Frau Cloppenburg, was sind die begehrtesten Ausbildungsberufe im Oldenburger Münsterland?
Lisa Cloppenburg: Das Ranking der beliebtesten Ausbildungsberufe ist seit Jahren nahezu unverändert. Bei den jungen Männern steht der Beruf des Kfz-Mechatronikers auf Platz eins, gefolgt vom Fachinformatiker Anwendungsentwicklung und der Fachkraft Lagerlogistik. Die jungen Frauen interessieren sich am ehesten für die Berufe der Kauffrau für Büromanagement, gefolgt von der Verkäuferin und der Medizinischen Fachangestellten.
Und können alle ihren Traumberuf erlernen?
Cloppenburg: Leider finden nicht alle Interessierten in diesen Berufen einen Ausbildungsplatz, das hat auch mit gewachsenen Anforderungen innerhalb der Ausbildungsberufe zu tun. Bei dem Beruf Kraftfahrzeugmechatroniker:in beispielsweise ist der Anteil an Kenntnissen im Bereich Elektronik sehr gestiegen, entsprechend gestiegen sind auch die Erwartungen der Unternehmen an die schulischen Kenntnisse der Bewerber:innen. In der Regel wird hier aktuell ein Realschulabschluss erwartet.
Gibt es denn Alternativen?
Cloppenburg: Immer beliebter werden seit einiger Zeit Berufe im Bereich IT. Hier lohnt eine Beratung, da es neben dem Klassiker Fachinformatiker:in, inzwischen weitere spannende Ausbildungsberufe wie Kauffrau/Kaufmann E-Commerce oder Digitalisierungsmanagement gibt. Bei diesen Berufen werden Bereiche aus der IT mit anderen Schwerpunkten wie zum Beispiel Wirtschaft verknüpft und können eine tolle Alternative sein.
Und aus einem anderen Blickwinkel betrachtet: Für welche Berufsbilder gibt es in der Region besonders viele Ausbildungsstellen? Gibt es etwas, was man hier aufgrund der Unternehmenslandschaft besonders gut lernen kann?
Lisa Cloppenburg: Im Landkreis Vechta und Cloppenburg sind insbesondere in der kunststoff- und metallverarbeitenden Industrie und in der Lebensmittelproduktion ein breites Spektrum an Ausbildungsberufen möglich. Über die lokalen Unternehmen sind Ausbildungsstellen als Kunststofftechnolog:in, Metallbauer:in, Mechatroniker:in und Fachkraft Lebensmitteltechnik im großen Angebot vorhanden. Bei der Auswahl ist immer entscheidend, welche Berufe zu den individuellen Stärken passen. Die meisten Ausbildungsplätze in der Region gibt es für Industriekaufleute, Kaufleute Büromanagement und Fachkräfte Lagerlogistik. Diese strecken sich über alle Branchen. Aber auch einen großen Anteil an Stellen im Handwerk, wie zum Beispiel Anlagenmechaniker:in Sanitär-, Klima- und Heizungstechnik und Elektroniker:in für Energie- und Gebäudetechnik, sind bei uns zu finden.
Die Berufswahl der Jugendlichen wird sehr von der persönlichen Erfahrungswelt oder der der Eltern geprägt. Welche Berufsfelder werden Ihrer Erfahrung nach unterschätzt?
Lisa Cloppenburg: Leider stammt das Wissen über viele Berufe aus früheren Zeiten. Insgesamt haben sich zahlreiche Berufe in den letzten Jahren jedoch sehr verändert. Ein tolles Beispiel dafür ist der Beruf Verfahrenstechnolog:in der Mühlen- und Getreidewirtschaft, also der ehemalige Müller. Über diesen Beruf hat sicherlich jede:r ein ganz eigenes Bild vor Augen. In der Praxis sieht es dann doch viel moderner aus. Die Mühlen werden über Monitore überwacht und gesteuert. Eine weitere Aufgabe ist die Entnahme von Proben und die Wartung der Anlagen. Es ist also auch handwerkliches Geschick notwendig. Auch in vielen anderen Berufen gibt es einen umfangreichen Wandel in den Ausbildungs- und Rahmenbedingungen. Es lohnt sich daher, sich umfassend mit aktuellen Informationsquellen auseinanderzusetzen, beispielsweise den Internetangeboten der Agentur für Arbeit oder über Praktika eigene Praxiserfahrungen zu sammeln.
Für ein Praktikum spricht noch mehr, oder?
Lisa Cloppenburg: Insgesamt lohnt sich immer ein Blick über den Tellerrand der jeweiligen Wunschberufe hinaus. Durch ein Praktikum können Vorurteile abgebaut werden und es lässt sich sehr schnell feststellen, was zu den eigenen Interessen und Fähigkeiten passt. Viele Ausbildungsplätze werden über diesen Weg vergeben. Sollte das Zeugnis mal nicht so toll ausfallen, kann man im Praktikum mit der eigenen Persönlichkeit überzeugen und kommt in vielen Bereichen dennoch an den (Wunsch-) Ausbildungsplatz.
Es gibt über 300 Ausbildungsberufe in Deutschland. Wie finden junge Menschen eine Antwort auf die Frage: Was passt zu mir?
Lisa Cloppenburg: Ein erster Schritt kann die Nutzung des Erkundungstools „Check-U“ der Agentur für Arbeit sein. Dadurch lässt sich herausfinden, welche Ausbildungen oder Studienfelder zu den persönlichen Stärken und Interessen passen. Zudem lohnt sich in jedem Fall ein Termin bei der Berufsberatung. Hier können die Ergebnisse des Erkundungstools, Erfahrungen aus Praktika und Interessen gemeinsam betrachtet werden. Die Beratungsfachkräfte haben einen guten Überblick über potenzielle Ausbildungsbetriebe vor Ort und alternative Berufe.
Wer sich einen Überblick über mögliche Betriebe und Ausbildungsberufe bei uns im Oldenburger Münsterland verschaffen möchte, sollte unbedingt die Jobmesse OM im September besuchen. Auch wir von der Berufsberatung der Agentur für Arbeit sind mit einem Stand vertreten und helfen bei Fragen weiter. Und wir stellen auch die Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten bei der Agentur für Arbeit vor.