Erfolgreiche Stabhochspringer:innen

Hoch hinaus am Galgenmoor

01.06.2023

Eine vereinsübergreifende Gruppe von Stabhochspringer:innen trainiert in Cloppenburg – und springt auch national auf vordere Plätze. Trainer Dr. Steffen Kosian hat uns verraten, wie die Gruppe es seit über 10 Jahren schafft, neue Talente zu begeistern.

Es sind Erlebnisse wie auf dem Landesturnfest in Oldenburg, die für sich sprechen. „Wir Stabhochspringer:innen haben dort eine Mitmachaktion und einen Wettkampf organisiert. 30 Aktive von ganz klein bis ganz groß waren dabei, dazu 13 Helfer:innen. Das hat richtig viel Spaß gemacht,“ ist Dr. Steffen Kosian begeistert. „Alle in der Gruppe sind bei motiviert und ziehen mit.“ Auch die Eltern, betont er. Es finden sich immer Freiwillige, sei es als Kampfrichter:innen oder für Fahrgemeinschaften. Und die werden häufig gebraucht. Kosians Athlet:innen messen sich auf Landes- und Nationalen Meisterschaften und fahren regelmäßig in Trainingslager.

Was man bei der eingeschworenen Gemeinschaft nicht glaubt: Es handelt sich um eine vereinsübergreifende Gruppe. Sportler:innen aus Garrel, Molbergen, Ahlhorn, Sandkrug, Cloppenburg und Oldenburg trainieren gemeinsam bei Kosian beim TV Cloppenburg. Und was vielleicht noch ungewöhnlicher ist: Die Gruppe ist altersgemischt. Der Nachwuchs ist erst zehn Jahre alt, der älteste Aktive schon 61. Aber dazu später mehr. Dass die Athlet:innen heute auf den Anlagen am Galgenmoor ganzjährig ideale Trainingsvoraussetzungen haben, ist einer positiven Dynamik aus Eigeninitiative, Motivation und regionaler Unterstützung zu verdanken. Oder anders gesagt: Es haben sich die richtigen Menschen am richtigen Ort gefunden.

Steffen Kosian, hauptberuflich Kardiologe, wurde vor zehn Jahren auf Umwegen Trainer für Stabhochsprung. „Unsere Töchter waren erfolgreiche Akrobatinnen und Turnerinnen und gleichzeitig in der Leichtathletik aktiv. Und ich war schon immer begeisterter Zuschauer des Stabhochsprunges und fasziniert von Tim Lobinger. So entstand die Idee auch unsere Töchter zu trainieren.“ Schon seit der Schule ist Kosian begeisterter und ambitionierter Sportler, spielte in der 2. Bundesliga Volleyball. Er war sogar „für einen Niedersachsen ein ganz passabler“ Skirennfahrer. Es zeigt sich schnell: Auch als Stabhochsprungtrainer macht er einen ausgezeichneten Job. Vordere Platzierungen bei den Landesmeisterschaften lassen nicht lange auf sich warten. Tochter Edline wird Landesmeisterin. Und auch Steffen Kosian fängt Feuer. Neben dem Vereinstraining bietet er eine Schul-AG an, fördert so seine Talente und findet neue. „Hierum entwickelte sich dann eine Gruppe aus weiteren begeisterten Jugendlichen.“ Sie springen regelmäßig bei regionalen und nationalen Wettbewerben auf vordere Plätze.

Wettkampfnorm erfüllt im Galgenmoor

Jahrelang trainiert Kosian in der Stadt und im Landkreis Oldenburg. Doch die Trainingsbedingungen könnten besser sein. Beruflich ist er inzwischen als niedergelassener Kardiologie in Cloppenburg tätig. Über einen Athleten seiner Stabhochsprung-Gruppe hat er Kontakt zum TV Cloppenburg. Dessen Eltern, Regine und Harald Prepens, leiten die dortige Leichtathletik-Sparte. „Nachdem wir gegenseitig festgestellt haben, dass die zukünftige Kooperation harmonisch und erfolgreich sein dürfte, verabredeten wir eine partnerschaftliche Zusammenarbeit.“ Der Beginn der Erfolgsgeschichte am Galgenmoor – im Sport wie im Zusammenhalt.

