Veröffentlicht: 26. Juli 2021

Lesestoff für Strandkorb und Garten

Fragt man Johanna Möller, welche drei Bücher mit Bezug zum Oldenburger Münsterland sie mit in den Strandkorb nehmen würde, dann antwortet sie: den Roman "Zeit der Kornblumen" von Margarethe Bertschik, "Späte Spuren - einen Vater hatte ich auch" von Renate Blauth und „Rabenfluch", einen historischen Roman von Bernd Kessens. Eine Auswahl, die höchst subjektiv ist, allerdings hat Möller einen vergleichweise guten Überblick. Im Rahmen ihres Studiums an der Hochschule Osnabrück hat die 22-Jährige in diesem Frühjahr ein Praktikum beim Verbund Oldenburger Münsterland absolviert. Dabei hat sie unter anderem recherchiert, welche Bücher und welche Autoren einen Bezug zum Oldenburger Münsterland haben.

Möller hat führende Buchhandlungen angeschrieben, plattdeutsche Werke einbezogen sowie die Jahrbücher des Heimatbundes aus den vergangenen zehn Jahren ausgewertet. Dabei hat sich die gebürtige Vechtaerin auf belletristische Werke konzentriert und Sachbücher außen vor gelassen. Herausgekommen ist eine Liste mit 37 Autoren und Autorengemeinschaften, von A wie Marc Albrecht bis W wie Felix Willenbrink. Einige waren ihr bereits geläufig, Hildegard Tölke zum Beispiel, die sich mit plattdeutschen Werken einen Namen gemacht hat. Zusammen bringen es diese 37 Autoren auf 118 Veröffentlichungen, eine Liste, die sich sicher noch erweitern ließe, sagt Möller. Nicht vertreten ist unter anderem Rolf-Dieter Brinkmann, überregional gesehen der vielleicht bekannteste Autor aus dem Oldenburger Münsterland – er gilt als "Urvater der deutschen Popliteratur".

Ob Liebesroman oder Gedichtband, Psychotriller oder Kinderbuch – so ziemlich jedes Genre ist im regionalen Buchhandel vertreten. Überrascht war Möller, "selbst nicht so der Krimi-Fan", über die große Anzahl an Büchern, in denen es um Mord und Totschlag geht. Im Oldenburger Münsterland wird literarisch gesehen kaum weniger gemordet als in Berlin oder Hamburg. Ihre These: "In Krimis spielen auch gesellschaftliche Fragen eine Rolle, außerdem werden Tatorte detailliert beschrieben", die oft auch die Leserschaft kennt – der Wiedererkennungseffekt eben. Zwei Vechtaer Autoren bringen es sogar auf eine zweistellige Zahl an Krimis: Marcus Ehrhardt und Jörg Schlüter. Kaum weniger beeindruckend ist die Publikationsliste von Andreas Kaminski aus Cloppenburg und Bernd Kessens aus Damme, wobei letzterer sich nicht nur dem Krimi verschrieben hat.

"Echt faszinierend" findet Möller, "wie die Kindheit manche Autoren prägt". Etliche Autoren, die im Oldenburger Münsterland ihre Wurzeln haben, sind auch nach einem Umzug ihrer alten Heimat treu geblieben. Die eingangs erwähnte Renate Blauth zum Beispiel, die in Vechta und Dinklage aufgewachsen ist und heute in Wildeshausen wohnt. In ihrem Roman "Späte Spuren - einen Vater hatte ich auch" begibt sie sich fast 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs auf die Suche nach ihrem vermissten Vater. Der Schriftsteller Arno Schmidt wiederum kannte das Oldenburger Münsterland, weil er hier im Frühjahr 1945 als Soldat bei einem Gefecht gerade so mit dem Leben davongekommen war. In seinem Kurzroman "Seelandschaft mit Pocahontas" hat der gebürtige Hamburger dem Dümmer ein kleines literarisches Denkmal gesetzt. Schmidt schildert darin eine erotische Begegnung während eines Kurzurlaubs, ein Werk, das ob seines freizügigen Inhalts bei seinem Erscheinen 1955 noch für viel Aufhebens sorgte.

Bilder