Zwei Jahre mussten die Grünkohl-Fans im Oldenburger Münsterland warten, nun heißt es: „Da geht wieder was!“ Zum siebten Mal startet in diesem Jahr der Lohner „Kohlgang“. Ist schon eine gewöhnliche Kohlfahrt ein abwechslungsreicher Dreiklang aus Bewegung an der frischen Luft, gemeinsamem Spaß und gutem Essen, so kommt in Lohne noch ein kräftiger Schuss Kultur hinzu.
Bevor sich die Gäste dem leckeren Kult-Gemüse zuwenden, tauchen sie ein in die Geschichte der Stadt, begleitet von einer Gästeführerin. Heike Frilling sorgt zum Beispiel bei einem „Kohlgang“ am 25. Februar für die geistige Nahrung, ihr Thema: „Mühle und Moor“. Lohne liegt an der Niedersächsischen Mühlenstraße. Die Bauern waren früher angewiesen auf Mühlen, in denen der Roggen, den sie auf den kargen Böden anbauten, gemahlen wurde, erzählt Frilling. Doch nicht alle fanden ihr Auskommen in der Landwirtschaft. Viele wanderten aus, andere suchten sich notgedrungen neue Tätigkeitsfelder. Dabei bewiesen gerade die Lohner eine große Flexibilität. Es gab Zeiten, da versorgten sie die halbe Welt mit Schreibfedern aus Gänsefedern. Dann bauten sie die größte Zigarrenfabrik im Großherzogtum Oldenburg auf. Wieder etwas später, so um 1950, kam jeder zweite Korken in Deutschland aus Lohne. Näheres zu dieser außergewöhnlichen „Industriegeschichte“ von Lohne erfährt man bei einem „Kohlgang“ am 4. März. Bei einer weiteren Tour am 18. Februar geht es durch den „Lohner Norden“, vorbei an alten Bauernhöfen und einer sagenumwobenen Mariengrotte. Ein vierter „Kohlgang“ am 11. März fördert Kurioses aus der „Stadtgeschichte“ zutage. Denn man wundert sich schon, dass es zum Beispiel in Lohne eine Deichstraße gibt, obwohl doch weit und breit kein Fluss zu sehen ist. Bei jeder Tour wird eine Glühweinpause eingelegt, an Orten wie dem „Innovationscampus“ oder einer Kleinkunstbühne, Orte also, die den Gästen das Lohne der Gegenwart näherbringen. Neben Glühwein immer im Ausschank: „Lohner Wind“, ein feiner Roggenkorn.
Wer alle Touren mitmacht, kennt am Ende auch die feinen Unterschiede zwischen gleich vier Lokalitäten. Wobei der Grünkohl selbstverständlich hier wie dort mit Kassler, Bauchspeck, Kochwurst und Pinkel gereicht wird – nur so wird Ganze zu einem richtigen Festessen. Speziell die Pinkelwurst ist Auswärtigen vielleicht anfangs noch suspekt, für einen richtigen Oldenburger Münsterländer aber unverzichtbar. Die genaue Zusammensetzung wird nicht verraten. Nur so viel: Fleisch, Grütze und Gewürze werden gut vermengt und in einen Darm gefüllt, traditionell in einen gereinigten Rindermastdarm – auf plattdeutsch „Pinkel“. Tickets für den Lohner „Kohlgang“ können online unter www.lohne.reservix.de gebucht werden. Das Oldenburger Münsterland ist das Stammland des Grünkohls, jedenfalls was den Anbau betrifft. In der Region im Städtedreieck von Bremen, Oldenburg und Osnabrück wird rund die Hälfte des niedersächsischen Grünkohls geerntet.