„Mehr Mut zu Zwischentönen“

130 Gäste beim 3. Netzwerktreffen „Nachhaltigkeit & Transformation im OM“ bei der Remmers Gruppe

Veröffentlicht: 10. September 2024
© wolfath film GmbH \ Helge Hammermann
Regierungsberater Prof. Dr. Günther Bachmann hielt die Keynote vor 130 Gästen beim 3. Netzwerktreffen „Nachhaltigkeit & Transformation im OM“ bei der Remmers Gruppe

Löningen. Der Wandel der Wirtschaft ist in vollem Gange. Er birgt Herausforderungen, bietet aber auch neue Möglichkeiten. „Nachhaltige Geschäftsmodelle – Chancen der Transformation“ lautete deshalb der Titel des 3. Netzwerktreffens „Nachhaltigkeit & Transformation im Oldenburger Münsterland“ am Montagabend, 09. September 2024 im modernen Kompetenzzentrum der Remmers Gruppe mit Sitz in Löningen.

Wie der Fokus auf Nachhaltigkeit bei aktuellen und künftigen Geschäftsmodellen hilft, welche Branchentrends es gibt und wie Unternehmen voneinander lernen können, all das diskutierten auf Einladung des „Verbundes Oldenburger Münsterland“ rund 130 Unternehmerinnen und Unternehmer aus der Region mit spannenden Podiumsteilnehmenden und einem erfahrenen Impulsgeber, der viele Jahre die Bundesregierung in Nachhaltigkeitsfragen beriet. Dabei wurde der Bogen von der aktuellen EU- und Bundespolitik bis hin zu den Herausforderungen und Chancen vor Ort gespannt.

Moderator Stefan Wagner, Geschäftsführer des Unternehmens „Wagner - Büro für Nachhaltigkeitsmanagement, Marketing und Kommunikation“ aus Mühlen, das 2021 gemeinsam mit dem Verbund Oldenburger Münsterland und der Privaten Hochschule für Wirtschaft und Technik (PHWT) das Netzwerk initiiert hatte, begrüßte zunächst den Vorstandsvorsitzenden und Mitinhaber der Remmers Gruppe, Dirk Sieverding. „Nachhaltigkeit ist für uns ein großes Thema und ein wichtiger Teil unseres Geschäftsmodells. Wir haben eine Nachhaltigkeitsstrategie erarbeitet und wollen unsere eigenen Emissionen bis 2030 um 40 Prozent verringern“, berichtete Sieverding.

Als Landkreise wolle man für die heimischen Unternehmen auf ihrem Weg zur Transformation Angebote schaffen und Hilfestellungen leisten, betonte der Landrat des Landkreises Vechta und derzeitige OM-Präsident Tobias Gerdesmeyer. „Unsere Chance liegt darin, Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit zu verbinden, unser vorhandenes Know-How zu nutzen und Veränderungen positiv zu gestalten.“ Johann Wimberg, Landrat des Landkreises Cloppenburg, fügte hinzu: „An diesem Thema kommt niemand mehr vorbei. Die Wirtschaftskraft in der Region ist da. Jetzt muss und kann jeder für sich etwas daraus entwickeln.“

Es folgte die Keynote eines besonderen Gastes: Prof. Dr. Günther Bachmann, u.a. von 2007 bis 2020 Generalsekretär des Rates für Nachhaltige Entwicklung der Bundesregierung und Vorstand des Deutschen Nachhaltigkeitspreises. In seinem Vortrag unter dem Titel „Nachhaltige Geschäftsmodelle - oder haben wir ganz andere Sorgen?“ verdeutlichte er, dass es trotz derzeit großer Herausforderungen und Krisenthemen wie Migration, Fachkräftemangel, Bildung, Bürokratie oder Kriege wichtig sei, an nachhaltigen Geschäftsmodellen festzuhalten. „Sie sind keine Mode, kein Irrtum. Sie werden bleiben: vielfältiger, größer und relevanter. Nachhaltigkeit ist das Zusammendenken der einzelnen Probleme. Komplexität ist anstrengend, aber darin liegen die Lösungen. Mehr denn je müssen sich alle Ebenen in Unternehmen stärker qualifizieren.“

