Herr Kuhlmann, welche Themen werden die Politik in der Gemeinde Goldenstedt 2023 besonders beschäftigen?
Alfred Kuhlmann: Als Auswirkung der drei 3 K’s – Krise, Krieg und Klimawandel – wird die Corona-Endemie immer noch Thema in den Kommunen sein. Durch den andauernden schrecklichen Krieg in der Ukraine werden weiterhin Geflüchtete nach Deutschland und damit auch in die Gemeinde Goldenstedt kommen. Die Integration dieser Menschen wird ein wichtiger Aspekt sein. Zentrale Aufgabe wird es in den nächsten Jahren, beim Klimawandel gegenzusteuern. Klimaschutz fängt bekanntlich vor der Haustür an – in den privaten Haushalten, bei den Betrieben und in den Kommunen. Global denken, lokal handeln muss das Motto von Rat und Verwaltung sein. Mit Blick auf die Ankündigung des Versorgungsunternehmens EWE, zukünftig keine Gasleitungen mehr in neuen Baugebieten zu verlegen, sind Lösungen mittels Nahwärmenetze anzusteuern. Der Einsatz von LED-Leuchtkörpern bei der Straßenbeleuchtung und in öffentlichen Gebäuden ist dabei eine Selbstverständlichkeit.
Darüber hinaus werden auch die ständigen „Hardware“-Themen in den politischen Gremien zu beraten sein: die Bereitstellung weiterer Bau- und Gewerbegebiete mit Veräußerung der entsprechenden Grundstücke sowie die Sicherstellung der Grundversorgung in der Gemeinde. Hierfür soll im Ort Lutten das Bauleitverfahren für einen neuen Standort des Combi-Marktes an der Großen Straße zügig zum Abschluss gebracht werden. Das Investitionsvolumen der Gemeine Goldenstedt wird in 2023 rund 9,5 Mio. Euro betragen. Allein 1,25 Mio. Euro sind für die Neugestaltung der Ortsdurchfahrt in Goldenstedt vorgesehen.
Wie ist die Gemeinde auf eventuelle Katastrophenszenarien im Bereich Energiesicherheit vorbereitet?
Zunächst bleibt natürlich die Hoffnung, dass die Energiepreise weiterhin ein wenig sinken, da nicht nur Familien, sondern auch Unternehmen vor großen finanziellen Belastungen stehen. Bestehende Windenergie- sowie Biogasanlagen stellen bereits alternative Energie bereit. Der Bau etwaiger weiterer Windräder wird derzeit in Zusammenarbeit mit dem Landkreis Vechta geprüft. Weiterhin wurde ein Kriterienkatalog für Freiflächen-Photovoltaikanlagen im Gebiet der Gemeinde Goldenstedt verabschiedet. Aktuell werden die Flächen der Gemeinde-Einrichtungen überprüft, ob die Installierung von Photovoltaik möglich ist. Zu überlegen ist auch, dass künftig nachhaltige Wohn- und Gewerbegebiete entstehen, in denen der Flächenverbrauch durch neue Wohnformen klein gehalten wird, um eine autarke Energieversorgung anzustreben.
Warum besteht hinsichtlich der weiteren Entwicklung der Gemeinde Grund zum Optimismus?
Ein Charakteristikum der Einwohnerinnen und Einwohner im Oldenburger Münsterland ist, auch in schwierigen Zeiten optimistisch zu bleiben. In Goldenstedt weiß man: Hinter jeder Wolke steckt bekanntlich Sonnenschein. Die Betriebe in der Gemeinde sind hervorragend aufgestellt, die Beschäftigten bereit, die Ärmel hochzukrempeln. Dadurch erhält die Gemeinde nicht unerhebliche Gewerbesteuereinnahmen, sodass auch 2023 höhere Investitionen möglich sind. Obwohl das Investitionsvolumen etwa 9,5 Mio. Euro beträgt, liegt die Nettoneuverschuldung nur bei knapp einer Mio. Euro. Da zusätzlich der Zusammenhalt in der Gesellschaft groß ist, besteht kein Anlass, den Kopf in den Sand zu stecken. Diese erfreulichen Tatsachen machen richtig Mut für das noch neue Jahr. Die Plattdeutschen sagen in einer derartigen Situation immer: „Har leiper kunnt!“ – „Hätte schlimmer kommen können“, das bringt die Gesamtlage sicherlich auf den Punkt.