Innovationspreis des Oldenburger Münsterlandes 2022

Der Fahrscheinautomat wird Infoterminal

10.11.2023

Wie lässt sich der Öffentliche Personennahverkehr attraktiver machen? Dieser Frage widmet sich das Cloppenburger Softwarehaus AMCON. Für die Entwicklung einer neuartigen Technologie zur leichteren Bedienung von Fahrscheinautomaten wird das Unternehmen jetzt mit dem Innovationspreis des Oldenburger Münsterlandes ausgezeichnet.

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Gründe, warum Bus und Bahn in Deutschland dem Autoverkehr nicht längst den Rang abgelaufen haben, gibt es viele: fehlende Pünktlichkeit, schlechte Verbindungen, mangelhafter Service. Olaf Clausen und Darius Rauert kennen einen weiteren: komplizierte Fahrscheinautomaten. „Unsere Welt befindet sich in einem digitalen Wandel. Und gerade weil der ÖPNV zu einer ökologisch wertvolleren Mobilität beiträgt, ist es umso wichtiger, dass Ticketing-Prozesse und Fahrgastinformation so einfach wie möglich funktionieren“, sagt Clausen, gemeinsam mit Rauert geschäftsführende Gesellschafter des Cloppenburger Software-Spezialisten AMCON.

 

 

„Gerade in Zeiten der Digitalisierung setzen immer mehr Verkehrsbetriebe auf moderne und zukunftsweisende Technologien.“

Olaf Clausen

Prominente Namen auf der Referenzliste

Das Duo führt das Unternehmen seit 2010 gemeinsam. Erster Kunde war die Harzer Schmalspurbahn GmbH, die die Fahrten mit der Dampfbahn hinauf zum höchsten Gipfel des Harzes, dem Brocken verantwortet. „Es ging um die Einführung eines zeitgemäßen Ticketsystems“, erinnert sich Olaf Clausen. Der nächste Auftrag kam – in gleicher Sache – von den Stadtwerken Dessau. Und damit, so Darius Rauert, „war die Richtung vorgegeben“. Heute zieren prominente Namen die umfangreiche Referenzliste: die Münchner Verkehrsgesellschaft etwa, die Hamburger Hochbahn oder auch die Berliner Verkehrsbetriebe.

„Gerade in Zeiten der Digitalisierung setzen immer mehr Verkehrsbetriebe auf moderne und zukunftsweisende Technologien“, weiß Clausen aus zahlreichen Kundengesprächen zu berichten. AMCON liefert sie und garantiert maßgeschneiderte Lösungen. Das ist möglich, weil man sich anders als andere Anbieter ganz auf die Software konzentriert. Sie ist auf den unterschiedlichsten Automatentypen einsetzbar und frei vom Verkehrsunternehmen konfigurierbar. Einzigartig in Deutschland.

 

© GERALD LAMPE

Aufstieg zum größten Softwarehaus der Region

Die aktuelle Weiterentwicklung wurde 2020 erstmals an 20 Automaten der BVG in Berlin erprobt. AMCON.POS macht aus dem Gerät durch die Kombination aus Fahrscheinverkauf und Auskunftsseiten ein übersichtliches und einfach bedienbares Infoterminal. Hier können die Kunden zum Beispiel direkt und bequem Hinweise auf Verspätungen oder Umleitungen abrufen. Solche Funktionen gab es auf den gängigen Ticketautomaten bis dahin nicht. Durch einen integrierten Design-Editor haben die Verkehrsunternehmen darüber hinaus die Möglichkeit, Verkaufsoberfläche und Ticketlayout eigenständig innerhalb weniger Minuten anzupassen.

Wie lange Clausen und Rauert an dem System getüftelt haben, können sie heute nicht mehr sagen. „Das war ein kontinuierlicher Prozess.“ Anders als sonst bekam das Entwicklungsteam bewusst kein konkretes Lastenheft mit einer Vielzahl einzelner Forderungen mit auf den Weg. Vielmehr wurden Schritt für Schritt Teilbereiche umgesetzt und in regelmäßigen Abständen getestet.

Stichwort Team: AMCON hat sich in den vergangenen Jahren vom Kleinunternehmen zum größten Softwarehersteller des Oldenburger Münsterlands entwickelt. 125 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen hier zurzeit in Lohn und Brot, darunter 25 Auszubildende. Die meisten kommen aus Cloppenburg oder der näheren Umgebung. „Wir fühlen uns sehr mit der Region verwurzelt und freuen uns, dass wir den Menschen hier eine berufliche Perspektive in der IT-Branche bieten können“, bestätigt Olaf Clausen. Damit, so fügt Darius Rauert hinzu, „sorgen wir dafür, dass die jungen Leute im Oldenburger Münsterland bleiben“.

Fünf Standorte werden zu einem

Weiteres Wachstum wollen die beiden Chefs nicht ausschließen. Die Geschäfte laufen gut, das Interesse an der Software made in Cloppenburg wächst stetig. Nächstes Ziel: 150 Mitarbeiter. Zuvor allerdings steht ein anderer Schritt auf der To-do-Liste. Bislang nämlich ist das Team auf fünf Standorte in der Soeste-Stadt verteilt. Damit soll Schluss sein. In Molbergen hat AMCON bereits ein Grundstück für einen neuen Firmensitz gekauft. Allerdings verzögerten die Folgen der Pandemie den Baubeginn immer wieder. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

Dass sie mit dem Innovationspreis für das Oldenburger Münsterland ausgezeichnet werden, sehen Clausen und Rauert als Bestätigung ihrer Arbeit und als besondere Motivation – insbesondere für die Akquise weiterer Teammitglieder. Schließlich soll AMCON.POS nicht die letzte Software-Entwicklung aus ihrem Hause sein. Die angestrebte Verkehrswende bietet noch eine Vielzahl an Herausforderungen.