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Unternehmer des Jahres

Unter Spannung

„15 Niederlassungen – eine Mannschaft“, unter diesem Motto ist die KOOPMANN Gruppe deutschlandweit als Dienstleister in der Energie- und Elektrotechnik bekannt. Und trägt mit einem spezialisierten Portfolio dazu bei, dass die Energiewende in sicheren Netzen vorangetrieben wird. Geschäftsführer Lothar Koopmann hat als Sohn des Gründers früh Verantwortung übernommen und aus seiner eigenen Motivation erfolgreiche Geschäftsprinzipien gemacht.

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„Wenn ich kein Helfersyndrom hätte, wäre ich auch kein guter Dienstleister“, ist Lothar Koopmann überzeugt. Und meint damit nicht die medizinische Diagnose, sondern vielmehr seine persönliche Definition. „Ich denke immer für meine Kundschaft mit, denke deren Probleme voraus, biete Lösungen an. Nicht nur gute, sondern die bestmöglichen.“ Viele wichtige Meilensteine der Firma haben sich aus seinem proaktiven Handeln ergeben. Ein Beispiel: die Rufbereitschaft für Offshore-Stromnetze.

Fehlersuche im Meeresboden

Wenn zwischen der polnischen und der französischen Küste ein Kabelproblem auftritt, klingelt in Cloppenburg das Telefon. 2013 wird Lothar Koopmann spontan am Wochenende zu einem Windrad auf See gerufen. Er findet den Fehler und analysiert auch gleich die Ursache. Der Beginn einer langjährigen Zusammenarbeit. „Seekabel waren damals für alle Neuland. Es gab nur theoretische Berechnungen, wie oft darin Fehler zu erwarten wären. Aber der Fall musste abgesichert werden.“ Herausforderung angenommen.

Das Offshore-Portfolio wächst, eigens wird ein Hochleistungsmesssystem im Seecontainer entwickelt. Weltweit einmalig. „Der Dauerdienst auf dem Meer wäre zu personalintensiv, das wollte ich meinem Team nicht zumuten.“ Zweistellige Millionenbeträge kostet die Bergung und Reparatur eines Seekabels. Team KOOPMANN sagt an, wo der Schnitt gesetzt wird. „Beim ersten Mal war das mit ordentlich Adrenalin verbunden“, erinnert sich der Chef. „Aber wir waren uns sicher und hatten Recht. Heute sagen wir selbstbewusst: Wenn irgendwo ein Fehler ist, dann finden wir ihn.“

„Nicht alle müssen alles können. Wir müssen nur die Leute gescheit zueinander bringen. Dann rocken wir jede Baustelle und finden jeden Fehler.“

Lothar Koopmann
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Dienstleistung als Familienmission

Das „Helfersyndrom“ hat Lothar Koopmann von seinem Vater vorgelebt bekommen. Der leistet mit seinem Kabelmesswagen ab 1982 in der gerade privatisierten Mess- und Schutztechnik Pionierarbeit. „Schon vor dem offiziellen Start wurde mein alter Herr zu zwei Einsätzen gerufen.“ Auch der 14-jährige Lothar hilft mit, damit das Telefon für die 24-Stunden-Rufbereitschaft immer besetzt ist. Eine prägende Zeit. „Ich kann es noch heute kaum aushalten, wenn das Telefon öfter als dreimal klingelt.“ Natürlich ist er rund um die Uhr erreichbar.

KOOPMANN hat sich als Spezialist schnell einen Namen gemacht. Die Kabelmesstechnik wird als Teil der Elektrotechnik in Ausbildung und Studium nicht umfänglich gelehrt. Doch wenn es hier einen Fehler gibt, steht in der Regel alles still, ist schnelles Handeln gefordert. Neues Personal lernt deshalb in der hauseigenen KoopsAcademy, worauf es ankommt. „Unser Wissen und die Erfahrung sind unser Kapital. Schon mein Vater hat gesagt: Lerne am besten bei uns. Was wir machen, kannst du sowieso nirgends anders lernen.“

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Superkraft: intrinsische Motivation

Ein weiterer Grund, warum Lothar Koopmann seine Ausbildung tatsächlich zuhause macht: Es herrscht Lehrstellenmangel. Noch dazu hat er die Realschule „mit einem der schlechtesten Hauptschulzeugnisse, aber immerhin als Schülersprecher“ verlassen. In der Berufsschule kommt die Wende. „Schule war auch da nicht mein Ding. Aber seit ich für die Praxis lerne, gibt es in Prüfungen kein Scheitern mehr – ich wurde richtig angefixt.“ Mit 23 Jahren macht er seinen Meister, mit 29 tritt er ins florierende Unternehmen ein und wird zum Geschäftsführer ernannt.

„Wenn du Bock hast, etwas zu tun, kannst du alles erreichen“, ist Koopmann sich sicher.“ Und wirbt für mehr Offenheit bei Stellenausschreibungen. Man brauche nicht für alles Abitur, nur Ehrgeiz und Motivation. Was ihn antreibt, versucht er weiterzugeben. „Wir müssen jungen Menschen vermitteln, dass unsere Arbeit entscheidend ist für die Energiewende. Dass sie bei uns Macher:innen sind, und nie durch eine KI ersetzt werden.“ Deshalb lädt das Unternehmen regelmäßig Schüler:innen zu sich ein. An spielerischen Stationen probieren sie Berufsbilder aus, kommen beim abschließenden Burger-Essen ins Gespräch – und später oft als Auszubildende wieder. Ihre Karrieren sieht er als Teamaufgabe. „Das sind die Kolleg:innen, auf die wir uns in Zukunft hundertprozentig verlassen wollen, die ihre Ideen einbringen sollen. Was wir in sie investieren, bekommen wir vielfach zurück.“

