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Preis für das unternehmerische Lebenswerk

Mit Bussen auf der Überholspur

Es gibt keinen typischen Weg zum Unternehmer. Der eine hat Erfolg durch eine Zufallsidee, der andere plant alles von langer Hand und strategisch. Bei Hans Höffmann sorgte eine Bahnreise für die Initialzündung.

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Wer nach den Gesichtern des wirtschaftlichen Aufschwungs sucht, den das Oldenburger Münsterland in den letzten Jahrzehnten erleben durfte, landet unweigerlich und schnell bei Hans Höffmann. Hundertausende, ja sogar Millionen an Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen fuhren bereits mit seinen Reisebussen in den Urlaub. „Wir waren inzwischen auf allen Kontinenten“, bilanziert der 71-Jährige stolz.

Dabei sieht es in seiner Kindheit gar nicht danach aus, dass sich der kleine Hans zum polyglotten Unternehmer entwickeln würde. Als viertes Kind seiner Eltern muss er sich gegen acht Geschwister behaupten – gelegentlich auch auf unkonventionelle Weise. „Einmal sollte es zu Mittag Fischstäbchen geben“, erinnert er sich. Allerdings enthält die Packung nur sieben davon. „Ich habe gleich geahnt, dass ich leer ausgehen würde, und einfach mal drauf gespuckt.“ Nun hat keines seiner Geschwister mehr Interesse an der bei Kindern beliebten Leckerei. „Nur ich.“

„Man muss stets an das Gute glauben und auch mal ein Fehlverhalten tolerieren, ohne gleich jemanden zu verdammen.“

Hans Höffmann
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Eine Reise nach Koblenz und ihre Folgen

An so etwas wie Urlaub ist bei den Höffmanns in Bösel nicht zu denken. Kein Geld. Mehr als der eine oder andere Ausflug ins Moor ist nicht drin. Lediglich einmal macht sich wenigstens ein kleiner Teil der Familie auf Reisen. „Mein Vater arbeitete bei der Bahn und kam eines Tages mit einigen Freifahrtscheinen nach Hause.“ Schnell steht der Entschluss, dem Onkel in Koblenz einen Besuch abzustatten. Hans, damals 14, darf mitfahren. „Das war wie eine Weltreise.“ Und der Trip an Rhein und Mosel soll Folgen haben.

Hans Höffmann hat Spaß am Reisen gefunden. Als er zwei Jahre später in einer Zeitschrift ein kleines Inserat entdeckt, in dem „Ferien auf dem Bauernhof“ in Schleswig-Holstein angepriesen werden, vereinbart er einen Besichtigungstermin auf dem Gehöft. Übernachtungen im Kuhstall – diese Idee gefällt ihm. Zurück in Bösel druckt Hans Werbezettel, die er eigenhändig vor der Kirche verteilt. „Am Ende meldeten sich 98 Kinder für das Ferienlager an“, weiß er noch ganz genau. Zwei Busse machen sich schließlich auf den Weg in den Norden.

Eine berufliche Perspektive? Da schieben die Eltern lieber einen Riegel vor. „Meine Mutter wollte, dass ich etwas Anständiges lerne.“ Also Bankkaufmann. Er absolviert die Ausbildung, besteht die Prüfung – und macht anschließend sofort einen Haken an die Sache. Die Welt der Banken ist nicht seine. Immerhin, so räumt er heute ein, habe er damals gelernt, „vernünftig mit Geld umzugehen und Ordnung zu halten“. Beide Fähigkeiten werden ihm später noch zugutekommen.

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Ein Schock und ein Entschluss

In der Folge widmet sich Hans Höffmann der Jugendarbeit, wird Jugendpfleger in Vechta und organisiert Freizeiten und Fahrten. „Viele meiner Schützlinge haben so zum ersten Mal ein fremdes Land kennengelernt, Freundschaften geschlossen, das Leben entdeckt“, erinnert er sich. Dann aber der Schock: Im Ferienlager in Italien erfährt er, dass das Jugendzentrum Gulfhaus, damals das Zentrum seiner Aktivitäten in Vechta, geschlossen werden soll. Der Mittdreißiger entscheidet, sich selbstständig zu machen. 1986 gründet er die Höffmann Reisen GmbH und öffnet damit das Buch mit einer der erstaunlichsten Erfolgsgeschichten der Region.

Heute zählt das Unternehmen zu den bedeutendsten Reiseveranstaltern im Lande. Am Firmensitz in Vechta sind rund einhundert Mitarbeitende beschäftigt, 43 Busse werden regelmäßig auf Tour geschickt. Rund 80.000 Reiselustige sind im Jahr an Bord. Es geht nach Barcelona und Brüssel, nach Prag und Paris. Schulklassen fahren nach London, Kirchengemeinden nach Rom. Mit Papst Johannes Paul II. verband Hans Höffmann eine lange Freundschaft, dessen Nachfolger Benedikt XVI. zeichnete ihn für seine Verdienste mit dem Gregoriusorden aus, einer der höchsten Auszeichnungen der katholischen Kirche.

