Nachhaltigkeit in Unternehmen

Eine Region denkt um

Klimaschutz, Nachhaltigkeit, bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen – das alles sind keine Worthülsen, sondern reale Ziele, an denen Unternehmen und Kommunen arbeiten. Auch und gerade im Oldenburger Münsterland. Hier legt eine Firma Blühwiesen für den Erhalt der Insektenvielfalt an, dort stellen Betriebe ihre Produktion um, damit der Ausstoß von Treibhausgasen reduziert werden kann.

Beispiel Baugewerbe: Über 500 Millionen Tonnen mineralische Rohstoffe werden pro Jahr in Deutschland verbaut. Damit gehört der Bausektor zu den ressourcenintensivsten Wirtschaftszweigen. Doch der Rohstoffeinsatz bietet großes Einsparpotenzial: Betriebe im Oldenburger Münsterland zeigen, wie Ansätze Richtung nachhaltiges Bauen aussehen können.

So beteiligt sich die Berding Beton GmbH aus Steinfeld an der Entwicklung umweltfreundlicher Betonsorten „unter Beachtung aller Phasen des Produktlebenszyklus". Schon während der Produktentwicklung werden Aspekte wie die Entsorgung und das Recyclingpotenzial der Betonware mitgedacht.

Eckig statt rund

Eine zentrale Rolle beim Streben nach mehr Nachhaltigkeit spielen Verpackungen. Die Weltmeere sind voll von Plastikmüll. Der Verzicht auf Plastikverpackungen hilft also, unsere Umwelt zu schonen. Für Wernsing Feinkost in Essen (Oldenburg) heißt das beispielsweise, auf Recycling zu setzen. Nach dem Verzehr gehören also etwa Becher in den gelben Sack oder die gelbe Tonne. Zudem werden Kartoffelsalat, Ketchup und Co. hier längst nicht mehr in runde Becher gefüllt, sondern in eckige. Das spart Platz sowohl im Supermarktregal als auch bei Transport und Lagerung, so dass weniger Energie verbraucht wird.

Das Meer ist voller Plastikmüll. Verzicht auf Verpackungen mindert das Problem.

So vielfältig das Handwerk, so vielfältig auch die Ansätze zum Wandel. Maler- und Lackierermeister Nils Meiners aus Garrel verwendet beispielsweise ausschließlich umweltschonende Wandfarben für seine Arbeiten. Sie werden aus mineralischen oder nachwachsenden Quellen bezogen und tragen somit zur Ressourcenschonung bei.

Blau für Gelb

Auch die kunststoffproduzierende Industrie zieht mit. Grund: Das Umweltbundesamt geht davon aus, dass sich viele Kunststoffe aufgrund ihrer chemischen Eigenschaften nie vollständig auflösen können. Sie werden lediglich immer kleiner. Deshalb kommt dem Oldenburger Münsterland, das seit Jahrzehnten als Zentrum der Kunststoffherstellung gilt, eine große Verantwortung zu.

Beim Traditionsunternehmen Pöppelmann in Lohne wurde eine Verpackung in einer „Recycling Blue" genannten Farbe entwickelt, die bei der Abfallsortierung identifiziert und getrennt gesammelt werden kann. Damit lässt sich die Quote des in gelben Säcken gesammelten Plastikmülls, der wiederverwertet werden kann, deutlich steigern. Die alten Verpackungen werden zu Granulat verarbeitet, aus dem wieder neue Produkte wie beispielsweise Pflanztöpfe entstehen.

Nachhaltigkeit wird auch bei Nordfolien in Steinfeld großgeschrieben. Folienabfälle und aus dem Markt zurückgenommene Folienverpackungen lassen sich zu Regranulaten verarbeiten. Im betriebseigenen Heizkraftwerk wird durch die Eigenstromerzeugung und durch die Gewinnung thermischer Energie aus Abwärme die Belastung der Luft durch CO2 deutlich verringert.

Carbon- statt Stahlbeton

Zurück zur Baubranche: Wie der Einsatz umweltfreundlicher Materialien aussehen kann, soll voraussichtlich ab November 2022 in Friesoythe zu betrachten sein. Im Schwimmbad Aquaferrum entsteht ein neues Badebecken aus Carbonbeton – eine nachhaltige Alternative zu Stahlbeton, bei der Kohlenstofffasern statt Stahl als Bewehrung eingesetzt werden. Bundesweit ist das Projekt bislang einmalig. Das Ziel: Ressourceneinsparung und eine längere Lebenszeit des fertigen Bauwerks.