Sponsoring

Zwischen „Gold Club“ und „Sweetheart Deals“

Ohne Sponsoring ist Sport auf Leistungsebene nicht mehr möglich. Vereine und Wirtschaft müssen sich zusammensetzen, um herauszufinden, wie sie auch in Zukunft voneinander profitieren können. Dazu sind neue Ideen gefragt, aber auch bewährte Konzepte können weiterhelfen.

In der Fußball-Bundesliga klingelt trotz gelegentlichem Wehklagen weiterhin die Kasse. Allein über Werbung auf der Trikotbrust erlösen die 18 Vereine in der laufenden Saison mehr als eine Viertelmilliarde Euro. Dabei – so ermittelte das Fachblatt „Sponsors" – reicht die Bandbreite von drei Millionen Euro bis zu 50 Millionen Euro. Europaweit betrachtet wird deutlich, wie weit die Schere tatsächlich auseinandergeht: Die zwölf reichsten Klubs des Kontinents nehmen mehr Sponsorengelder ein als alle anderen 700 Erstligisten zusammen.

Andere Sportarten fristen dagegen ein Schattendasein. „Es gibt in Deutschland drei führende Sportarten, die lauten Fußball, Fußball und Fußball", lautet ein geflügeltes Wort in der Branche. Alle vier Jahre rücken Bahnradsport, Fechten oder Curling kurzzeitig bei den Olympischen Spielen ins mediale Interesse, aber auf Dauer kommen diese Disziplinen so nicht voran. Im Sportalltag dominiert Fußball fast alles.

Das sieht im Oldenburger Münsterland anders aus. Sportlicher Platzhirsch ist hier der Basketballverein RASTA Vechta, zurzeit in der zweitklassigen Pro A unterwegs. Der selbsternannte „geilste Club der Welt" verfügt seit Jahren über ein stabiles Fundament an kleinen und großen Unterstützern und ist stolz auf seine Verankerung in der Region. Neben den Sponsoren im Gold- und Silber-Club finden sich etwa 71 Mitglieder im Bronze-Club (von Holzgroßhandel Ahmerkamp in Vechta bis zum Gartengestalter Zurharke in Visbek) sowie 53 weitere im Supporter's Club (vom Bauunternehmen A. Dierken in Goldenstedt bis zum Zweirad-Center Pott in Köln).

Die Förderer profitieren in vielfältiger Weise von ihren Engagements. Sie sind auf den Werbeflächen im RASTA Dome präsent, werden auf der Website mit ihrem Logo genannt, erhalten bevorzugte Karten für die fast immer ausverkauften Spiele. Besonders interessant ist zudem die Möglichkeit des Kontakteknüpfens mit anderen Sponsoren. Dazu steht ihnen der exklusive VIP-Bereich im Dome ab 90 Minuten vor Spielbeginn bis tief in die Nacht zur Verfügung – Getränke und Essen inklusive. Kein Wunder, dass viele Unterstützer dem Verein auch in der Corona-Zeit und nach dem Abstieg aus der Basketball-Bundesliga die Treue hielten.

„Entwickelt kreative Prädikate und gebt sie anschließend in die Vermarktung."
René Beck

So erging es nicht allen Vereinen der Region. Auch viele Fußballclubs müssen heute vergleichsweise kleine Brötchen backen. Immerhin spielt mit Blau Weiß Lohne seit langem erstmals wieder ein Verein aus dem Oldenburger Münsterland in der Regionalliga, der höchsten norddeutschen Spielklasse. Und tatsächlich ziert mit schauinsland-Reisen ein weltweit agierendes Touristikunternehmen das Trikot der Lohner. „Unser Engagement ist für uns ein wohl überlegter Schritt", sagte schauinsland-reisen-Touristikchef Andreas Rüttgers bei der Präsentation im Sommer 2022. „Der Verein hat in den vergangenen Jahren einen beeindruckenden Durchmarsch von der Landesliga bis zur Regionalliga Nord hingelegt."

Andere Vereine müssen häufig mit sogenannten „Sweetheart Deals" vorliebnehmen. Da wird dann der neue Trikotsatz für die Handballmannschaft gegen ein Werbetransparent an der Hallenwand eingetauscht. Oder das örtliche italienische Ristorante rückt in den Sponsorenkreis auf, weil Chef Luigi das Team nach den Spielen zu Pizza und Pasta einlädt. Überhaupt nicht verwerflich findet solche Absprachen der Sportmarketing-Experte René Beck. Im Gegenteil. Sein Appell an die Vereine: „Entwickelt kreative Prädikate und gebt sie anschließend in die Vermarktung." Und: „Lasst euch unbedingt auch auf die Ideen eures Sponsors ein, seid als Verein kreativ und erkennt Trends."

Ein positives Beispiel dafür, was auch regional machbar ist, liefert der SV Hansa Friesoythe. Stolze 128 Partnerlogos stehen auf der Website des Traditionsvereins aus dem Landkreis Cloppenburg. Dazu diese Erklärung, die auch für alle kleineren Vereine Ansporn sein sollte: „Wir bringen die lokale Wirtschaft zusammen. Regelmäßige Sponsorenpartys zum Saisonabschluss, sowie zu Eröffnungsveranstaltungen und Weihnachtsfeiern. Man trifft sich, man kennt und lernt sich kennen und gemeinsam entwickeln wir uns weiter." Der Köder ist ausgeworfen, mal schauen, wer noch anbeißt.