Einst "Der Dicke", nun der Hans

„Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht“, sagt Hans Höffmann, der nach wie vor so oft wie möglich selbst mit auf Reisen geht. Fast zwangsläufig stellt sich da die Frage, was diesen Mann antreibt und was seinen Motor zum Laufen bringt. Der dreifache Familienvater muss nur einen kurzen Moment nachdenken: „Ich glaube, es ist die Sehnsucht nach Anerkennung.“ Davon habe er in jungen Jahren eher wenig erfahren. Für seine Geschwister war er immer nur „Der Dicke“, verrät er. Im Ferienlager dagegen nennen ihn alle beim Namen. „Da bin ich der Hans.“ Wertschätzung, Respekt und Achtung seien für jeden Menschen unverzichtbar, fügt er an.

Und was macht einen guten Unternehmer aus? Höffmann betont, dass es ohne die Liebe zum Beruf nicht geht. Ebenso wichtig seien eine positive Einstellung zu den Menschen, mit denen man zu tun hat, und die Gabe, deren Wünsche zu erkennen und danach zu handeln. „Man muss stets an das Gute glauben und auch mal ein Fehlverhalten tolerieren, ohne gleich jemanden zu verdammen.“ Aber was regt ihn auf, was kann er nicht ausstehen? „Wenn Leute viel versprechen, aber nichts halten.“

Deutlich wird: Hans Höffmann ist ein Mann mit Prinzipien. Und einer, der dankbar ist für den Weg, den er bisher gegangen ist und weiterhin gehen kann. „Es gibt viele, die wirklich fleißig sind, denen der große Erfolg aber versagt bleibt. Ich habe einfach Glück gehabt.“ Für ihn ist es deshalb selbstverständlich, etwas an die Gesellschaft zurückzugeben. Er engagiert sich in vielerlei Hinsicht sozial, etwa bei der Kinderherzhilfe in Vechta. Auch ein jährlich verliehener und mit 10.000 Euro dotierter Wissenschaftspreis trägt seinen Namen. Höffmann würdigt damit herausragende Arbeiten im Bereich der interkulturellen Kompetenz.

Bleibt am Ende die Frage nach der Zukunft der Branche. Höffmann fasst sich kurz: „Sehnsucht und Fernweh wird es immer geben.“ Also auch Veranstalter, die diese Bedürfnisse erfüllen. Wenn sie dabei ähnlich erfolgreich, prinzipientreu und zukunftsorientiert agieren wie der Selfmade-Unternehmer aus Vechta, dann stehen der Branche tatsächlich auch weiterhin gute Zeiten bevor.

Bisherige Preisträger

Leuchttürme und Vorbilder für die gesamte Region

Die Ehre, für ihr „Unternehmerisches Lebenswerk" ausgezeichnet zu werden, wird seit dem Jahr 2003 ausschließlich Persönlichkeiten aus dem Oldenburger Münsterland zuteil, die das 65. Lebensjahr bereits vollendet und sich aus dem operativen Geschäft zurückgezogen haben.

Neben den bereits bei den anderen Auszeichnungen genannten Kriterien ist hier beispielsweise auch das soziale oder kulturelle Engagement sowie das gesellschaftliche Ansehen von zentraler Bedeutung.

Die Preisträger

2023 Hans Böckmann, Sport Böckmann, Holdorf
2022
Alfred Grothaus, Tier- und Freizeitpark Thüle, Friesoythe
2021
Franz Grimme, Grimme Gruppe, Damme
2019
Hildegard Remmers und Gerd-Dieter Sieverding, Remmers Gruppe AG, Löningen
2018 Günther Zerhusen, Zerhusen Kartonagen GmbH, Damme
2017 Clemens-August Krapp, Krapp Eisen GmbH & Co. KG, Lohne
2016 Wilhelm Sieverding, Sieverding Heizungs- und Sanitärtechnik GmbH, Cappeln
2015 Maria Vogelsang-Verhülsdonk, Hugo Vogelsang GmbH, Essen/Oldb.
2014 Heinz Dettmer, Dettmer Verpackungen GmbH, Lohne
2013 Heiner Bröring, Heiner Bröring GmbH & Co. KG, Dinklage
2012 Heinrich Schulz, SCHULZ Systemtechnik Gmbh, Visbek
2011 Alfons Suding, SUDING Beton- und Kunststoffwerk GmbH, Bakum
2010 Franz Meyer, fm Büromöbel GmbH & Co. KG, Bösel
2009 Heinrich Wernsing, Wernsing Feinkost GmbH, Essen/Oldb.
2008 Paul-Heinz Wesjohann, PHW-Gruppe, Visbek · Erich Wesjohann, EW-Group, Visbek
2007 Karl-Heinz Diekmann, Pöppelmann GmbH, Lohne
2006 Dr. h.c. Peter Waskönig, Waskönig+Walter Kabel-Werk GmbH & Co. KG, Saterland
2005 Dr. Hildegard Schnetkamp, Schnefrost Ernst Schnetkamp GmbH, Löningen
2004 Josef Meerpohl, Big Dutchman AG, Vechta
2003 Peter Mager, NORDENIA AG, Steinfeld