Lange war die alte Schreibmaschine – ein Flohmarktfund – für Larissa Schleher nur Dekoration im Stuttgarter Studentenzimmer. Anfang des Jahres nahm sie sie wieder in Betrieb. Schleher ist 2020 „Stadtschreiberin" in Vechta. Immer dabei: die alte Schreibmaschine. Seit sieben Jahren schreiben Stadt und Universität das gemeinsame „Artist in Residence"-Projekt aus.
Mit dem Stipendium leben und arbeiten junge Künstler auf Zeit in Vechta. „Wir möchten kreative Impulse freisetzen, die positiv auf das kulturelle Leben der Menschen in Vechta wirken", erklärt Uni-Sprecher Friedrich Schmidt. In den Vorjahren wurden etwa Wanderbriefe, Zeichnungen, Figurentheater oder Collagen zum Stadtgespräch. Nun sind es Schlehers Bürger-Interviews, die sie spontan mit der Schreibmaschine umsetzt. Es geht um „Vielfalt und Wandel – Europa in Vechta".
Sie habe das Projekt von Beginn an verfolgt, denn Thema und Region hätten sie gereizt, berichtet die 26-Jährige. „Ich liebe Backsteinhäuser und diese endlose Weite, in der man stundenlang radfahren kann, ohne Höhenmeter zu überwinden." Für die Stuttgarterin echter Luxus. Genau wie die Arbeitsbedingungen in Vechta. „Die Einwohner hier sind super offen, interessiert, herzlich", schwärmt sie. „Das Interesse an meiner Arbeit ist riesig." Viele wissen von dem Programm, kennen Schleher aus der Zeitung, laden sie spontan zum Kaffee ein. Und kommen dann über Europa ins Gespräch. „Gleich das erste Interview war so spannend, so persönlich, die Geschichte der jungen Frau so ergreifend, dass ich nichts Fiktives mehr hinzufügen wollte."
Nach getaner Arbeit erhalten die interviewten Personen einen Durchschlag des Gesprächs, die Originale werden in einer Ausstellung im September und in einem Buch des Geest-Verlags verewigt.