Bräuche, Rituale und Traditionen

Vom Adventsblasen und Einmehlen

16.12.2022

Jede Region hat ihre Sitten und Bräuche. Viele werden seit Jahrhunderten überliefert, andere haben sich erst in den letzten Jahrzehnten herausgebildet. Gabi Henneberg, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Heimatbund Oldenburger Münsterland, berichtet von einem Online-Projekt, in dem die wichtigsten regionstypischen Bräuche vorgestellt werden.

Frau Henneberg, wie kam es zur Idee, Informationen über Bräuche im OM zu sammeln?

Gabi Henneberg: Das Projekt ist eine Herzenssache von uns. Die Region steckt voller Bräuche, Rituale und Traditionen, die sich in dieser Form anderswo nicht finden. Das Wissen darüber wollen wir bewahren und an die kommenden Generationen und Zugezogene weiterreichen. Es gab auch immer mal wieder Versuche, eine solche Sammlung zu beginnen – aber andere Dinge waren dann oft wichtiger. In der Coronazeit haben wir uns entschlossen, das voranzutreiben und unsere Informationen letztlich online zu veröffentlichen

Was ist typisch für Bräuche im OM?

Unsere Region war über lange Zeit ziemlich abgeschottet vom Rest des Landes und hat ganz eigene Traditionen entwickelt, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Und neue kommen hinzu. Gemeinsame Rituale sind identitätsstiftend und gruppenbildend, auch für die jungen Menschen. Sowas wie der Abtanzball und der Kilmerstuten, das Einmehlen und das Adventsblasen gehören hier einfach dazu und stärken den Zusammenhalt.

Geht es Ihnen darum, das Bewusstsein für die Traditionen zu schärfen?

Wir merken, dass das Bewusstsein noch immer stark ausgeprägt ist. Vieles kennt man – ohne allerdings zu wissen, was es damit genau auf sich hat. Dieses Hintergrundwissen wollen wir sozusagen mundgerecht zur Verfügung stellen.

„Viele Traditionen sind hier tief verwurzelt und werden von Generation zu Generation weitergegeben.“

Gabi Henneberg

Welche Traditionen faszinieren Sie selbst? Und gibt es auch welche, mit denen sie weniger anfangen können?

Die Idee des Einmehlens zum 16. Geburtstag finde ich sehr nett. Das ist ein hübscher Schritt auf dem Weg ins Erwachsenenleben. Und die Jugendlichen feiern das wirklich als großen Spaß. Es gibt aber auch den einen oder anderen Brauch, dem ich zwar etwas abgewinnen kann, dessen Bezeichnung ich aber als eher grenzwertig und geschmacklos empfinde – das Kindpissen zum Beispiel.

Die Sammlung der Bräuche soll in einem Online-Lexikon auf die Internetseite des Heimatbundes kommen. Was planen Sie da genau?

Es wird einen eigenen Menüpunkt dazu auf der Website geben. Wir werden Anfang des Jahres mit rund 60 Einträgen starten, alle alphabetisch sortiert. Da gibt es bewusst kurz und knapp gehaltene Informationen über die Herkunft der Bräuche ebenso wie darüber, wie sie heute noch gepflegt werden. Oder wir gehen auf die Frage ein, in welcher Teilregion oder welcher Ortschaft eine Tradition besonders ausgeprägt ist. Und wir sind selbstverständlich offen, für alles, was noch kommt. Das Verzeichnis soll weiterwachsen. Da freuen wir aus natürlich über Anregungen.

Hier geht’s zum Wiki: https://www.heimatbund-om.de/service-und-wissen/wiki-brauchtum-und-feste