Goldenstedt 2023

Schritt für Schritt die Weichen stellen

31.01.2023

Wenn Weltgeschehen auf Lokalpolitik trifft: Goldenstedts Bürgermeister Alfred Kuhlmann erwartet, dass es 2023 auch in seiner Gemeinde weiterhin um die Folgen von Corona, Krieg und Klimawandel gehen wird. Aber er weiß auch: Es hätte schlimmer kommen können.

Herr Kuhlmann, welche Themen werden die Politik in der Gemeinde Goldenstedt 2023 besonders beschäftigen?

Alfred Kuhlmann: Als Auswirkung der drei 3 K’s – Krise, Krieg und Klimawandel – wird die Corona-Endemie immer noch Thema in den Kommunen sein. Durch den andauernden schrecklichen Krieg in der Ukraine werden weiterhin Geflüchtete nach Deutschland und damit auch in die Gemeinde Goldenstedt kommen. Die Integration dieser Menschen wird ein wichtiger Aspekt sein. Zentrale Aufgabe wird es in den nächsten Jahren, beim Klimawandel gegenzusteuern. Klimaschutz fängt bekanntlich vor der Haustür an – in den privaten Haushalten, bei den Betrieben und in den Kommunen. Global denken, lokal handeln muss das Motto von Rat und Verwaltung sein. Mit Blick auf die Ankündigung des Versorgungsunternehmens EWE, zukünftig keine Gasleitungen mehr in neuen Baugebieten zu verlegen, sind Lösungen mittels Nahwärmenetze anzusteuern. Der Einsatz von LED-Leuchtkörpern bei der Straßenbeleuchtung und in öffentlichen Gebäuden ist dabei eine Selbstverständlichkeit.

Darüber hinaus werden auch die ständigen „Hardware“-Themen in den politischen Gremien zu beraten sein: die Bereitstellung weiterer Bau- und Gewerbegebiete mit Veräußerung der entsprechenden Grundstücke sowie die Sicherstellung der Grundversorgung in der Gemeinde. Hierfür soll im Ort Lutten das Bauleitverfahren für einen neuen Standort des Combi-Marktes an der Großen Straße zügig zum Abschluss gebracht werden. Das Investitionsvolumen der Gemeine Goldenstedt wird in 2023 rund 9,5 Mio. Euro betragen. Allein 1,25 Mio. Euro sind für die Neugestaltung der Ortsdurchfahrt in Goldenstedt vorgesehen.

Wie ist die Gemeinde auf eventuelle Katastrophenszenarien im Bereich Energiesicherheit vorbereitet?

Zunächst bleibt natürlich die Hoffnung, dass die Energiepreise weiterhin ein wenig sinken, da nicht nur Familien, sondern auch Unternehmen vor großen finanziellen Belastungen stehen. Bestehende Windenergie- sowie Biogasanlagen stellen bereits alternative Energie bereit. Der Bau etwaiger weiterer Windräder wird derzeit in Zusammenarbeit mit dem Landkreis Vechta geprüft. Weiterhin wurde ein Kriterienkatalog für Freiflächen-Photovoltaikanlagen im Gebiet der Gemeinde Goldenstedt verabschiedet. Aktuell werden die Flächen der Gemeinde-Einrichtungen überprüft, ob die Installierung von Photovoltaik möglich ist. Zu überlegen ist auch, dass künftig nachhaltige Wohn- und Gewerbegebiete entstehen, in denen der Flächenverbrauch durch neue Wohnformen klein gehalten wird, um eine autarke Energieversorgung anzustreben.

Warum besteht hinsichtlich der weiteren Entwicklung der Gemeinde Grund zum Optimismus?