Eigenverantwortung und Vertrauen

Die Identifikation der Mitarbeitenden mit dem Unternehmen ist hoch. „Alle lernen so zu arbeiten, als wäre es ihr Unternehmen“, erklärt Lothar Koopmann. So übernehme man automatisch mehr Verantwortung für das eigene Handeln. Und netzwerke besser im Team. Die 15 Standorte sind aus Partnerschaften organisch gewachsen, arbeiten eng zusammen. Eine frühe Reaktion auf den Fachkräftemangel. „Nicht alle müssen alles können. Wir müssen nur die Leute gescheit zueinander bringen. Dann rocken wir jede Baustelle und finden jeden Fehler.“

Zusammenbringen möchte Lothar Koopmann ebenso bei Events, im firmeneigenen Fitnessstudio oder dem Mittagessen in der Kantine. „Nur wenn wir uns auch auf anderer Ebene begegnen, entsteht echte Gemeinschaft.“ Deshalb auch das konsequente „du“ im Unternehmen – und voller Rückhalt vom ersten Tag an. „Offenheit, Ehrlichkeit und Respekt, damit bin ich immer gut gefahren. Vielleicht lebe ich in einer zu heilen Welt, vielleicht ist es auch mein Grundvertrauen, das zu so vielen positiven Erlebnissen führt. Ich habe wirklich viel Gutes erlebt.“ Auch deshalb engagiert Lothar Koopmann sich, etwa in Vereinen der Region. Er schätzt ihre verbindende Funktion für das gesellschaftliche Miteinander, die Diskussionsräume, die dort entstehen, ihren Beitrag zur Integration.

Mehr Ideen als Zeit

Wegen der engen Marktnische geht Koopmanns Blick stets über den Tellerrand hinaus. Heute reichen die Dienstleistungen von der Projektierung bis zur Instandhaltung von energietechnischen Anlagen. Der Kabelmesswagen „The Beast“ setzt weltweit neue Maßstäbe, mobile Ölaufbereitungsanlagen, ein hauseigenes Labor oder die HV-Resonanzprüfung erweitern das Angebot. Neuster Clou: In Cloppenburg werden Netzstationen in nachhaltiger Holzbauweise produziert. „Wir haben es einfach ausprobiert, als uns die Idee dazu kam. Dabei sahen wir die vielen Vorteile, wie die erhebliche CO2-Reduzierung, weniger Gewicht und das dynamische Verhalten von Holz im Störungsfall.“

Die Ideen gehen Lothar Koopmann so schnell nicht aus. Im Gegenteil. Daraus zieht er seine Energie. „Die Umsetzung muss ich gar nicht machen. Wenn ich etwas verstanden habe, brauche ich direkt etwas Neues.“ Deshalb habe er auch keine Probleme damit, Aufgaben abzugeben oder Urlaub zu nehmen. Im Gegenteil, er müsse nicht sein Leben lang Geschäftsführer sein.  „Vielleicht fahre ich später einfach wieder mit dem Messwagen raus.“ Denn Fehler zu finden und Lösungen anzubieten ist Lothar Koopmanns Mission.

Bisherige Preisträger

Mit Engagement und Leidenschaft zum Erfolg

Seit 2003 wird alljährlich der „Unternehmer des Jahres" im Oldenburger Münsterland ausgezeichnet. Zur Wahl stehen Unternehmen, die mindestens fünf Jahre am Markt sind.

Eine zentrale Rolle bei der Entscheidungsfindung bilden für die Jury Kriterien wie die Umsatz- und Beschäftigungsentwicklung, das Engagement in der Ausbildung und bei der Beschäftigung von Frauen sowie die Geschäftsidee – immer bezogen auf das Jahr der Verleihung.

Die Preisträger

2023 Jörg Waskönig, Waskönig + Walter Kabelwerke GmbH, Saterland
2022 Mirjam Van Coillie und Wolfgang Wildemann, Kalkhoff Werke GmbH, Emstek
2021
Ulla und Walter Kampers, nordluft GmbH & Co. KG, Lohne
2019
 Carlo und Felix Graepel, Friedrich Graepel AG, Löningen
2018 Stephan Witte, Kampsen GmbH & Co. KG, Cloppenburg.
2017 Ulrich Ehrenborg und Helmut Kohake, Müller Technik GmbH, Steinfeld
2016 Thomas Claaßen, Maschinen- und Metallbau Claaßen GmbH, Saterland
2015 Jürgen Horstmann, Bernard Lampe und Richard Netzel, Beckermann Küchen GmbH, Cappeln
2014 Erich Stallkamp, Erich Stallkamp ESTA GmbH, Dinklage
2013 Stefan Niemeyer, MIAVIT GmbH, Essen/Oldb.
2012 Karl-Heinz Witte, Karl-Heinz Witte GmbH & Co. KG, Lastrup
2011 Dr. Jutta Middendorf-Bergmann, Ludwig Bergmann Maschinenfabrik GmbH, Goldenstedt
2010 Roland Zerhusen, Zerhusen Kartonagen GmbH, Damme
2009 Hermann Schickling, Hermann Schickling Maschinenbau GmbH, Visbek
2008 Wolfgang Mählmann, Mählmann Gemüsebau GmbH & Co. KG, Cappeln
2007 Olaf von Lehmden und Kunibert Ruhe, EnviTec Biogas AG, Lohne
2006 Klaus und Roger Böckmann, Böckmann Fahrzeugwerke GmbH, Lastrup
2005 Franz Grimme, Grimme Landmaschinenfabrik GmbH & Co. KG, Damme
2004 Franz und Gottfried Nietfeld, Nietfeld Feinkost GmbH, Dinklage
2003 Hans Höffmann, Höffmann-Reisen GmbH, Vechta