Feinkost Wernsing

Hungrig auf Nachhaltigkeit

Manche Erfolgsgeschichten im Oldenburger Münsterland beginnen ein wenig skurril. So habe Firmengründer Heinz Wernsing seine ersten Kartoffelsalate in einer Badewanne zusammengemischt, heißt es. Heute erwirtschaftet das Unternehmen aus Addrup mit seinen Kartoffel-, Feinkost- und Convenience-Produkten einen jährlichen Umsatz von rund 1,35 Milliarden Euro – und setzt mehr und mehr auf Nachhaltigkeit.

Klimaneutrale Produktion Ein Zwischenziel in Sachen nachhaltiger Wertschöpfung. Weitere Projekte sind in Planung.

Wie können Unternehmen die Herausforderung Nachhaltigkeit bewältigen? Wie lässt sich der CO2-Ausstoß minimieren, wie der Klimaschutz aktiv vorantreiben? Wie ist es um die Lieferketten bestellt? Ein Umdenken ist erforderlich. Diesen Schritt hat man beim Feinkostspezialisten Wernsing in Addrup bereits vollzogen. „Wir wissen, dass unser langfristiger Erfolg nur Bestand hat, wenn wir Wertschöpfung mit verantwortungsvollem Handel in Einklang bringen", heißt es in einer Erklärung auf der Internetseite. Und weiter: „Nachhaltigkeit ist daher unser zentrales Anliegen."

Im Frühjahr 2020 hat Wernsing erstmals einen Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht. Darin betont der geschäftsführende Gesellschafter Stefan Wernsing, dass das Thema Chefsache sei. Zugleich nimmt er seine Belegschaft in die Pflicht: „Gelebte Nachhaltigkeit bedeutet auch, dass jeder Mitarbeiter dafür sensibilisiert ist, überall die Augen offen zu halten und nach Möglichkeiten zu suchen, wie wir uns weiter verbessern können." Nur wenn alle mitziehen, lassen sich große Ziele erreichen.

Seit 2017 ist Wernsing nach dem ZNU-Standard Nachhaltiger Wirtschaften zertifiziert. Der Standard wurde vom Zentrum für Nachhaltige Unternehmensführung der Universität Witten/Herdecke entwickelt. Er berücksichtigt Nachhaltigkeitsanforderungen verschiedenster Initiativen (u.a. Deutscher Nachhaltigkeitskodex, UN Global Compact) und hat die zentralen Handlungsfelder daraus extrahiert.

Seit 2020 produziert Wernsing klimaneutral. Damit ist ein Zwischenziel erreicht.

Die Hinwendung zum nachhaltigen Wirtschaften ist keine kurzfristige, gar an aktuellen Diskussionen orientierte Entscheidung. Bereits seit etwa zehn Jahren arbeitete man in Addrup an einer möglichst energiesparenden Produktion, 2016 wurde die Stelle eines Nachhaltigkeitsbeauftragten geschaffen. Im Oktober 2020 erreichte das Unternehmen die bilanzielle Klimaneutralität. Dies bedeutet nach der Vermeidung und Reduktion werden die verbleibenden Emissionen durch die Unterstützung von zertifizierten Projekten gemeinsam mit ClimatePartner kompensiert.

Damit ist ein Zwischenziel erreicht, mehr aber noch nicht. Bis 2025 sollen die CO2-Emissionen pro Tonne Fertigprodukt im Vergleich zu 2012 um mehr als 70 Prozent reduziert werden. Auch der Gesamtenergieverbrauch je Tonne Produktionsmenge soll um 23,5 Prozent sinken. Zudem steht die Förderung eines nachhaltigen Anbaus der Rohstoffe im Rahmen eines Engagements bei der „Sustainable Agriculture Initiative" im Vordergrund. Die SAI ist eine Initiative für nachhaltige Landwirtschaft. Ihre Mitglieder stehen dafür ein, dass auch bei komplexen Lieferketten die umwelt- und sozialverträgliche Herstellung landwirtschaftlich erzeugter Rohstoffe und verarbeiteter Agrarprodukte gesichert ist.

Anfang des Jahres ist Wernsing dem Projekt Agri-Gaia beigetreten, in dem namhafte Partner aus Industrie und Forschung an der Realisierung eines offenen Standards für Künstliche Intelligenz (KI) im Bereich Agrar- und Ernährungswirtschaft arbeiten. KI wird Landwirtinnen und Landwirten ebenso wie mittelständischen Unternehmen als Werkzeug dienen, um Ressourcen effizienter zu nutzen und Ökosysteme nachhaltig zu schützen.

Nachhaltigkeit und landwirtschaftliche Produktion passen zusammen. Das Unternehmen Wernsing beweist das auf eindrucksvolle Weise. Es kann Vorbild sein für weitere, die ihre Verantwortung für die Zukunft ernstnehmen. „Entscheidend ist das Bewusstsein für die Auswirkungen unserer Geschäftstätigkeit auf Umwelt, Mensch und Gesellschaft", sagt Stefan Wernsing. Alfred Kessen, Geschäftsführer Einkauf und Logistik, ergänzt: „Wir sind voller Tatendrang für die kommenden Jahre und gleichzeitig gespannt auf die weiteren Entwicklungen, etwa in den Bereichen Ressourceneffizienz, Klimaschutz und Digitalisierung." 2023 soll der nächste Nachhaltigkeitsbericht erscheinen.