Zunächst bringt Kosian seine eigene Stabhochsprunganlage mit nach Cloppenburg. Mit tatkräftiger Unterstützung von Harald Prepens und gemeinsamem finanziellem Engagement wird sie „sprungtauglich gemacht“ und ist künftig Anlaufstelle seiner Trainingsgruppe. Immer wieder gibt es Verbesserungen an der Anlage. Die wohl bedeutendste: „Durch die guten Kontakte von Regine und Harald Prepens zum Verband und auch durch die sich einstellenden Erfolge unserer Stabhochspringer:innen ist uns im März 2021 die Sprungmatte aus dem Olympiastützpunkt Hannover angeboten worden.“ Eine Eintrittskarte für Cloppenburg, denn die Matte erfüllt die Normen für große nationale Wettkämpfe. Kosian organisiert einen Zwölftonner und holt die Spende selbst mit ab. Bald darauf ermöglicht es der Verein, in der vereinseigenen Halle an der Schulstraße einen sogenannten „Einstichkasten“ für die Stäbe einzubauen. Fortan kann in Cloppenburg wetterunabhängig trainiert werden.

Begeisterung, die ansteckt

Trainer, Verein und Trainingsgruppe bringen immer wieder Eigenleistung ein, um ihre Anlagen zu verbessern. Mal sind es Arbeitskraft und Know-how, mal finanzielle Zuschüsse. Was Steffen Kosian begeistert: „Wir haben hier ein Umfeld gefunden, in dem immer mehr Menschen sich für den Verein und den Stabhochsprung einsetzen.“ Haben anfangs persönliche Kontakte die Tür geöffnet, etwa bei seinen Kolleg:innen der Herz-Lungen-Praxis oder über die Familien der Athlet:innen, so engagieren sich heute auch viele ortsansässige Firmen mit Rat, Tat oder Spenden. „Weil sie von den Erfolgen gehört haben, oder einfach etwas für die Jugend und den Sport tun wollen. Das ist ein großartiger Zusammenhalt hier in Cloppenburg.“

„Der große Vorteil einer altersübergreifenden Gruppe ist das Erlernen des sozialen Miteinanders.“ Dr. Steffen Kosian

Von dieser einzigartigen Anlage im Landkreis profitieren nicht nur die Stabhochspringer:innen. Auch im Neun- und Zehnkampf ist die Disziplin gefordert. So hat sich das Training in Cloppenburg als kooperative Trainingsmaßnahme für interessierte Athlet:innen aus dem Landkreis, aber auch aus Oldenburg entwickelt. Und durch die Kooperation mit dem Clemens-August-Gymnasium und der Liebfrauenschule findet Kosian stetig neue Talente. Die fühlen sich in der freundschaftlichen Atmosphäre der bunten Gruppe schnell zuhause. Trotz oder vielleicht gerade wegen der großen Altersunterschiede. „Der Vorteil einer altersübergreifenden Gruppe liegt im Erlernen des sozialen Miteinanders über die Vorbildfunktion, die die älteren Stabis haben“, erklärt der Trainer. Hier wachsen Freundschaften über Alters- und Vereinsgrenzen hinweg. „Dabei spielt aber nicht nur das Alter eine Rolle. Es gibt auch viele Jugendliche, die der Gruppe Halt, Orientierung geben und mit ihrem eigenen Engagement eine Vorbildfunktion erfüllen. Aus diesem Grund möchte ich diese Athlet:innen auch so fördern, dass sie selbst zur zukünftigen Trainergeneration heranwachsen.“

Auch für Späteinsteiger

Dass man auch in höherem Alter noch den Dreh mit dem Stab finden kann, beweist Sven Hinrichsen. Er ist mit 61 Jahren der älteste Stabhochspringer der Gruppe. „Sven springt noch über 2,80 Meter und hat mit dem Training erst vor zwei Jahren begonnen“, ist der Trainer begeistert. Schnelligkeit, Kraft und vor allem Körperbeherrschung sind beim Stabhochsprung gefragt. Kosian selbst springt übrigens „nur gelegentlich mal so aus Spaß ohne wirkliche Ambitionen oder vorzeigbare Höhen“. Lieber verhilft er seinen Schützlingen zu neuen Höchstleistungen.

Wer Interesse hat, sich im Stabhochsprung auszuprobieren, kann sich direkt an Steffen Kosian wenden (0162 / 211 07 56, auch per WhatsApp). Training ist in Cloppenburg sommers wie winters an mehreren festen Terminen die Woche. „Wir treffen uns auch mal spontan. Und im Sommer trainieren wir, solange das Wetter schön ist und es allen Spaß macht.“