Bachmann, der noch Alt-Kanzler Gerhard Schröder, später dann viele Jahre Kanzlerin Angela Merkel in Nachhaltigkeitsfragen beriet und ein enger Freund des inzwischen verstorbenen Nachhaltigkeits-Pioniers Klaus Töpfer war, riet: „Mehr frisches Denken, mehr Strategie und weniger Datenpunkte, mehr Kooperation und weniger Kakophonie, mehr Mut zu Zwischentönen und weniger schwarz-weiß.“

In der anschließenden Podiumsdiskussion tauchte Stefan Wagner mit den Gästen Thomas Fangmeyer (Regulatory Affairs Manager, Remmers Gruppe AG), Steffen Breitenstein (Geschäftsführer Burwinkel Kunststoffwerk GmbH, Mühlen), Dr. Stephan Siemer (Geschäftsführer SL Recycling, Wela Plast GmbH, August Siemer Immobilien, ehem. Abgeordneter der CDU im niedersächsischen Landtag) und Günther Bachmann, der den erkrankten Geschäftsführer und Produktionsleiter der Kalkhoff Werke GmbH aus Emstek, Michael Birnbaum, kurzfristig vertrat, in die Situationen vor Ort ein.

„Wir sehen das Thema Nachhaltigkeit als Querschnittsaufgabe und wollen dabei alle mitnehmen. Die Herausforderungen für uns als Unternehmen der chemischen Industrie sind jedoch groß. Wir sind von starker Regulatorik betroffen, was es nicht gerade leichter macht, nachhaltige Geschäftsmodelle umzusetzen“, berichtete Thomas Fangmeyer. Stephan Siemer pflichtete ihm bei: „Die Unternehmen wollen und müssen den Spagat zwischen Wandel und Bestand schaffen. Wir in Deutschland können und sollten allerdings nicht alles im Alleingang regeln wollen.“

Steffen Breitenstein skizzierte den vor bereits einigen Jahren eingeschlagenen, nachhaltigen Weg der Burwinkel Kunststoffwerk GmbH. „Wir haben unseren CO2-Fußabdruck berechnet, uns Ziele gesetzt, die Mitarbeitenden und Kunden mitgenommen, einen Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht und verfolgen nun einen Weg hin zur Kreislaufwirtschaft. Nachhaltige Geschäftsmodelle sehen wir als Chance. Wir trauen uns das zu.“

Zum Abschluss warf der Geschäftsführer des Verbundes Oldenburger Münsterland, Jan Kreienborg noch einen Blick auf die bisherigen und künftigen Aktivitäten des Netzwerks. So gab es in 2024 unter anderem zwei Workshops zu den Themen „Abfall- und Kreislaufwirtschaft“ und „Fördermöglichkeiten für Innovations- und Investitionsvorhaben“ sowie spannende Inhalte über die OM-Webseite, ein Nachhaltigkeitsmagazin und regelmäßige Newsletter. Highlight in 2025 wird erneut das Jahrestreffen sein, dann an der Universität Vechta. Auf der einen Seite wolle man die Unternehmen selber von den projektierten Maßnahmen zum Thema Nachhaltigkeit und Transformation inspirieren, auf der anderen Seite möchte man mit dem gezielten Standortmarketing den Bewohnern und Gästen der Region aufzeigen, dass das Oldenburger Münsterland im Sinne eines verantwortungsbewussten Handelns seit Jahren nachhaltig agiert. „Unser Ziel muss es sein, auch Morgen noch eine starke sowie attraktive Region für Familien und Fachkräfte zu sein. Die Themen Nachhaltigkeit und Transformation sind eine Gemeinschaftsaufgabe, die wir nur zusammen bewältigen und kommunizieren können. Das Netzwerk liefert hierfür eine zentrale Plattform und Impulse. Es bietet allen Teilnehmern ein starkes Netzwerk, Anregungen und zeigt positive Erfolgsmodelle auf“, sagte Jan Kreienborg.