Neustart in Barßel
Über 12 Jahre Berufserfahrung bringt sie mit nach Barßel-Reekenfeld. Zuletzt arbeitete sie als stellvertretende Leiterin in einem Tierheim. Ein wichtiger Job, doch vor lauter Büroarbeit fehlte ihr der direkte Kontakt zu den Tieren. Die Spezialistin für die Arbeit mit verhaltensauffälligen Hunden sehnte sich nach Veränderung. Und dann war da noch ihr Lebenstraum: eine eigene Hundepension. Sie macht sich auf die Suche und wird schneller fündig als gedacht. In Barßel sucht eine Betreiberin aus gesundheitlichen Gründen eine Nachfolge. Die 33-jährige Bielefelderin reist kurzfristig zur Besichtigung an, berät sich mit ihrer Familie und dann steht fest: Die gemeinsame Zukunft ist im Oldenburger Münsterland. Aus der unbefristeten Anstellung wird der Sprung in die Selbständigkeit.
„Natürlich war das zunächst mit vielen Ängsten verbunden. Immerhin haben wir für meinen Traum alle Zelte in der Heimat abgebrochen. Deshalb wollte ich sicher gehen, dass ich ab dem ersten Monat auf finanziell sicheren Beinen stehe.“ Mit der Zusage beginnt die Gründerin damit, an Werbeideen, dem Social-Media-Auftritt und der Neukundengewinnung zu arbeiten. Vier Monate bleiben ihr für die Vorbereitung. Und das gute Gefühl, nicht ganz von Null anfangen zu müssen. „Ich bin unglaublich dankbar, dass ich einen tollen Kundenstamm übernehmen konnte. Als extrovertierte Großstadtpflanze hatte ich anfangs natürlich ein bisschen Sorge, wie der Umzug aufs Land und die Veränderung vom Stadttrubel zur ländlichen Idylle ankommen würde – sowohl bei mir selbst als auch bei den treuen Stammkunden. Aber ihre Herzlichkeit und Offenheit haben mir schnell gezeigt, dass dieser Schritt genau der richtige war.“
Liebevolles Zuhause auf Zeit
Bis zu 20 Hunde betreut Maike Meyeraan im HundeHostel zeitgleich, ob wegen eines Urlaubs oder als Tagesunterkunft, wenn die Hundebesitzer:innen berufstätig sind. „Mein Konzept bietet den Tieren einen spannenden und erfüllten Tag. Die Bring- und Abholzeiten besprechen wir individuell.“ Gruppenhaltung ist in Reekenfeld Pflicht, sowohl auf dem großen Freigelände als auch im kameragestützten Innenbereich. Deshalb müssen alle aufgenommenen Tiere sozialverträglich sein. Und sie durchlaufen einen Probetag, zunächst mit Halter:in, dann allein. Für Meyeraan ist das die beste Möglichkeit, dafür Sorge zu tragen, dass Hund und Mensch ein gutes Gefühl bei der Fremdbetreuung haben.
„Wenn sich die Möglichkeit bietet, einen Lebenstraum zu verwirklichen, dann ergreif sie – denn solche Chancen kommen nicht zweimal. Und am Ende bereuen wir die Dinge im Leben, die wir nicht getan haben.“ - Maike Meyeraan, HundeHostel Barßel
Training und Seminare in Planung
Maike Meyeraans Konzept kommt an – sogar so gut, dass sie die Kund:innenkartei voraussichtlich Anfang 2026 zunächst schließen wird. Um sich in Ruhe um alle derzeitigen Gäste auf Zeit zu kümmern, aber auch um ihre weiteren Pläne voranzutreiben. Neben Renovierungsarbeiten steht eine Erweiterung des Angebots an. „Ich möchte ab dem Winter einen weiteren Schwerpunkt im Hundetraining setzen und dafür Einzelstunden sowie Seminare anbieten. Und weil mein Herz immer noch für verhaltensauffällige Hunde schlägt und ich die momentan aufgrund der Gruppenhaltung kaum bis gar nicht unterbringen kann, plane ich, für sie einen Ort zu schaffen.“ So soll das HundeHostel in den nächsten Jahren zu einer Anlaufstelle für alle Menschen mit Hund werden.
Große Pläne für das junge Unternehmen, das weiterhin viel Zeit an Anspruch nimmt. Der Pensionstag beginnt um 6:30 Uhr mit dem Auslauf der Hunde und endet um 21 Uhr mit der Nachtruhe. Dazwischen finden neben der Betreuung auch Kundentermine, Probetage, Buchhaltung und die Pflege der Social-Media-Kanäle Platz. Den laufenden Betrieb unterstützt Meyeraans Mann, außerdem hat sie eine Krankheitsvertretung. Dazu will die Gründerin im Frühjahr eine weitere Kraft auf geringfügiger Basis einstellen. Denn das letzte halbe Jahr war eine sehr intensive Zeit. „Ich fühle mich im Norden sehr wohl, hatte aber ehrlicherweise bis jetzt noch gar keine Zeit, um mir Barßel und Umgebung ordentlich anzuschauen.“ Dennoch würde sie immer wieder zur Selbständigkeit raten. „Es bringt natürlich neben viel Verantwortung auch jede Menge Bürokratie mit sich, aber ich kann sagen, dass ich hier meine berufliche Erfüllung gefunden habe, und das ist es allemal wert. Wenn sich die Möglichkeit bietet, einen Lebenstraum zu verwirklichen, dann ergreif sie – denn solche Chancen kommen nicht zweimal. Und am Ende bereuen wir die Dinge im Leben, die wir nicht getan haben.“