Unternehmerisches Lebenswerk 2022

Mit viel Herzblut für das Freizeiterlebnis

10.11.2023

„Dass ich den Unternehmerpreis für mein Lebenswerk bekomme, hat mich schon überrascht“, sagt Alfred Grothaus. „Ich habe doch einfach nur meine Arbeit gemacht.“ Der frühere Chef des Tier- und Freizeitpark Thüle gibt sich bodenständig und bescheiden, ganz wie man es von den großen Unternehmerpersönlichkeiten im Oldenburger Münsterland kennt. Dabei hat der Tier- und Freizeitpark Thüle seit seiner Gründung in den 1960er-Jahren eine Entwicklung hingelegt, die seinesgleichen sucht.

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Angefangen als einfache Ausflugsgaststätte mit heimischen Wildtieren an einem ausgetretenen Feldweg hat sich der kleine Tierpark im Laufe der Jahre zu einem Zoo mit rund 165 Arten gemausert – von der einfachen Hausziege bis zur exotischen Fossa, der größten Raubkatze Madagaskars. Die Parkfläche hat sich mit einer Größe von 17 Hektar mehr als verfünffacht. Mit all diesen großen Zahlen konfrontiert gibt Grothaus frei heraus zu, niemals eine langjährige Erfolgsgeschichte im Sinn gehabt zu haben: „Es ging mir immer nur darum, genug Besucher anzulocken und am Ende des Jahres schwarze Zahlen zu schreiben. Den Gewinn habe ich dann investiert, damit der Park sich weiterentwickeln kann.“ 

„Man muss den Gästen jede Saison etwas Neues bieten, damit sie wiederkommen. Das hatte für mich immer einen gewissen Reiz.“

Alfred Grothaus
© (C) foto:hoelzen

Mut zur Veränderung

In den 1980er-Jahre beschritt Grothaus neue Wege: die Erweiterung des Tierparks um erste Fahrgeschäfte, die über den gewöhnlichen Spielplatz hinausgingen. Den Anstoß gab damals der Maschinenbauer Rudolf Heege, der später mit seinem Unternehmen für Freizeittechnik im In- und Ausland große Bekanntheit erlangen sollte. „Er hat mich letztlich darauf gebracht, den Tierpark um einen Freizeitbereich zu erweitern, und mir das erste Fahrgeschäft verkauft“, sagt Grothaus. Ein rotes Boot, das auf eine Höhe von sechs Metern hochgezogen wird und dann über eine Rampe aufs Wasser saust. Dieses Gerät steht bis heute im Park. Während er erzählt, klingt sie wieder durch, diese bescheidene Art. Vieles, das ihm über die Jahrzehnte gelungen ist, sei Zufall gewesen, er habe einfach zur richtigen Zeit die richtigen Leute getroffen.

Dass Grothaus‘ Gespür fürs Geschäft eine nicht unwesentliche Rolle dabei spielte, lässt sich jedoch kaum leugnen. Immer wieder hatte der Parkchef den richtigen Riecher, investierte in weitere Fahrgeschäfte und nahm neue Tierarten auf – stets mit einem Blick für das, was bald Trend werden würde.

Das richtige Gespür

Die besten Idee habe er immer gehabt, wenn er nach Schließung durch den Park spazierte und die Gedanken schweifen ließ. „Ich habe mich mal hierhin und mal dorthin gesetzt und mich gefragt: Was könntest du als nächstes machen?“ Hilfreich war ihm dabei seine gute Vorstellungskraft. Zum Beispiel, als natürliche Begrenzungen der Gehege immer gefragter wurden. Statt eines hohen Zauns sollte es diesmal ein breiter Graben sein, der die Gäste vom neuen Bärengehege trennte. „Niemand wusste damals, warum ich einen Graben ausheben ließ. Aber ich hatte einen Plan im Kopf“, erinnert sich Grothaus. „Und als das Gehege dann fertig war, haben mich plötzlich alle verstanden.“

Über all seinem Engagement stand für Grothaus immer derselbe Leitgedanke: den Besucherinnen und Besuchern ein Rundumerlebnis bieten. Vor allem Familien mit kleineren Kindern sollten auf ihre Kosten kommen. Auch heute noch ist diese Zielgruppe Dreh- und Angelpunkt für den Tier- und Freizeitpark Thüle. Das Werben um Besucher ist dasselbe geblieben, doch die Größenordnung hat sich verändert. „Man muss den Gästen jede Saison etwas Neues bieten, damit sie wiederkommen. Das hatte für mich immer einen gewissen Reiz.“

 

© GERALD LAMPE

Qualität schlägt Quantität

Und auch die Prioritäten haben sich verschoben. Es sei nicht mehr die Menge der Tiere, sondern die Qualität der Unterbringung, die für die Besucher entscheidend sei. Die Tierhaltung müsse fortlaufend neu gedacht werden, zudem spiele die Optik der Gehege inzwischen eine große Rolle: Themenlandschaften werden designt, attraktive Sichtachsen kreiert, die Wegeführung folgt einem ausgeklügelten System. Eines hat sich jedoch in all den Jahren nicht geändert: „Es sind nicht unbedingt die großen Tiere, die zum Besuchermagneten werden. Die Kinder bleiben zum Beispiel besonders lange bei den Meerschweinchen und im Streichelzoo.“

Inzwischen hat Alfred Grothaus die Parkleitung an Tochter Alexandra und Schwiegersohn Christoph abgegeben. Ganz zurückziehen will er sich jedoch noch lange nicht. Ein paar Tage Urlaub dürften es inzwischen gern mal sein, erzählt er schmunzelnd, aber länger will er dann doch nicht verreisen. „Das habe ich nie gelernt, ich war ja immer für meinen Park da.“ Und schon geht es wieder um die Meilensteine der letzten Jahrzehnte, eine Erzählung reiht sich an die nächste. Grothaus berichtet von all diesen Erlebnissen mit Leidenschaft, hat dabei stets ein Funkeln in den Augen. Der Tier- und Freizeitpark Thüle ist und bleibt eben sein Lebenswerk.