Ein Charakteristikum der Einwohnerinnen und Einwohner im Oldenburger Münsterland ist, auch in schwierigen Zeiten optimistisch zu bleiben. In Goldenstedt weiß man: Hinter jeder Wolke steckt bekanntlich Sonnenschein. Die Betriebe in der Gemeinde sind hervorragend aufgestellt, die Beschäftigten bereit, die Ärmel hochzukrempeln. Dadurch erhält die Gemeinde nicht unerhebliche Gewerbesteuereinnahmen, sodass auch 2023 höhere Investitionen möglich sind. Obwohl das Investitionsvolumen etwa 9,5 Mio. Euro beträgt, liegt die Nettoneuverschuldung nur bei knapp einer Mio. Euro. Da zusätzlich der Zusammenhalt in der Gesellschaft groß ist, besteht kein Anlass, den Kopf in den Sand zu stecken. Diese erfreulichen Tatsachen machen richtig Mut für das noch neue Jahr. Die Plattdeutschen sagen in einer derartigen Situation immer: „Har leiper kunnt!“ – „Hätte schlimmer kommen können“, das bringt die Gesamtlage sicherlich auf den Punkt.

„Da der Zusammenhalt in der Gesellschaft groß ist, besteht kein Grund, den Kopf in der Sand zu stecken.“

Alfred Kuhlmann

Gibt es Akzente, die Sie persönlich als Bürgermeister 2023 setzen wollen?

Ein Bürgermeister ohne konkrete Akzente wäre sicherlich ein schlechter Bürgermeister. Nach Jahren des Um- und Neubaus von Kindergärten sowie Schulen in der Gemeinde haben nunmehr Bauvorhaben sowie der Klimawandel erste Priorität. Im Zuge der Bahnhofstraße wird die Gemeinde Goldenstedt daher in diesem Jahr ein rund 13 ha großes Gewerbegebiet ausweisen. Das ist für eine 10.000-Einwohner-Kommune eine große Aufgabe, zumal mehrere Firmen händeringend auf neue Gewerbeflächen warten. Auch Bauplätze werden 2023 angeboten werden können. Ehrlicherweise muss man jedoch sagen, dass die Grundstückspreise nicht mehr so niedrig wie in Vor-Corona-Zeiten sein werden.

Mein größter dienstlicher Wunsch ist, zügig mit der Neugestaltung der Ortsdurchfahrt in Goldenstedt zu starten. Mit einer guten Planung – abgestimmt mit allen wichtigen Entscheidungsträgern und der heimischen Kaufmannschaft – wollen wir den Ort fit und schick für die nächsten Jahre machen. Das wichtigste und investivste Projekt in der Geschichte unserer Gemeinde: eine Riesenherausforderung und mit Gesamtausgaben von rund 8,9 Mio. Euro ein finanzieller Kraftakt. Parallel muss immer der Umwelt-, Natur- und Klimaschutz im Auge behalten werden. Schritt für Schritt sind daher die Weichen für eine klimaneutrale Zukunft in unserer Gemeinde zu stellen.

Worauf können sich die Bewohnerinnen und Bewohner der Gemeinde 2023 besonders freuen?

Zunächst sicherlich, dass die Gemeindeverwaltung als Dienstleistungsunternehmen auch in Zukunft kompetente Ansprechpartnerin für die Bürgerinnen und Bürger sein wird. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern sich um die Menschen in der Gemeinde und geben Rat – darum arbeiten sie auch im Rathaus! Im Rahmen der Neugestaltung der Ortsdurchfahrt Goldenstedt werden auch zwei Wohlfühlzonen – auf dem Rathausvorplatz und längs der Hauptstraße – mit Sitzmöglichkeiten und Grün geschaffen. Damit wird die Aufenthaltsqualität in zentraler Ortslage um ein Vielfaches verbessert. Auch das Kulturangebot für Jung und Alt wird wieder sehr abwechslungsreich sein. Der Kirchort Lutten konnte im vergangenen Jahr seine erstmalige urkundliche Erwähnung vor 1.150 Jahren feiern. Hierzu ist im kommenden Juni anlässlich der „Lutter Birse“ ein Festumzug geplant – Vorfreude pur. Und: Nach zwei karnevalslosen Jahren wird am Wochenende vor Rosenmontag sowohl in Goldenstedt als auch in Lutten aus tausenden Kehlen ein stimmungsvolles „Helau“ erklingen.

Haben Sie ein persönliches Schlusswort zum neuen Jahr?

Zu Beginn eines neuen Jahres halte ich es immer mit dem Physiker Albert Einstein, der wusste: „Wenn’s alte Jahr erfolgreich war, dann freue dich aufs Neue. Und war es schlecht, ja dann erst recht!“