Die Sendung mit der Laufmaus

Mit Erfindern hat Martin Burwinkel in den vergangenen Jahren schon so einiges erlebt. „Tolle Ideen hatten viele, aber als ich das Thema Vermarktung ansprach, haben die meisten geschwächelt", sagt der Chef des Burwinkel Kunststoffwerks in Mühlen. Die jungen Leute, die ihn im Frühjahr 2020 besuchen, hinterlassen allerdings einen anderen Eindruck: „Ein professionelles und ausgesprochen gut vorbereitetes Team."

An der Spitze steht der Ideengeber Dr. Horst Schüler, ein Facharzt aus Münster. Ihn hat es nach einem Unfall hart getroffen. Seine Bewegungsfähigkeit ist durch Lähmungserscheinungen in Armen und Beinen stark eingeschränkt. Doch der Mediziner will sich damit nicht abfinden. Er tüftelt an einem Gerät, das sich in der Hand halten lässt und für eine entspannte und gesunde Körperhaltung sorgen soll. Aus Knetgummi formt er schließlich ein Tool, das hilft, bestimmte Positionen der Arme und Hände ermüdungsfrei beibehalten zu können. Die Geburtsstunde der „Laufmaus".

Für die angestrebte Serienproduktion ist Knete natürlich nicht geeignet. Ein Spezialist für die Produktion im Spritzguss muss her. Der Weg führt nach Steinfeld. Rund 80 Spritzgussmaschinen hat Martin Burwinkel hier im Einsatz. „Nach den ersten und wirklich überzeugenden Vorgesprächen haben wir eine Form entwickelt und mit dem 3D-Drucker einen Prototyp hergestellt", erinnert er sich. Das Muster überzeugt, ein Werkzeug für die Fertigung wird gebaut. Dem ersten Schritt folgen Überlegungen zum zweiten: Für dieses sinnvolle, aber auch erklärungsbedürftige Kunststoffprodukt muss ein besonderer Vermarktungsweg gefunden werden.

So landet die „Laufmaus" im Fernsehen. Im Frühjahr 2021 beginnen in Köln die Aufzeichnungen für die zehnte Staffel des VOX-Erfolgsformats „Die Höhle der Löwen" – und Dr. Schüler und sein Team sind dabei. Tatsächlich interessieren sich nach ihrer punktgenauen Präsentation gleich drei der fünf Investoren dafür, in ihr Start-up einzusteigen. Das Rennen macht schließlich das Duo Nils Glagau und Carsten Maschmeyer, die beide großes Potenzial in der Entwicklung sehen. Für 280.000 Euro bekommen sie 25,1 Prozent der Firmenanteile. Alle sind mit dem Deal zufrieden.

„Tolle Ideen haben viele, bei der Vermarktung schwächeln die meisten. Das war hier anders."
Martin Burwinkel

Nach der Ausstrahlung der Sendung Anfang September kommt die Sache richtig ins Rollen. Minute für Minute werden mehr der ergonomisch geformten „Laufmäuse" bestellt. Schnell ist die erste Charge ausverkauft. „Darauf waren wir als Hersteller gar nicht vorbereitet", räumt Martin Burwinkel ein. Was tun? Anpacken natürlich. „Nachts um 2 Uhr haben wir die Maschinen wieder angestellt und die Produktion erneut angekurbelt." Der Lieferant des Verpackungsmaterials spielt mit, ebenso der Montagebetrieb. Martin Burwinkel wundert sich darüber gar nicht. „Wir sind ja im Oldenburger Münsterland, da ist das typisch." Und so kann der Verkauf ungebremst weitergehen.