Vier Tage praktische Erfahrungen sammeln, einen Tag testweise studieren – an der PHWT ist das seit Anfang 2022 möglich. Seitdem ist die Private Hochschule mit Studienorten in Vechta und Diepholz kooperierende Hochschule für das Niedersachsen-Technikum. Landesweit sind zehn Unis und Hochschulen dabei. Das Orientierungsprogramm ist auf Abiturientinnen und Fachabiturientinnen zugeschnitten, die ein besonderes Interesse an den sogenannten MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) haben. „Mit Hochschulvorlesungen und einem Praktikum, das in einem Mitgliedsunternehmen absolviert wird, erhalten die Teilnehmerinnen Einblicke in das Studium und den Arbeitsalltag von Fachleuten“, erklärt Marion Lammers, die zusammen mit Oliver Berendes an der PHWT für die Koordination des Niedersachsen-Technikums zuständig ist. „Damit können sie eine fundierte Entscheidung für ihr zukünftiges, eventuell auch duales, Studium treffen.“
Fokus: mehr Frauen in MINT-Berufen
Auf Berufsorientierungsmessen, in Vorträgen und bei Besuchsterminen von Schulklassen in der PHWT bemüht man sich gezielt um den Nachwuchs – mit besonderem Augenmerk auf Mädchen und junge Frauen. Neben den vielfältigen Angeboten und Möglichkeiten, die ein duales Studium an der PHWT bietet, wird ihnen auch das Niedersachsen-Technikum erklärt. Eine Bewerbung ist in der Regel in jedem Jahr bis zum 31. August möglich. Voraussetzungen für eine Teilnahme am Niedersachsen-Technikum gibt es nur zwei: die (Fach-)Hochschulreife und eine Affinität zu den MINT-Fächern. Bestimmte Schulnoten sind hingegen nicht erforderlich. Es zählt vielmehr die individuelle Eignung der Interessentinnen.
Eine, die das Technikum bereits erfolgreich absolviert hat, ist Sarah Kolfen aus Bramsche. Die 23-Jährige ist im September 2019 ins Niedersachsen-Technikum gestartet und konnte jede Menge bereichernde Erfahrungen sammeln. „Die wichtigste Erkenntnis war für mich, dass mich in der Technik auch die Bereiche Elektronik und Software sehr interessierten“, erinnert sich Kolfen. „Zu diesen Themen hatte ich im Vorfeld kaum einen Bezug. Ich war davon ausgegangen, dass diese Bereiche zu komplex sind, als dass ich mich mit ihnen auseinandersetzen könnte.“
Vom Technikum zum Studium
Durch die Teilnahme am Technikum entdeckte Sarah Kolfen ihre Freude am Programmieren und ihr Interesse an Elektronik, Messtechnik und Sensorik. Im Anschluss begann sie deshalb an der PHWT ein duales Studium im Fach Mechatronik. Ihre Zeit als Technikantin konnte sie sich fürs Studium anrechnen lassen. Für den Praxisanteil blieb Sarah Kolfen bei ihrem Praxispartner aus der Technikum-Zeit, der GRIMME Landmaschinenfabrik GmbH in Damme. Heute arbeitet sie noch immer dort – inzwischen als Softwareentwicklerin in der Technischen Entwicklung. „Ich erwecke die großen Landmaschinen zum Leben, wobei mir vor allem das Programmieren viel Freude bereitet. Natürlich ist es außerdem spannend, die erstellte Software anschließend an den Maschinen zu testen.“
Kooperationsunternehmen in ganz Nordwest
So wie Sarah Kolfen dank des Technikums den Einstieg in die MINT-Berufswelt geschafft hat, sollen es auch viele weitere technikaffine junge Frauen in der Region tun. Mehr als 100 Unternehmen in ganz Niedersachsen geben den Technikantinnen intensive Praxiseinblicke, darunter fünf Betriebe im Oldenburger Münsterland. Neben Sarah Kolfens Praxispartner Grimme sind auch die Alte Oldenburger (Vechta), SCHULZ Systemtechnik (Visbek), BizLink Special Cables Germany (Friesoythe) und Vogelsang (Essen Oldb.) bereit, im Rahmen des Technikums ein Praktikum anzubieten.
„Das Niedersachsen-Technikum erleichtert die Entscheidung bei der Ausbildungs- oder Studienwahl.“ Sarah Kolfen, ehem. Technikantin
„Ich kann allen MINT-interessierten Abiturientinnen das Technikum sehr empfehlen, um vor dem Studium oder der Ausbildung bereits in den technischen Bereich hineinzuschnuppern“, resümiert Sarah Kolfen ihre Zeit als Technikantin. „Es ist eine große Hilfe, um herauszufinden, ob der technische Bereich zu einem passt und erleichtert die Entscheidung bei der Ausbildungs- oder Studienwahl.“ Auch wenn man sich schon für einen bestimmten Themenbereich aus dem MINT Bereich interessiere, könne das Technikum dabei helfen, die Entscheidung zu festigen und bereits wertvolle Vorerfahrungen zu sammeln.