Essen (Oldenburg) 2023

Bereit für notwendige pragmatische Entscheidungen

31.01.2023

Eine Gemeinde, die auf eine über tausendjährige Geschichte zurückblicken kann, wird auch mit den aktuellen Herausforderungen fertig, sagt Heiner Kreßmann, Bürgermeister von Essen (Oldenburg). Zumal dann, wenn die Einwohnerinnen und Einwohner es gewohnt sind, die Ärmel hochzukrempeln.

Herr Kreßmann, welche Themen werden die Politik in der Gemeinde Essen 2023 besonders beschäftigen?

Heiner Kreßmann: Einen Schwerpunkt in diesen Zeiten zu nennen, fällt schwer. Sicherlich wird man sich mit dem Klimaschutz und der Energiekrise auseinandersetzen, hier besonders mit der Entwicklung von Windenergie, Freiflächenphotovoltaik und den durch die Gemeinde Essen verlaufenen Stromtrassen und deren Auswirkungen. Weiterhin wird es eine große Herausforderung sein, die Unterbringung von Schutzsuchenden oder Kriegsflüchtlingen innerhalb der Gemeinde Essen zu organisieren. Die Transformation der Landwirtschaft und deren Folgen – auch für die nachgelagerten Bereiche sowie unsere gesamte Region – wird eine ländlich geprägte Gemeinde ebenfalls begleiten müssen. Als Weiteres befindet sich die Gemeinde Essen in der Dorfentwicklung, somit stehen hier weitere große Baumaßnahmen an.

Wie ist die Gemeinde auf eventuelle Katastrophenszenarien im Bereich Energiesicherheit vorbereitet?

Im Bereich Wärme sind wir dabei, unsere Gebäude nach und nach dämmungstechnisch zu bewerten, um zu erfahren, wo andere als die bisher genutzten Energiequellen einsetzbar sind. Zusätzlich beschäftigen wir uns mit einem Wärmekonzept und haben die Stelle eines Klimaschutzmanagers gemeinsam mit der Gemeinde Lindern ausgeschrieben.

Grundsätzlich ist die Gemeinde Essen nicht bestrebt sich mit schnellen Entscheidungen in den Vordergrund zu stellen, sondern möchte langfristige, nachhaltige und zukunftsorientierte Lösungen präsentieren. Hierbei kann man sich auch gemeindeüberschreitende Herangehensweisen vorstellen. Ebenso ist die Gemeinde Essen fest entschlossen, bei Herstellung von Energie innerhalb der Gemeindegrenzen einen Mehrwert für die Bürgerinnen und Bürger sowie die Gewerbetreibenden zu erreichen.

Aktuell ist das Feuerwehrhaus Bevern schon autark zu betreiben. Das Feuerwehrgerätehaus Essen wird im nächsten Jahr für ca. 1,5 Mio. Euro ebenfalls entsprechend erweitert und hergestellt, um zumindest eine Besondere Aufbauorganisation aufbauen zu können. Bei anderen Gebäuden wird geprüft, inwiefern eine Nachrüstung bzw. ein Umbau möglich ist. Auch wird innerhalb der Verwaltung der Katastrophenschutz neu zugeteilt werden.

Warum besteht hinsichtlich der weiteren Entwicklung der Gemeinde Grund zum Optimismus?

Die Gemeinde Essen hat eine mehr als tausendjährige Geschichte. Aktuell wurde der letzte Band der Chronik veröffentlicht. Wenn man sieht, wie die Gemeinde die verschiedenen negativen Ereignisse des letzten Jahrtausends – die Finanzkrise, die Corona-Pandemie und nun aktuell den Ukrainekrieg – bisher gemeistert hat, dann habe ich sehr großen Optimismus, dass es hier positiv weitergeht. Die Bürgerinnen und Bürger sowie die Unternehmer sind fleißig und pfiffig und können die Ärmel aufkrempeln. Gerade unsere Unternehmen bekennen sich zum Standort Essen. Wenn man weiterhin bei schwierigen Phasen diese Gemeinschaft und den Willen zum Anpacken erhält, werden wir aus den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen gestärkt herauskommen. Rat und Verwaltung können nur Rahmenbedingungen schaffen, aber beide sind bereit, notwendige pragmatische Entscheidungen zu fällen, damit es für die Gemeinde Essen vorwärtsgeht.

„Unsere Bürgerinnen und Bürger sowie die Unternehmer sind fleißig und pfiffig und können die Ärmel aufkrempeln.“

Heiner Kreßmann
© Gemeinde Essen (Oldenburg)

Gibt es Akzente, die Sie persönlich als Bürgermeister 2023 setzen wollen?

Die bereits  genannten Themen erfordern schon sehr viel Aufmerksamkeit und bedeuten, dass sich der Bürgermeister damit einbringen und bei der Umsetzung mitwirken muss. Unabhängig davon würde ich gern die Schaffung von sozialem und zeitgemäßem Wohnraum durch neue Herangehensweisen nach vorn bringen. Eine sinnvolle und praktikable Nutzung der „Diekmanns Mühle“ und ihrem Umfeld habe ich ebenfalls auf meiner Liste stehen. Einen Ort zu schaffen, an dem sich Bildung, Freizeit, Integration, Jung und Alt begegnen, treffen und austauschen können, ist eine weitere wichtige Aufgabe. Und nicht zu vergessen: Ich möchte die Planungen für die Entlastungsstraße Bevern vorantreiben und ihrer Realisierung ein Stück näherkommen.

Worauf können sich die Bewohnerinnen und Bewohner der Gemeinde 2023 besonders freuen?

Es steht einiges an: So werden wir etwa die Fertigstellung der Grundschule Essen, mit Schulstraße, Ladestraße und Aug.-Meyer-Straße, dem ZOB und dem Alten Friedhof abschließen. Die größte Hochbaumaßnahme der letzten 50 Jahre kommt im Jahr 2023 zum Abschluss. Im Zuge der Langen Straße wird der Kreisel bei der Turmapotheke fertig.

Haben Sie ein persönliches Schlusswort zum neuen Jahr?

Ich bin der festen Überzeugung, dass man nur gemeinsam etwas erreichen kann – und miteinander reden hilft!