Dass viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Krise ins Homeoffice wechseln konnten, sei erst durch die Digitalisierung möglich geworden. Voraussetzung, so Harald Vogelsang, sei eine „gute IT-Infrastruktur". Homeoffice erhöhe zwar die Anforderungen an Organisation und Management und koste zunächst Geld. „Aber es gibt auch Einsparpotenziale und kann zu einer besseren Harmonisierung zwischen Arbeitsleben und privaten Aufgaben führen." Und es gibt neue Präsentationsmöglichkeiten. So findet sich auf der Vogelsang-Website ein virtueller 360-Grad-Ausstellungsraum, in dem Besucher agrartechnische Produkte über Touchpoints interaktiv kennenlernen können. Vor anderthalb Jahren war das vielfach noch Zukunftsmusik, heute ist es Realität.
Eine weitere Lehre aus dem vergangenen Jahr: Dienstreisen sind out, Videokonferenzen in. „Reisetätigkeiten werden zu einem Teil durch digitale Mittel im Vertrieb und der Kundenansprache ersetzt und ergänzt", weiß Harald Vogelsang aus eigener Erfahrung. Und Bernd Meerpohl, Geschäftsführer des global führenden Stallausrüsters Big Dutchman in Calveslage, ergänzt: „Ich glaube, dass wir nie wieder so verrückt viele Dienstreisen quer durch die Welt machen werden wie bisher." Vieles lasse sich auf digitalem Wege und mit Videocalls effizient besprechen.
Gut aus der Krise gekommen sind vorrangig Firmen, die sich schnell und flexibel auf die neuen Verhältnisse eingestellt haben. Viele, auch kleinere Unternehmen beweisen, dass das möglich und sinnvoll ist. Es gelte beispielsweise, „Risiken künftig noch mehr zu streuen", bekräftigt Meerpohl. Auch sein Unternehmen sei nicht auf ein Problem eines solchen Ausmaßes vorbereitet gewesen. Prozesse mussten verändert, Pläne umgeschrieben, Ziele korrigiert werden. „Doch das wirft uns nicht um." Im Gegenteil. Nun rückten verstärkt neue Geschäftsfelder ins Blickfeld, um „nicht nur von einer Zielgruppe oder einer Branche abhängig" zu sein.
Vieles, was vor kurzem noch Zukunftsmusik war, ist heute durch Corona Realität.
Es mag womöglich zynisch klingen, aber auch die schlimmste Krise bietet Chancen. Sie öffne „auch die Augen für neue Ideen", unterstreicht Bernd Meerpohl. Dinge werden klarer, Herausforderungen eher erkannt. Auch wenn er einräumt, dass das Virus seinem Unternehmen „viele Steine in den Weg gelegt" habe, sieht er Big Dutchman gut gerüstet für die Zeit nach der Pandemie. „Wir sind widerstandsfähig, weil wir schon immer konservativ und sehr vorsichtig agieren und vor allem versuchen, langfristig zu denken. Daran werden wir uns weiterhin orientieren."
Boge, Grimme, Wernsing, Vogelsang, Big Dutchman - die Beispiele großer Unternehmen aus dem Oldenburger Münsterland zeigen, dass niemand davor gefeit ist, in eine Krise zu geraten. Deutlich wird aber auch, dass es Mittel und Wege gibt, mit solchen Herausforderungen umzugehen. Gemeistert werden sie in der Regel von denen, die dem Unerwarteten klug und behutsam begegnen und sich den Gegebenheiten anpassen können. Ganz so, wie es auch guten Steuermännern im Ruderboot gelingt.