Ehrenamtsagentur koordiniert Hilfen in Corona-Krise

Genähte Masken, angebotene Einkaufsdienste und mehr

Veröffentlicht: 20. April 2020
© Sascha Rühl/Landkreis Cloppenburg
Koordinieren Ehrenamtliche in der Corona-Krise (v.l.): Jutta Klaus, Dr. Christian Lüschen und Rita Moormann vom Team der Ehrenamtsagentur.

Landkreis Cloppenburg. Die Bereitschaft, für Mitmenschen da zu sein und sich sozial zu engagieren, war lange nicht mehr so groß wie jetzt während der Corona-Krise. Davon ist die Ehrenamtsagentur Cloppenburg überzeugt. „Es haben sich bei uns schon 50 Menschen gemeldet, die ihre Hilfe angeboten haben", freut sich Jutta Klaus von der Ehrenamtsagentur. Mittlerweile gibt es Hilfsangebote von Privatpersonen, Initiativen und Organisationen aus fast allen Teilen des Landkreises. „Kooperieren können und wollen wir bei Bedarf mit den anderen Städten und Gemeinden des Landkreises, zu denen wir inzwischen ein gutes Miteinander aufgebaut haben."

Ein Teil der Hilfsbereitschaft: Es wurden insgesamt rund 200 selbst genähte Gesichtsmasken an der Bürgermeister-Winkler-Straße 23 abgegeben, die von dort aus weiterverteilt wurden. 60 gingen bisher ans Altenheim St. Pius Stift, 40 an die Kinder-, Jugend- und Familienhilfe Jugendburg. Die Ehrenamtsagentur unterstützt die freiwillige Nähleistung durch kostenlose Herausgabe von bereits zurechtgeschnittenen Stoffen. Privatpersonen können sich genähte Masken gegen eine Spende abholen. „Das ist wichtig, da auch so das Virus eingedämmt wird", sagt die überzeugte Maskenträgerin Jutta Klaus.

„Gerade in dieser Krise werden wir als Koordinierungsstelle aktiv und können auf ein bestehendes Netzwerk aus Ehrenamtlichen und Organisationen zurückgreifen", betont Jutta Klaus. Der Dienst, Hilfebedürftige und Helfende zusammenzubringen, sei besonders wichtig. Deswegen wurde das Corona-Callcenter eingerichtet, bei dem sich beide Seiten melden können. „Wir öffnen diesen Service landkreisweit. Wer Hilfe sucht, kann sich bei uns melden, wir suchen dann sofort jemanden raus, der schon Hilfe angeboten hat", verspricht Jutta Klaus.

Kreisrat Neidhard Varnhorn lobte die Anstrengungen der Ehrenamtsagentur und der Ehrenamtlichen, die zur Bewältigung der Krise beitragen: „Die vielen guten, hilfreichen Ideen, die die Agentur bereits in die Tat umgesetzt hat, zeugen von der mitmenschlichen kreativen Arbeit der daran Beteiligten, aber auch davon, dass die Ehrenamtsagentur als Einrichtung für den Landkreis unverzichtbar ist, um nicht nur vereinsmäßiges Ehrenamt zu managen, sondern vielmehr eine Vielzahl von Helferinnen und Helfern mit denen, die Hilfe benötigen, zusammen zu bringen." Deswegen sei es auch schon vor der Krise selbstverständlich gewesen, dass der Landkreis die Ehrenamtsagentur finanziell unterstützt.

Durch die Agentur wurden auch zwei zusammengebracht, die bisher keine Berührungspunkte hatten: Die Tafel und das Jugendparlament. Die ersten stellten den Betrieb ein, um die vielen Ehrenamtlichen zu schützen, die zur besonders durch das Coronavirus gefährdeten Gruppe zählen. Das Jugendparlament und auch weitere Jugendliche boten von sich aus ihre Hilfe an, auch weil sie durch die Schließung der Schulen über mehr Zeit verfügten. Die Ehrenamtsagentur brachte beide zusammen. „Manche stehen schon um 7 Uhr dafür auf. Sie arbeiten in drei Schichten", berichtet Rita Moormann. Alleinerziehende mit Kindern und Rentner in Grundsicherung könnten donnerstags wieder Lebensmittel abholen. „Viele stellen jetzt fest, wie sinnvoll diese Tätigkeit ist und wie viel Spaß sie auch macht. Beim Ehrenamt tut man auch ein bisschen was für sich selbst. Das beginnt schon, wenn man fühlt, dass man gebraucht wird."

In einem Bereich konnte durch die Ehrenamtsagentur aber bislang noch niemand vermittelt werden. „Wir sind erst davon ausgegangen, dass im Moment vor allem ein Einkaufsservice angefragt wird. Von Menschen in häuslicher Quarantäne und von Älteren, die sich im Moment aus Angst vor einer Ansteckung nicht in den Supermarkt trauen. Wir dachten: Das ist genau das, was die Leute brauchen! Aber das organisiert sich wunderbar über direkte Nachbarschaftshilfe", erklärt Jutta Klaus. „Als erst keine Hilfsgesuche eingingen, waren wir etwas enttäuscht. Aber es ist gut zu wissen, dass wir in diesem Punkt nicht gebraucht werden, weil das im Landkreis einfach gut funktioniert", freut sich Rita Moormann. Gleichzeitig läuft im Moment ein telefonischer Besuchsdienst für Senioren an.

Unter www.ehrenamtsagentur.org finden freiwillige Helfer und Hilfebedürftige Formulare. Gleichzeitig erreicht man das Corona Callcenter dienstags, mittwochs und donnerstags von 10 bis 12 Uhr unter Telefon 04471/850 45 32. Es ist auch eine Kontaktaufnahme per E-Mail möglich an Info@ehrenamtsagentur.de.