Ohne Taten bleibt ein Traum nur ein Traum. Daniela Wilke entschied sich kurz vor ihrem fünfzigsten Geburtstag, ihren Traum von einem eigenen Blumengeschäft endlich in die Tat umzusetzen. So wagte sie den ersten Schritt in die Selbstständigkeit – ganz nach ihrem Motto: „Einfach machen! Den richtigen oder falschen Zeitpunkt gibt es nie.“ Sie wollte schon immer selbstständig sein und ihr eigenes Ding machen. „Ich hatte diesen Wunsch seit langer Zeit, aber als alleinerziehende Mama ist das natürlich schwierig umzusetzen“, erklärt sie.
Zunächst kreierte sie in ihrer Küche Hochzeitsdekorationen, von bunten Gestecken bis hin zu Papeterie, und gab nebenbei auch Workshops in ihrem Kreativstudio. Dabei hatte sie ihr Ziel immer vor Augen: ein eigenes Blumengeschäft in einer belebten Ecke. Als sich die Gelegenheit bot, in eine lange leerstehende Immobilie in der Großen Straße 62 in Vechta zu ziehen, handelte sie, ohne zu zögern.
Schritt für Schritt gemeinsam zum Ziel
Obwohl Wilkes Traum mit der idealen Immobilie greifbar schien, war der Umbau der ehemaligen Optiker-Filiale unerlässlich und musste aus eigener Kraft umgesetzt werden. „Dank der Unterstützung von Freunden und Familie konnte ich den Umbau stemmen. Besonders dankbar ist sie ihrem Vater, einem erfahrenen Maurermeister im Ruhestand: „Ohne ihn hätte ich das nicht geschafft.“ Während sie im Ausland eine Hochzeit vorbereitete, packten ihr Vater und ihr Neffe kräftig an. Sie rissen die Decke und den Teppichboden heraus und kümmerten sich um die Entsorgung. „Das war einfach rührend“, erzählt die Geschäftsfrau stolz. Nach drei Monaten war es schließlich so weit: Die Arbeiten waren abgeschlossen, und am 15. September 2023 öffnete „Danie Wilke Floral Design“ endlich seine Türen.
Vom Rückschlag zur Rückkehr
Bereits mit 14 Jahren wollte Daniela Wilke Floristin werden. Sie erkundigte sich in einem örtlichen Blumenladen nach dem Beruf. Die Antwort der Floristin fiel jedoch ernüchternd aus: „Sie hatte nicht wirklich Lust auf ihren Job und klagte über ihre ständigen kalten Füße und Hände. Und darüber, dass sie arbeiten musste, während andere frei hatten, und über das geringe Gehalt und die komplizierten lateinischen Pflanzennamen“, blickt Daniela Wilke zurück. Nach dieser Erfahrung orientierte sie sich um, schloss eine Ausbildung als Gestalterin im visuellen Marketing ab und fand anschließend ihren Weg in die Grafik.
„Mein Rat an Gründer:innen: Einfach machen! Den richtigen oder falschen Zeitpunkt gibt es nie.“ Daniela Wilke
Ihre Leidenschaft fürs Basteln verlor sie jedoch nie, insbesondere das Arbeiten mit Blumen machte ihr Spaß. Um ihre Fähigkeiten weiterzuentwickeln, nahm Wilke an Workshops bei europaweit tätigen Hochzeitsflorist:innen teil. „Ich stellte fest, dass sie auch nur mit Wasser kochen.“ Obwohl sie sich ungern als Floristin bezeichnet, da sie keine offizielle Ausbildung absolviert hat, liebt die Gründerin, was sie tut. Und das positive Feedback ihrer Kund:innen spornt sie an, weiterzumachen. „Lustigerweise kenne ich mittlerweile viele lateinischen Pflanzennamen, ohne sie bewusst gelernt zu haben. Ich denke, wenn man sich für etwas interessiert, kommt das von ganz allein – vor allem, wenn man Lust darauf hat“, stellt sie fest. Die negativen Erzählungen aus dem Praktikum von damals sind positiven eigenen Erfahrungen gewichen.
Mit Mut zum Erfolg
In ihren Workshops beobachtet Daniela Wilke häufig, wie gering das Selbstbewusstsein ihrer Teilnehmerinnen ist. „Es scheint ein typisches Phänomen zu sein, dass viele Frauen sich selbst wenig zutrauen. Doch am Ende meiner Workshops sind sie jedes Mal stolz auf das, was sie geschafft haben“, berichtet sie mit Freude. Ihren Praktikant:innen – überwiegend Mädchen – rät sie ebenfalls dazu, mutig zu sein und über den Tellerrand hinauszuschauen: „Im Oldenburger Münsterland gibt es so viele Möglichkeiten, groß zu denken und erfolgreich zu sein.“ Bei ihren internationalen Aufträgen und Workshops wird zum Beispiel häufig nur Englisch gesprochen – eine Sprache, die nicht zu ihren Stärken zählt. „Ich werde nächstes Jahr 50. Mein Englisch ist very rusty“, lacht sie. Im Notfall kann sie sich jedoch auch mit Händen und Füßen verständigen, denn solche Erfahrungen möchte sie nicht mehr missen. „Ein starkes Netzwerk ist das A und O. Man muss sich trauen und einfach machen!“