Frauenfußball

Die sportliche Leidenschaft im Fokus

01.06.2023

Trotz großer Erfolge läuft die Leistung weiblicher Spielerinnen im männerdominierten Fußballsport noch immer meist unter dem Radar. Nicht so jedoch im Oldenburger Münsterland. Hier hat man längst erkannt, dass auch Frauen und Mädchen das Runde mindestens genauso gut ins Eckige kriegen wie ihre männlichen Mitstreiter – mit Bravour, wie die jüngste Bilanz hiesiger Vereine zeigt.

Der DJK SV Bunnen hat sich im Landkreis Cloppenburg zur Talentschmiede des Frauenfußballs entwickelt. 2017 begann man mit 20 Spielerinnen, heute sind es weit über 100, die zum Teil weite Anfahrtswege aus den umliegenden Landkreisen auf sich nehmen. Zwei Damen- und drei Mädchenmannschaften hat der Verein aus der Gemeinde Löningen heute. Die Damen fegen schon mal eine Altherrenmannschaft mit 6:0 vom Platz, die B-Juniorinnen bewiesen in der Niedersachsenliga jüngst ihr Können gegen Hannover 96.

„Wir haben uns als Verein damals bewusst entschieden, dass wir den Frauenfußball bei uns stärker fördern wollen“, erzählt Sascha Anneken, seit 2017 Trainer der 1. Damenmannschaft. Derzeit stehen die Spielerinnen des DJK SV Bunnen auf Tabellenplatz 4 der Landesliga und bilden damit die am höchsten spielende Mannschaft im Landkreis Cloppenburg. Für Anneken ein toller Erfolg. „Mich macht es glücklich, den Erfolg der Spielerinnen auf dem Platz zu sehen, denn sie zeigen noch mehr Leidenschaft als so manche Männermannschaft. Es macht einfach Spaß, diese Talente zu trainieren.“

Mehr als nur ein Hobby

Und auch in einem kleinen Verein im Landkreis Vechta läuft der Frauenfußball auf hohem Niveau. Zwei Damen- und vier Mädchenmannschaften gehören derzeit zum TuS Lutten.

Steffen Boning trainiert hier seit 2016 die 1. Damen. Den Posten anzunehmen, war für ihn damals keine schwere Entscheidung: „Ich habe sofort gemerkt, dass Fußball für diese Spielerinnen mehr als nur ein Hobby ist. Mir hat gefallen, dass sie wirklich was erreichen und immer besser werden wollen.“ Gesagt, getan. Dreimal glückte Bonings Mannschaft bisher der Aufstieg. Der einstigen Kreisliga-Mannschaft gelang im Mai 2023 der Aufstieg von der Landes- in die Oberliga. Damit ist sie die am höchsten spielende Frauenmannschaft im Oldenburger Münsterland.

„Im Frauenfußball steht immer der Sport im Vordergrund. Nicht der Verdienst." Steffen Boning

Ein Trainerposten bei den Frauen sei mitunter auch herausfordernder, findet Boning, denn die Spielerinnen seien oft wissbegieriger als ihre männlichen Kollegen. „Da wird so manche taktische Idee hinterfragt, statt eine Anweisung einfach zu befolgen.“ Dass er seinen Spielerinnen mehr erklären muss, als er es von Männermannschaften kennt, ist für Boning aber nicht von Nachteil. Ganz im Gegenteil: „Das zeigt mir einmal mehr, wie ernst meine Spielerinnen ihren Sport nehmen.“

Die größte Motivation: Ehrgeiz und Leidenschaft

Gut 100 Stunden investiert Anneken vom DJK SV Bunnen im Monat ins Training der 1. Damen und der B-Juniorinnen. Bei Steffen Boning dürfte die Stundenbilanz ähnlich ausfallen. Und das alles ehrenamtlich versteht sich. Vor allem in der Landesliga ist das ein Unterschied zum Herrenfußball, denn dort wird das Traineramt vergütet. Noch immer wird hier mit zweierlei Maß gemessen, Sponsorengelder und auch die öffentliche Anerkennung sind im Männerfußball um ein Vielfaches höher. Obwohl der technische und taktische Anspruch, die Anzahl der Trainingseinheiten und die investierte Zeit für Heim- und Auswärtsspiele identisch sind.

„Im Frauenfußball wird oft unterschätzt, was für einen Aufwand die Spielerinnen treiben und wie sehr sie ihr Privatleben auf den Sport ausrichten“, gibt Steffen Boning vom TuS Lutten zu Bedenken. „Der Frauenfußball ist damit nicht zuletzt auch ein Stück weit ehrlicher als der Männerfußball. Im Vordergrund steht nämlich immer der Sport und nicht der Verdienst.“ Für seinen Kollegen Sascha Anneken ist dieses Ungleichgewicht schon lange kein Grund mehr für Diskussionen. „Das Wichtigste ist doch, dass unsere Spielerinnen mit Leidenschaft dabei sind und das machen, was sie am liebsten tun: wirklich tollen Fußball spielen – auch wenn sie dafür kein Geld bekommen.“