OM-Cup 2023

Heimspiel für Elsten

31.05.2023

1.200 Kinder tragen in 112 Mannschaften über 400 Spiele aus – und das an nur anderthalb Tagen. Der OM-Cup für den E-Jugend-Fußball ist ein Turnier der Superlative. Und wird in diesem Jahr vom bis jetzt kleinsten Gastgeber ausgerichtet: dem SV DJK Elsten. Das Dorf hat die Ärmel hochgekrempelt und sich einiges einfallen lassen.

Exakt 651 Menschen wohnen derzeit im Örtchen Elsten in der Gemeinde Cappeln. Das hat Bürgermeister Marcus Brinkmann für die letzte Pressekonferenz extra nochmal nachgeschaut. Im Juni wird sich diese Zahl knapp verdreifachen. Wenn auch nur für eine Nacht. Raschelnde Schlafsäcke, Kichern im Gruppenzelt, ein Lager wie ein kleines Dorf und dann auch noch den ganzen Tag in Fußballschuhen – die Kids erwartet in Elsten Fußball-Abenteuer pur. Der OM-Cup ist für viele Kicker eine prägende Jugenderinnerung, in diesem Jahr schon für die 23. Generation. Und ein Aushängeschild für den Sport in der Region und den Zusammenhalt. Eine Mammutaufgabe, die nur mit Leidenschaft und Teamgeist bewältigt werden kann. In Elsten durch ein ganzes Dorf.

„Vor unserer Zusage haben wir mit den anderen Vereinen und Gruppen im Ort gesprochen“, erinnert sich Stephan Dellwisch, Vorsitzender des DJK Elsten. „Uns war gleich klar: Das schaffen wir nur zusammen. Alle haben zugesagt, jetzt packt das ganze Dorf mit an.“ Wie schon vor einigen Jahren bei der 800-Jahr-Feier. Die Idee, sich als Ausrichter zu bewerben, reifte bereits 2019, als der Vorstand das damalige Turnier in Molbergen besuchte. Und es gibt eine besondere Beziehung zum OM-Cup, wie Dellwisch erklärt: „Sowohl der jetzige OM-Cup-Verantwortliche des NFV Cloppenburg Christian Albers als auch sein Vorgänger und Mitbegründer des Turniers Ewald Thöben sind Mitglieder und ehemals Aktive des SV DJK Elsten. Es ist sozusagen ein Heimspiel für die beiden.“

Zwei Tage Fußballfieber Wie hier in Neuenkirchen werden auch in Elsten etwa 1.500 Kicker und Betreuer:innen im Zeltlager übernachten.

Eine Erfolgsstory – über den Fußball hinaus

Zurück ins Jahr 1998: Im Oldenburger Münsterland gibt es noch den OM-Cup der Herren, ausgelobt vom Verbund Oldenburger Münsterland. Die Landkreise Cloppenburg und Vechta sollen auch sportlich zusammenrücken. Als klar wird, dass dieses Turnier aus Termingründen zum letzten Mal ausgetragen wird, sehen andere eine Chance: Die Vorsitzenden der örtlichen Jugendausschüsse des Niedersächsischen Fußballverbands (NFV). Sie legen dem Verbund ein Konzept für ein Jugendfußballturnier vor, von dem die ganze Region profitieren soll: der Jugendfußball, die Gemeinschaft und die Wahrnehmung der Region. Und sie bekommen die erhoffte Förderung. Zu Recht, wie sie schnell beweisen. Der OM-Cup für die E-Jugend geht in diesem Jahr in die 23. Runde und ist längst zur festen Institution geworden – mit Strahlkraft weit über das Oldenburger Münsterland hinaus.

In Elsten ist schon mit der Zusage klar: Wir brauchen für den OM-Cup zusätzliche Rasenflächen. Elf Kleinspielfelder gleichzeitig bespielen, dazu ein riesiger Zelt- und Veranstaltungsplatz, das klappt in dem kleinen Ort nur mit aufwendiger Vorarbeit. Zum Glück sind die Bewirtschafter und Besitzer der umliegenden Flächen schnell im Boot. Im Herbst wird eingesät, die Grasnarbe braucht Zeit, bis sie bespielbar ist. Im Frühjahr dann die pandemiebedingte Absage, und aus dem nagelneuen Sportplatz wird kurzerhand ein Maisacker. „Im Sommer 2022 ging die Arbeit dann von vorne los: Flächen beschaffen, Saat bestellen und so weiter“, erinnert sich Stephan Dellwisch.

