gesehen. Aber auch die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung forderte mehr Menschen, die in der Lage waren, sich mit Erkenntnissen aus der Wissenschaft auseinanderzusetzen. Dies betraf Industrialisierungsprozesse ebenso wie die moderne Landwirtschaft. Erkenntnisse aus der Wissenschaft in breite Bevölkerungsschichten zu bringen, war ebenso eine Triebfeder. Hygiene, gesunde Ernährung, wirtschaftliches Haushaltsführung, Kindererziehung – all diese Themen wurden nachgefragt und sollten verbreitet werden
Parteipolitisch unabhängig und überkonfessionell waren die Volkshochschulen von Beginn an dem demokratischen Gedanken verpflichtet und wollten dazu beitragen, dass Menschen sich auf der Grundlage von Fakten und Erkenntnissen eine eigene Meinung bilden. Die politische und gesellschaftliche Bildung hat deshalb in den Volkshochschulen immer eine zentrale Rolle gespielt.