Heimatbund für das Oldenburger Münsterland

Denkanstöße für die Region

01.03.2021

„Fehlt den Leuten eine Heimat, kommen sie sich irgendwann selbst abhanden" – so stand es einmal in der Neuen Züricher Zeitung geschrieben. Hat der global denkende Mensch noch so etwas wie einen Heimathafen? Braucht er ihn überhaupt? Für den Heimatbund für das Oldenburger Münsterland steht das außer Frage. Seit mehr als 100 Jahren setzt er sich für die Belange der Region ein.

Was ist Heimat? „Kein Ort, ein Gefühl", sagt der Sänger Herbert Grönemeyer. „Ohne Heimat sein, heißt leiden", schrieb der Dichter Dostojewski. Und wann fühlen sich die Menschen heimatloser als nach einem großen Krieg? So war es auch 1919. Der erste Weltkrieg war vorbei, Deutschland sortierte sich neu. Aus dem Kaiserreich wurde die Weimarer Republik, aus dem Großherzogtum Oldenburg der Freistaat Oldenburg. In dieser Zeit des Umbruchs suchten die Menschen nach Halt und Orientierung.

Um dieses Bedürfnis nach Sicherheit zu stillen, wurde Ende 1919 der „Heimatbund für das Oldenburger Münsterland" gegründet. „Unter den ersten Mitgliedern befanden sich neben 55 Landwirten und 26 Handwerkern auch 105 Pädagogen, 38 Kaufleute, 37 Honoratioren und 27 Theologen", rechnet Gabriele Henneberg vor. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Heimatbund und bezeichnet es als dessen wichtigste Aufgabe, den Menschen im Oldenburger Münsterland ein Zuhause zu geben und die Identifikation mit der Region zu stärken. „Es geht um die spezielle Mentalität hier, um Emotionen und Zusammenhalt." Ferner versteht sich die Institution als Dachverband und Sprachrohr der Heimatvereine, von denen es hier mittlerweile 52 gibt.

„Wir wollen frische Impulse setzen und Denkanstöße für die Menschen in der Region geben."
Gabriele Henneberg

Das Bewahren des kulturellen Erbes der Region ist also eine der Hauptaufgaben – und dazu gehört weit mehr als nur das Plattdeutsche. Wer etwa einen Blick in die Museen zwischen Barßel und Neuenkirchen-Vörden wirft, wird viel über die Lebensart der Menschen erfahren, über ihr Verhältnis zur Religion und den wirtschaftlichen Aufschwung.

Aber Heimat definiert sich nicht ausschließlich über die Vergangenheit. Heimat ist auch heute, Heimat ist auch jetzt in diesem Moment, Heimat ist auch jung. Deshalb geht es Henneberg und ihren Mitstreitern um Erneuerung, andere Strukturen, neue Ansätze. Sie wissen, dass sich das Heimatverständnis über die Jahre und Jahrzehnte verändert hat. „Wir wollen das Brauchtum und die hiesige Kultur pflegen, aber ebenso frische Impulse setzen und Denkanstöße für die Menschen in der Region geben", heißt es. Ein Spagat, keine Frage.

Ein Beispiel für die Modernisierung ist das traditionelle Jahrbuch, das seit 70 Jahren erscheint und zu einer Art Dauerbrenner unter den Veröffentlichungen des Heimatbundes geworden ist. Die aktuelle Ausgabe wurde sowohl hinsichtlich des Layouts als auch bei der inhaltlichen Mischung einer Frischzellenkur unterzogen. Gabriele Henneberg und Geschäftsführerin Gisela Lünnemann, die gemeinsam die Redaktionsleitung innehatten, setzen ganz bewusst auf aktuelle und auch gesellschaftspolitisch relevante Themen. Und das nicht nur beim Jahrbuch. So gab es etwa bereits Veranstaltungen zur Entwicklung der ländlichen Region oder zur Bedeutung des Heimatbegriffs im 21. Jahrhundert. Für die Zeit nach Corona steht ein Nachhaltigkeitsforum zur Frage „Lebenselexier Wasser – (un)endlich verfügbar?" auf dem Programm.

Zudem ist der Heimatbund inzwischen auch in den sozialen Medien präsent. Auf Facebook und Instagram finden sich regelmäßig Meldungen, Fotos und Veranstaltungsberichte aus der Region. Daneben soll ein digitales Gedächtnis des Oldenburger Münsterlandes aufgebaut werden. „Ein ganz spannendes Projekt", verspricht Gabriele Henneberg. Und vermutlich nicht das letzte, mit dem der Heimatbund für das Oldenburger Münsterland in der kommenden Zeit auf sich aufmerksam machen wird.