Es sind Erlebnisse wie auf dem Landesturnfest in Oldenburg, die für sich sprechen. „Wir Stabhochspringer:innen haben dort eine Mitmachaktion und einen Wettkampf organisiert. 30 Aktive von ganz klein bis ganz groß waren dabei, dazu 13 Helfer:innen. Das hat richtig viel Spaß gemacht,“ ist Dr. Steffen Kosian begeistert. „Alle in der Gruppe sind bei motiviert und ziehen mit.“ Auch die Eltern, betont er. Es finden sich immer Freiwillige, sei es als Kampfrichter:innen oder für Fahrgemeinschaften. Und die werden häufig gebraucht. Kosians Athlet:innen messen sich auf Landes- und Nationalen Meisterschaften und fahren regelmäßig in Trainingslager.
Was man bei der eingeschworenen Gemeinschaft nicht glaubt: Es handelt sich um eine vereinsübergreifende Gruppe. Sportler:innen aus Garrel, Molbergen, Ahlhorn, Sandkrug, Cloppenburg und Oldenburg trainieren gemeinsam bei Kosian beim TV Cloppenburg. Und was vielleicht noch ungewöhnlicher ist: Die Gruppe ist altersgemischt. Der Nachwuchs ist erst zehn Jahre alt, der älteste Aktive schon 61. Aber dazu später mehr. Dass die Athlet:innen heute auf den Anlagen am Galgenmoor ganzjährig ideale Trainingsvoraussetzungen haben, ist einer positiven Dynamik aus Eigeninitiative, Motivation und regionaler Unterstützung zu verdanken. Oder anders gesagt: Es haben sich die richtigen Menschen am richtigen Ort gefunden.
Steffen Kosian, hauptberuflich Kardiologe, wurde vor zehn Jahren auf Umwegen Trainer für Stabhochsprung. „Unsere Töchter waren erfolgreiche Akrobatinnen und Turnerinnen und gleichzeitig in der Leichtathletik aktiv. Und ich war schon immer begeisterter Zuschauer des Stabhochsprunges und fasziniert von Tim Lobinger. So entstand die Idee auch unsere Töchter zu trainieren.“ Schon seit der Schule ist Kosian begeisterter und ambitionierter Sportler, spielte in der 2. Bundesliga Volleyball. Er war sogar „für einen Niedersachsen ein ganz passabler“ Skirennfahrer. Es zeigt sich schnell: Auch als Stabhochsprungtrainer macht er einen ausgezeichneten Job. Vordere Platzierungen bei den Landesmeisterschaften lassen nicht lange auf sich warten. Tochter Edline wird Landesmeisterin. Und auch Steffen Kosian fängt Feuer. Neben dem Vereinstraining bietet er eine Schul-AG an, fördert so seine Talente und findet neue. „Hierum entwickelte sich dann eine Gruppe aus weiteren begeisterten Jugendlichen.“ Sie springen regelmäßig bei regionalen und nationalen Wettbewerben auf vordere Plätze.
Wettkampfnorm erfüllt im Galgenmoor
Jahrelang trainiert Kosian in der Stadt und im Landkreis Oldenburg. Doch die Trainingsbedingungen könnten besser sein. Beruflich ist er inzwischen als niedergelassener Kardiologie in Cloppenburg tätig. Über einen Athleten seiner Stabhochsprung-Gruppe hat er Kontakt zum TV Cloppenburg. Dessen Eltern, Regine und Harald Prepens, leiten die dortige Leichtathletik-Sparte. „Nachdem wir gegenseitig festgestellt haben, dass die zukünftige Kooperation harmonisch und erfolgreich sein dürfte, verabredeten wir eine partnerschaftliche Zusammenarbeit.“ Der Beginn der Erfolgsgeschichte am Galgenmoor – im Sport wie im Zusammenhalt.
Zunächst bringt Kosian seine eigene Stabhochsprunganlage mit nach Cloppenburg. Mit tatkräftiger Unterstützung von Harald Prepens und gemeinsamem finanziellem Engagement wird sie „sprungtauglich gemacht“ und ist künftig Anlaufstelle seiner Trainingsgruppe. Immer wieder gibt es Verbesserungen an der Anlage. Die wohl bedeutendste: „Durch die guten Kontakte von Regine und Harald Prepens zum Verband und auch durch die sich einstellenden Erfolge unserer Stabhochspringer:innen ist uns im März 2021 die Sprungmatte aus dem Olympiastützpunkt Hannover angeboten worden.“ Eine Eintrittskarte für Cloppenburg, denn die Matte erfüllt die Normen für große nationale Wettkämpfe. Kosian organisiert einen Zwölftonner und holt die Spende selbst mit ab. Bald darauf ermöglicht es der Verein, in der vereinseigenen Halle an der Schulstraße einen sogenannten „Einstichkasten“ für die Stäbe einzubauen. Fortan kann in Cloppenburg wetterunabhängig trainiert werden.