Die Mutter ist schwanger und muss sich schonen. Als Ersatz kommt eine Dorfhelferin in den Haushalt. Sie bestellt Felder und melkt Kühe, kümmert sich um die Kinder und den Hausputz. So oder so ähnlich stellen sich viele die Arbeit der Dorfhelfer:innen vor. Schon als sich der Beruf in den Nachkriegsjahren etablierte, war dieses Bild nur teilweise zutreffend. Geprüfte Berufsspezialist:innen für Haushaltsführung und Familienbetreuung, wie Dorfhelfer:innen mittlerweile genannt werden, haben eine sehr komplexe Aufgabe. Sie unterstützen Familien in herausfordernden Zeiten, in denen nicht nur Hilfe im Haushalt, sondern ebenso emotionaler Beistand benötigt werden.
Arbeit zwischen Pflege, Erziehung und Hauswirtschaft
Natürlich hat sich der Arbeitsalltag der Dorfhelfer:innen über die Jahrzehnte verändert. „Während der Schwerpunkt der Arbeit früher eher auf der Landwirtschaft lag, stehen heute meist Kinderbetreuung und administrative Aufgaben im Fokus. Weiterhin ersetzen Dorfhelfer:innen nicht mehr nur Mütter, sondern auch Väter - eben immer die haushaltsführende Person. Bei Ausfällen wegen Krankheit, Schwangerschaft und Geburt, Kuren und Reha sind wir zur Stelle”, so Gertrud Taphorn, Einsatzleiterin in der Dorfhelfer:innen-Station Badbergen-Bramsche.
Um die Unterstützung der Dorfhelfer:innen zu bekommen, müssen betroffene Familien ein Attest über die Notwendigkeit des Einsatzes einholen und einen Antrag an die Krankenkasse stellen. Über Wochen oder Monaten kümmern sich die Dorfhelfer:innen dann vom Einkaufen über die Hausaufgabenbetreuung oder die Pflege älterer Menschen bis hin zur Gartenarbeit um alle anfallenden Aufgaben. Dabei stellen sie sich flexibel auf die Abläufe in der Familie ein und helfen unabhängig von Konfession, Herkunft oder Weltanschauung.
Dorfhelfer:in werden, aber wie?
Eine einheitliche Ausbildung für Dorfhelfer:innen gibt es in Deutschland nicht. Je nach Bundesland und Ausbildungsstelle können sowohl die Länge der Ausbildung als auch die benötigten Zugangsqualifikationen variieren. In Niedersachsen haben Interessierte die Wahl zwischen einer dreijährigen Ausbildung, bei der sich praktische Einsätze und theoretischer Blockunterricht abwechseln, und einer Weiterbildung, sofern bereits ein einschlägiger Berufsabschluss und hauswirtschaftliche Praxis vorliegen. Beide Ausbildungsmöglichkeiten umfassen Inhalte wie Ernährungslehre und Haushaltsführung, Säuglingspflege und Psychohygiene sowie Erziehung, Musik und Werken.
Für die Arbeit als Dorfhelfer:in sind Verantwortungsbewusstsein, Flexibilität und psychische wie körperliche Belastbarkeit von Vorteil. Ebenso helfen Kontaktbereitschaft und Einfühlungsvermögen. Fertig ausgebildete Dorfhelfer:innen haben in der Regel gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt: „Nach bestandener Prüfung bei der Landwirtschaftskammer wird man als Dorfhelferin in jeder Station sehr gerne gesehen und aufgenommen”, weiß Gertrud Taphorn. Neben der Arbeit in speziellen Stationen bieten zudem ambulante Sozialdienste Arbeitsplätze für Dorfhelfer:innen.
Dorfhelfer:innen in Niedersachsen
Die Koordination und Ausbildung von Dorfhelfer:innen in der Region übernimmt das Evangelische Dorfhelferinnenwerk Niedersachsen. Der Verein zählt rund 150 Dorfhelfer:innen, davon zehn im Oldenburger Münsterland. „Unsere Dorfhelferinnen haben ein Jahresstundenkontingent, sodass die notwendige Flexibilität für den Einsatz in Familien gesichert ist”, so Gertrud Taphorn. Ihr Team berät in der Station Badbergen-Bramsche zu Hilfsmöglichkeiten, Kosten und Antragsstellung und vermittelt Dorfhelfer:innen an hilfsbedürftige Familien. „Für unsere Region sind wir gut aufgestellt. Da der Altersdurchschnitt bei uns aber sehr hoch ist, heißen wir Nachwuchs sowie Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen immer herzlich willkommen!”, so die Einsatzleiterin. Die nächste Gelegenheit für Interessierte bietet der Beginn der nächsten einjährigen Weiterbildung im September 2025.
Kontakt
Evangelisches Dorfhelferinnenwerk Niedersachsen e. V.
Station Badbergen-Bramsche
Einsatzleitung: Gertrud Taphorn
Osteressenerstr. 18
49632 Essen
Mobil: 0176 19124113
Fax: 05434 809703
Email: badbergen@dorfhelferin-nds.de