Julia, erzähl mal, wie du mit dem Schreiben angefangen hast ...
Das ging schon ganz früh los, in der Grundschule. Da hatten wir in unserer Klasse die Idee, eine Klassenzeitung mit verschiedenen kreativen Beiträgen zu machen. Einige haben Mandalas gemalt, ich habe Kurzgeschichten geschrieben. Natürlich noch zu sehr kindlichen Themen. Da ging es zum Beispiel um eine verschwundene Katze, die versucht, ihren Weg nach Hause zu finden. Jetzt bin ich in der 13. Klasse auf dem Antonianum Gymnasium in Vechta. Seit der zehnten gehe ich zur Schreibwerkstatt AG. Dort setzen wir uns zusammen und versuchen zu verschiedenen Themen Gedichte oder kleine Texte zu schreiben. Von den Kurzgeschichten bin ich dabei etwas weggekommen und schreibe mehr Lyrik. Dort habe ich auch das erste Mal das Gefühl bekommen, dass Schreiben und Geschichten erzählen mich ausmacht und ein Teil von mir ist.
Was waren die ersten Reaktionen deiner Eltern und Freunde?
Meine Eltern haben das Schreiben anfangs eher als Hobby gesehen. Sie fanden das schön und gut, aber sahen das nicht als berufliche Perspektive. Zugegeben, ich sehe mich beruflich auch nicht als reine Autorin, aber das Schreiben sollte auf jeden Fall Teil meiner Arbeit sein. Als dann der Verlag auf mich zukam, war meine Familie schon sehr stolz auf mich. Meine Freunde haben mich sowieso immer unterstützt.
Welche Themen beschäftigen dich?
Viele! Am meisten schreibe ich über Beziehungen, zum Beispiel Liebesbeziehungen, aber auch über Freundschaften. Deswegen habe ich mein Buch „Sturmgewidmet" meinen Freunden und allen Menschen, die mir wichtig sind, gewidmet. Auf der anderen Seite gefallen mir auch fantastische und mythische Themen, da ich selber totaler Fantasy-Fan bin. Ich mag es, wundersame Orte und Begegnungen in meinen Texten einzufangen und magische, zauberhafte Dinge zu vermitteln.
Apropos „Sturmgewidmet": Wie kam es zu deinem ersten Buch?
Olaf Bröcker, ein Lehrer am Antonianum, leitet die Schreibwerkstatt und steht in engem Kontakt mit dem Geest-Verlag. Es war ein etwas komischer Moment, als Herr Bröcker auf mich zukam und fragte, was ich davon halte, wenn wir im Mai 2020 meine Buchpremiere machen. Da war ich erstmal ganz verwundert. Gleichzeitig war es natürlich ein großes Kompliment.
Wie ging es dann weiter?
Ich habe meine Texte zusammengesammelt und angefangen, einige aufzuarbeiten. Ich war im engen Kontakt mit dem Geest-Verlag, der mir geholfen hat, das Buch zusammenzustellen. Im Endeffekt ist es eine Sammlung von Gedichten und Prosatexten geworden. Durch das Buch zieht sich ein gefühlsmäßiger Strang mit verschiedenen Themen: Die Texte am Anfang sind geprägt von Hochgefühlen, viele sind Liebestexte, die sich langsam in düstere Texte wandeln. Am Ende des Buches wird es dann wieder hoffnungsvoller.
Mit dem Erscheinungstermin hat es sich dann aber etwas hingezogen ...
Ja, der erste Corona-Lockdown hat dafür gesorgt, dass die geplante Premiere erstmal abgesagt werden musste. Die Verschiebungen haben bei mir ein bisschen eine Schreibblockade ausgelöst. Dazu kam, dass die Schulen geschlossen waren und damit die Schreibwerkstatt nicht mehr stattfand. In der Zeit hat es mir total gefehlt, zusammen mit anderen und auch selbst zu schreiben. Ich habe versucht, mich schriftstellerisch mit Corona zu beschäftigen. Doch das hat mir nicht wirklich gefallen, also habe ich mich anders künstlerisch beschäftigt.
„Ich mag es, wundersame Orte und Begegnungen in meinen Texten einzufangen und magische, zauberhafte Dinge zu vermitteln."
Julia Meisinger
Was hat dir geholfen, wieder Inspiration zu finden?
Ich wohne ja im kleinen Dorf Hausstette, Gemeinde Bakum. Direkt hier an der Siedlung ist ein Wäldchen, dort bin ich sehr gerne. Aber auch in den Parks überall im Landkreis Vechta gehe ich gerne spazieren, da hilft mir die Natur wieder Inspiration zu finden. Ich wohne sehr gerne hier, es ist wirklich schön und ruhig. Ich kann mir aber auch vorstellen, für eine Zeit wegzugehen, um mal etwas Abwechslung zu bekommen und Neues zu erleben.
Kannst du denn schon sagen, wie es in Zukunft weitergeht?
Ich glaube, ich stehe – ähnlich wie viele andere Leute in meinem Alter – etwas auf dem Schlauch was das Thema Zukunft angeht. Einerseits wegen der Pandemie. Keiner hat wirklich eine Ahnung, wie die Zukunft wird, und ob wir überhaupt einen angenehmen Eintritt in die Berufswelt haben werden. Ich fürchte, dass das nicht der Fall sein wird. Andererseits möchte ich gerne studieren. Ich habe mich bis jetzt zwar noch nicht genau festgelegt, will aber auf jeden Fall eine kreative Richtung einschlagen.
Hast du Empfehlungen für jungen Autorinnen und Autoren?
Ich kann ihnen nur raten, immer weiter zu machen, nicht aufzugeben und nicht die Hoffnung zu verlieren. Auch wenn man manchmal nicht daran glaubt, kann man mit seinen Texten doch etwas erreichen. Es gibt heute viele Programme und Wettbewerbe für junge Autorinnen und Autoren, bei denen man mitmachen und sich zeigen kann. Deshalb bin ich auch so dankbar für die Unterstützung vom Geest-Verlag, denn als junge Autorin auf dem Land ist es nicht einfach. Ohne diese Unterstützung wäre es echt schwer gewesen, meine Texte so in die Öffentlichkeit zu bringen. Es war eine große Chance für mich, die ich echt nicht erwartet habe. Jungen Menschen, die noch nicht schreiben, aber es vielleicht mal versuchen wollen, kann ich nur sagen: Macht es!
Das Interview führte Theresa Wunderlich