Am 15. Oktober 1955 schrieb Konrad Adenauer einen Brief nach Spreda. Der damalige Bundeskanzler bedankte sich darin „für die Freundlichkeit, mir Süßmost zu schicken", und gab sich überzeugt, „daß mir der Most sicher gut tun wird". Empfänger des Schreibens: Hermann Siemer, selbst Bundestagsabgeordneter, Landwirt, Unternehmer und seit 1942 auch Betreiber einer Süßmosterei in Spreda bei Langförden.
„Damals wurden hier vor allem schwarze Johannisbeeren und Äpfel zu Säften verarbeitet", weiß Gerald Wolf zu berichten. Der gebürtige Stuttgarter leitet heute den Betrieb, der inzwischen zur Valensina Gruppe in Mönchengladbach gehört. Mit jährlich etwa 30 Litern pro Kopf gelten die Deutschen als Weltmeister im Safttrinken, die Gruppe zählt mit drei Marken zu den bekanntesten Herstellern. Rund 250 Millionen Liter verlassen innerhalb eines Jahres die Produktionsstätten – gut zwei Drittel davon kommen aus dem Werk in Spreda.
„Unsere Beschäftigten füllen hier täglich bis zu 1,2 Millionen Liter Saft ab."
Gerald Wolf
Vielleicht Orange oder Mango, eventuell Ananas oder Maracuja, gern auch mal gemixt – beim Saft sind die Geschmäcker verschieden. Genießer schätzen Natürlichkeit, Frische, Aroma und Qualität der Getränke. Die sonnengereiften Früchte werden auf Plantagen in Spanien, Griechenland oder sogar Brasilien von Hand gepflückt, innerhalb kürzester Zeit frisch gepresst und schonend weiterverarbeitet.
Täglich bringen große Tanklastwagen das Konzentrat vom Seehafen in Rotterdam herüber ins Oldenburger Münsterland. Die Valensina Gruppe verfügt in Spreda über drei eigene Brunnen, aus denen das Wasser der Aufbereitung für die Fruchtsaftherstellung genutzt wird. Die hauseigene Qualitätssicherung sorgt dafür, dass alle Richtlinien eingehalten werden. So ist die Produktion etwa nach IFS 7 Standard zertifiziert. „Den Transport zu den Händlern", führt Werksleiter Wolf aus, „übernehmen anschließend die Logistikprofis von Paul Schockemöhle".
Den Standort im Landkreis Vechta hält Gerald Wolf für nahezu perfekt – vor allem wegen der Nähe zur Autobahn A1 und der grenzüberschreitenden A30 Richtung Niederlande. „Das macht vieles leichter", sagt der 63-Jährige. Als problematisch sieht er es allerdings an, dass eine nicht geringe Zahl an Mitarbeiterenden bald in den Ruhestand treten wird: „Wir brauchen unbedingt neue und qualifizierte Kräfte." Bewerbungen nimmt Wolf persönlich entgegen, auch für eine Ausbildung etwa zur Fachkraft für Fruchtsafttechnik.
Und vielleicht kommt ja auch noch einmal die große Politik nach Spreda. Konrad Adenauer ließ seinem Brief wenige Monate später tatsächlich einen Besuch in der Mosterei von Hermann Siemer folgen. Das Beweisfoto wahrt Gerald Wolf wie auch die Nachricht vom 15. Oktober 1955 in seinem Büro auf.