Gemeindepsychiatrisches Zentrum Südoldenburg

Lebensqualität durch selbstbestimmtes Wohnen

31.03.2025

Das Gemeindepsychiatrische Zentrum (GPZ) Südoldenburg kümmert sich um die Rehabilitation von Menschen mit psychischen Erkrankungen. Mit seinen unterschiedlichen Wohn- und Therapieformen und professioneller Eingliederungshilfe leistet es einen wichtigen Beitrag zur Teilhabe – und ist zugleich ein vielseitig aufgestellter Arbeitgeber.

Ob in schweren Lebenskrisen, aufgrund psychischer Erkrankungen oder nach stationären psychiatrischen Aufenthalten – es gibt Situationen, in denen Menschen überfordert sind, ihren Alltag allein zu bewältigen. Im Landkreis Cloppenburg finden sie Unterstützung im GPZ Südoldenburg. „Wir fangen auf, stützen, begleiten und helfen zu bewältigen – immer individuell auf die Menschen abgestimmt“, erklärt dessen Leiter Boris Gramling. „Manchmal langfristig angelegt, manchmal als Begleitung auf dem Weg zurück in die Eigenständigkeit.“

Psychische Rehabilitation als Eingliederungshilfe

Menschen mit Behinderungen haben ein Anrecht auf Eingliederungshilfe. Sie wird bei der Stadt oder Kommune beantragt und vom Bundesland finanziert. Das GPZ Südoldenburg gibt es seit fast 30 Jahren. Mit seinem breit aufgestellten Konzept ist es Vorreiter; viele Institutionen haben sich an dem Beispiel orientiert. Es betreibt Wohnheime mit Langzeitplätzen, in denen die Bewohner:innen 24 Stunden am Tag begleitet werden; auch Angebote zur Tagesstruktur gehören dazu. Ebenso gibt es dezentrale Wohngruppen, in denen die Betreuung zu festen Zeiten vor Ort ist, ansonsten telefonisch zur Verfügung steht. Ein teilstationäres Angebot sind die Tagesstätten des GPZ Südoldenburg. Hier geht es insbesondere um die Gestaltung und Unterstützung einer Tagesstruktur. Bei der ambulanten Wohnassistenz kommt die Hilfe zur Alltagsbewältigung in die eigene Wohnung, um größtmögliche Selbstständigkeit zu ermöglichen.

Beziehungsarbeit im Mittelpunkt

Das Fachpersonal leistet psychosoziale Betreuungs- und Beziehungsarbeit, macht aber auch lebenspraktische Angebote. „Den Klient:innen zu helfen, neue Krisen selbstständig zu managen, gehört ebenso dazu, wie mit ihnen Lebensziele zu entwickeln, sie zu Terminen zu begleiten oder Angehörige zu beraten“, erklärt Boris Gramling. Auch die Pflege von Kontakten, die Freizeitgestaltung oder eine Beschäftigung zu finden sind Themen, die viel Offenheit erfordern. „Grundlage unserer Betreuungsarbeit ist eine vertrauensvolle Beziehung“, betont Boris Gramling. „Sie ist mindestens so wichtig für unsere Klient:innen wie die Therapien. Das Zwischenmenschliche, ein kurzes, wertschätzendes Gespräch, in dem sie sich gesehen fühlen, kann den Unterschied machen.“ Wie viele, die im psychiatrischen Bereich arbeiten, schätzt der gelernte Altenpfleger und studierte Gerontologe die Möglichkeit der „sprechenden Medizin“ in der Psychiatrie. Er erkennt aber an: „Man muss auch dafür gemacht sein – oder einen Weg finden, mit den Schicksalen, die man erfährt, umzugehen.“ Im GPZ gehört deshalb regelmäßige Supervision für das Team zum Konzept. Und der grundsätzliche Ansatz, multiprofessionell zu arbeiten. „Bei uns arbeiten unglaublich viele Berufsbilder zusammen. Krankenpflege, psychiatrische Fachpflege, Ergotherapie, Heilerziehungspflege sind nur einige davon. Durch den interdisziplinären Austausch in Fallkonferenzen können wir sehr individuell auf die Menschen eingehen.“ 

Wichtig für uns als Gesellschaft

Warum das GPZ Südoldenburg neben seiner fachlichen Arbeit für die Region so wertvoll ist? „Wir zeigen mit unserem vielfältigen Angebot, wie Inklusion funktionieren kann“, ist Boris Gramling überzeugt. Die rund um die Uhr betreute Wohngruppe liegt direkt neben der Cloppenburger Innenstadt, andere Wohngruppen mitten in Wohnsiedlungen. „Das sollte selbstverständlich sein. Psychische Erkrankungen können jeden treffen, den Nachbarn wie die Cousine. Die Stigmatisierung muss aufhören, die Persönlichkeiten der Betroffenen lassen sich nicht auf gängige Vorurteile reduzieren.“ Deshalb unterstützt das GPZ Südoldenburg nicht nur seine Klient:innen, sondern leistet auch Aufklärungsarbeit: in der Nachbarschaft, im Alltag, im Urlaub. „Wir bieten Ferienfreizeiten an, zum Beispiel in einen Center Park. Dort sind wir Gäste wie alle anderen auch, und zeigen, wie Inklusion gelebt wird.“

Mit seinem Wechsel in die Leitung 2021 hat sich Boris Gramlings Arbeitsalltag verändert, ist bürokratischer und auch politischer geworden. „Aber das war mir bewusst. Ich wollte mitentwickeln und mitgestalten.“ Sein nächstes Ziel: ein Wohnheim in Vechta zu eröffnen. Anfragen gibt es dafür schon jetzt. Psychiatrische Erkrankungen gehören schon immer zum Leben dazu. Wie gut, wenn sie am Leben teilhabend bewältigt werden können.

Cloppenburg von oben © malopo

Zukunft Pflege – Berufsorientierung im Gemeindepsychiatrischen Zentrum Südoldenburg

Wer ausprobieren möchte, ob eine Berufsausbildung im psychiatrischen Umfeld für sich infrage kommt, hat verschiedene Möglichkeiten:

  • Praktikum im Rahmen der Berufsschule, Fachrichtung Soziales
  • Praxiszeit im Rahmen der Ausbildung zur Pflegefachkraft
  • Freiwilliges Soziales Jahr
  • Bundesfreiwilligendienst