Zum Glück bleibt es bei dieser einen Ehrenrunde. Die neuen Spielfelder für das Turnier im Juni sind in Form, die umliegenden Anlagen frisch hergerichtet und auch die Pläne für Parkflächen, Verkehrsführung und Verpflegung sind gemacht. Eine Brücke wird noch gebaut, dann steht Elsten in den Startlöchern. Bereit, für den großen Ansturm. Eine Gemeinschaftsleistung, allein 260 Menschen zählen zum festen Helferteam. Die Besucher:innen bekommen ein buntes Programm serviert: Hüpfburg, Riesenrutsche, Bullenreiten, Soccer Arena und LVM Arena unterhalten abseits des Spielbetriebs. „Und wenn das Wetter es zulässt, wird ein Heißluftballon starten und wir werden eine Aussichtsgondel für den ganz großen Überblick Zur Verfügung stellen“, verrät der Organisator.

Fairness für Alle Alle Teilnehmenden erhalten eine Medaille und ein Turnier-Shirt. Ein ganzes Team von Schiedsrichter:innen sorgt dafür, dass es bei den Partien fair zugeht.

Hand in Hand

Damit nicht jeder Ort von Null beginnen muss, liegt die fachliche Planung der Turniere seit Beginn in der Hand der NFV-Kreise. Christian Albers (Cloppenburg) und Ralf Böckmann (Vechta) sind aktuell dafür verantwortlich und tragen den Staffelstab in die austragenden Orte. Sie helfen bei der Organisation und lassen auch ihre Kontakte spielen, so dass regelmäßig namhafte Ehrengäste ins OM kommen. In diesem Jahr wird mit Mirko Votava eine ehemaliger Profi von Werder Bremen erwartet.

Der Verbund Oldenburger Münsterland ist ideeller Träger und Sponsor und unterstützt mit beim Marketing: Er stellt die Website, Social-Media-Kanäle und Grafikvorlagen für Werbematerial und hilft beim Aktualisieren. Ebenso unterstützt die austragende Gemeinde darin, den traditionellen OM-Cup-Empfang am Sonntag zu organisieren. Geladene Gäste aus Politik, Sport und Wirtschaft treffen sich zum Diskutieren und Netzwerken. Denn das Turnier ist viel mehr als eine große Fußballsause. Das vielseitige Rahmenprogramm sorgt dafür, dass das Event großen Rückhalt in der Region hat - die Voraussetzung für langfristigen Erfolg.

„Für uns als Verbund ist der OM-Cup ein Aushängeschild, eine deutschlandweite Vorbildveranstaltung, die wir gerne unterstützen“, erklärt Birgit Beuse, die als Referentin für Binnenmarketing das Event betreut. „Nachwuchskräfte zu fördern, auszubilden und Fachkräfte zu halten ist ein Standbein unserer dynamischen Region. Das gilt für den Sport wie für die Wirtschaft. Der Mittelstand fördert über viele Wege den Vereinssport und auch den hiesigen Leistungssport, und hilft, die Vorbilder im Leistungssport im Oldenburger Münsterland zu halten. Und gleichzeitig gibt unser starkes Vereinsleben und unser hohes Maß an ehrenamtlicher Arbeit in den Vereinen den zukünftigen Freizeit- oder Leistungssportlern eine sportliche Heimat.“

Ferienlageratmosphäre Die Verpflegung für die jungen Kicker ist dank Sponsor:innen kostenfrei.

Zum Konzept gehört von Anfang an, Gemeinschaftserlebnisse und Teilhabe zu fördern. Das Turnier verzichtet auf Startgeld, und auch die Verpflegung ist für die die Teilnehmenden kostenfrei. „Möglich ist das nur durch unsere überregionalen Sponsoren, die Jahr für Jahr den OM-Cup unterstützen“, betont Beuse. „Wir sind den Unternehmen sehr dankbar, denn ohne sie würde es dieses riesige Event nicht geben Und auch nicht ohne die lokalen Sponsoren, die die örtlichen Vereine akquirieren.“ Für die Förderer ist der OM-Cup eine gute Möglichkeit, sich familienfreundlich zu präsentieren. Und dazu beizutragen, dass die Region weiterhin ein attraktiver Ort zum Leben ist.

Stephan Dellwisch erinnert sich gerne an vergangene OM-Cups, die er als Trainer begleitet hat. „Die Kinder werden bei uns einen Riesenspaß haben“, ist er sich sicher. „Und die Betreuer:innen akuten Schlafmangel“, ergänzt er augenzwinkernd. „Aber da muss man durch.“ In Elsten jedenfalls heißt es „Nach der Party ist vor der Party.“ Direkt im Anschluss an das Turnier steigt eine Helferparty. Abgebaut wird am Montag. Und 14 Tage später geht’s weiter mit dem Pokalturnier. Der Ball rollt in Elsten.

„Wir haben noch vor der Zusage mit den anderen Vereinen und Gruppen in Elsten gesprochen. Das ganze Dorf packt mit an.“ Stephan Dellwisch