Frau Dr. Pietzner, die Universität Vechta hat im Juni eine Veranstaltung organisiert, mit der sie sich für den Ausbau der Universitätsmedizin Oldenburg und eine Forschungskooperation stark macht. Welchen Mehrwert sehen Sie darin?
Dr. Verena Pietzner: Der Ausbau der Universitätsmedizin in Oldenburg würde die Forschung und Lehre auf ein neues Niveau heben und mehr Fachkräfte für unsere Region qualifizieren. Durch eine intensivere Zusammenarbeit der Hochschulstandorte Vechta und Oldenburg könnte die Forschung interdisziplinärer ausgerichtet werden, um gesellschaftliche, medizinische und pflegerische Herausforderungen gerade in ländlichen Räumen umfassender zu adressieren. Eine solche Kooperation würde innovative, fachübergreifende Forschungsprojekte ermöglichen und die Expertise beider Institutionen optimal einbinden.
Was könnte die Universität Vechta in eine Kooperation einbringen?
Dr. Verena Pietzner: Neben der Lehr-Lernforschung bringen wir besondere Stärken in der Teilhabeforschung und in der Transformationsforschung mit. Die Gesundheitsversorgung befindet sich in einem weitreichenden Transformationsprozess, geprägt durch Entwicklungen wie den medizinischen Fortschritt, den demografischen Wandel, die Zunahme von Erkrankungen, die Etablierung digitaler Assistenzsysteme und das sogenannte Krankenhaussterben. In Vechta werden Transformationsprozesse insbesondere mit dem Fokus auf ländliche Räume erforscht. Zudem ist die Sicherstellung einer umfassenden Gesundheitsversorgung eine Frage der Förderung von Teilhabe aller Menschen, insbesondere in ländlichen Gebieten.
„Durch eine intensivere Zusammenarbeit der Hochschulstandorte Vechta und Oldenburg könnte die Forschung interdisziplinärer ausgerichtet werden." Prof. Dr. Verena Pietzner
Welche Rolle spielt die Gerontologie?
Dr. Verena Pietzner: Im Bereich der Sozialen Dienstleistungen der Fakultät I der Universität Vechta, insbesondere in der Gerontologie wäre eine gemeinsame interdisziplinäre Forschung äußerst wertvoll. In der Gerontologie stehen die medizinische, gesundheitliche und pflegerische Versorgung älterer Menschen, Pflegebedürftigkeit, altersassoziierte Erkrankungen und die Psychologie des Alterns im Fokus. Eine Zusammenarbeit in diesem Bereich könnte bedeutende Fortschritte für die Versorgung und die Teilhabe älterer Menschen bringen, auch hier wieder mit einem zusätzlichen Fokus auf den ländlichen Raum.
Wie groß ist die Hoffnung, dass der Nordwesten in der medizinischen und pflegerischen Versorgung nicht abgehängt wird?
Dr. Verena Pietzner: Für eine sozial tragfähige Entwicklung der Region ist eine gute und gesicherte medizinische und pflegerische Versorgung von zentraler Bedeutung. Die Zukunftsfähigkeit der Region Nordwest Niedersachsen hängt daher maßgeblich von einer starken Universitätsmedizin in Oldenburg ab. Ich bin zuversichtlich, dass der Nordwesten nicht abgehängt wird. Die Landesregierung hat im Koalitionsvertrag den Stellenwert des Ausbaus der Universitätsmedizin Oldenburg klar signalisiert. Die Umsetzung dieser Pläne wird entscheidend sein, um die Gesundheitsinfrastruktur durch qualifizierte Fachkräfte zu stärken und auch zukünftig eine gute Versorgung für alle Menschen, insbesondere in den ländlichen Regionen im nordwestlichen Niedersachsen sicherzustellen.