Erste Schritte auf einem langen Weg

Das große Ziel: nachhaltige Kommune werden

07.02.2023
 Auch die Kommunen sind gefordert, sich der Herausforderung Klimawandel zu stellen. Im Oldenburger Münsterland gibt es bereits die ersten, die das Thema gezielt angehen und sich als „nachhaltige Kommune“ positionieren wollen.
Damme und Holdorf, Dinklage und Cloppenburg – das Thema Nachhaltigkeit ist in den Städten und Gemeinden im Oldenburger Münsterland auf der Tagesordnung. Wir müssen etwas tun, darin sind sich Politik und Verwaltung einig. Mancherorts wird über die Einstellung eines Nachhaltigkeitsmanagers bzw. einer Nachhaltigkeitsmanagerin nachgedacht.
 
Wichtigster Partner auf dem Weg zur „nachhaltigen Kommune“ ist die Kommunale Umwelt-Aktion UAN. Sie hat es sich als erster und bislang einziger kommunaler Umweltverband in Deutschland zum Ziel gesetzt, Kommunen, kommunalen Verbänden und kommunalen Unternehmen bei der Lösung örtlicher Umwelt- und Nachhaltigkeitsaufgaben zu helfen. Die UAN ist ein Verein in Trägerschaft des Niedersächsischen Städte- und Gemeindebundes und parteipolitisch ungebunden. Sie nimmt sich ausschließlich der Umwelt- und Nachhaltigkeitsfragen an, die auf kommunaler Ebene zu lösen oder zumindest beeinflussbar sind. Die Initiative orientiert sich an den 17 Nachhaltigkeitszielen der Agenda 2030, die Gesichtspunkte wie Klimaschutz, Armutsbekämpfung und Infrastruktur umfassen.
 
Bislang haben 15 niedersächsische Kommunen – darunter Cloppenburg und Damme – damit begonnen, ihre eigene Nachhaltigkeitsstrategie zu entwickeln und umzusetzen. Was aber zeichnet eine „nachhaltige Kommune“ überhaupt aus? „Dass die verantwortlichen Akteure ihre Entscheidungen für das Gemeinwesen generationengerecht, ganzheitlich und global ausrichten und dabei möglichst partizipativ vorgehen“, heißt es in einem Arbeitspapier der Bertelsmann Stiftung. Wichtig dabei: Beim nachhaltigen Handeln sind nicht nur die Planer in der Stadtverwaltung, sondern alle Bürgerinnen und Bürger gefragt.
 
Obligatorischer erster Schritt ist eine Auftaktveranstaltung, die 2021 aufgrund der Corona-Pandemie per Zoom stattfinden musste. Darin können Bürgerinnen und Bürger ihre Ideen einbringen. Im Idealfall entstehen aus diesen Runden lokale Arbeitsgruppen. In Damme fand die Veranstaltung bereits im Juni mit 35 Teilnehmerinnen und Teilnehmer statt. Der Austausch war rege, viele Themen kamen zur Sprache. „Ein guter Beginn“, sagt Kerstin Biestmann, Leiterin des städtischen Planungsamtes. Schließlich gebe es bereits einige Projekte in Damme, die dem Thema Nachhaltigkeit dienen. Das „Repair Café“ in der Scheune Leiber und der Windpark Borringhauser Moor sind nur zwei davon.
 
Das virtuelle Treffen blieb nicht ohne Folgen. Es fanden sich erste Interessierte zusammen, um die Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit ins Leben zu rufen. Bei einem Workshop legten sie fest, sich auf fünf Arbeitsbereiche zu konzentrieren: Klima und Energie, Natürliche Ressourcen und Umwelt, Digitale Infrastruktur, Bildung sowie Mobilität. Als nächstes steht eine detaillierte Bestandsaufnahme aller Nachhaltigkeitsinitiativen und -projekte in der Stadt auf dem Programm. Weitere Strategieworkshops für die Entwicklung von Schwerpunkten, Zielen und Maßnahmen, auf deren Grundlage das auf zwei Jahre befristete kommunale UAN-Nachhaltigkeitslabel erworben werden kann, werden folgen.
 
Viel Aufwand – aber einer der sich lohnen dürfte, wie Dammes ehemaliger Bürgermeister Gerd Muhle feststellte: „Das Projekt ist eine Riesenchance für Damme, sich mit dem Thema zu beschäftigen.“ Bemerkenswert ist die große Diversität der Teilnehmenden. Aus sämtlichen Bereichen wie Wirtschaft und Umwelt sind Interessierte dabei – Menschen aller Altersgruppen. Dadurch können die unterschiedlichsten Perspektiven eingebracht werden. Cloppenburg hat mit seiner Auftaktveranstaltung im Oktober 2021 ebenfalls den Weg zur „nachhaltigen Kommune“ angetreten. Die Kreisstadt kann bereits eine Reihe von Projekten aufweisen, in denen bürgerschaftliches Engagement sichtbar wird. Ein Beispiel ist etwa die Initiative „Dein Grüner Daumen für Cloppenburg“, die möglichst viele ungenutzte und brachliegende öffentliche und private Flächen der Stadt begrünen will. So sollen Lebensräume für Insekten geschaffen werden. Zudem hat sich die Stadt als „Fairtrade-Town“ beworben. Im Rahmen der Kampagne geht es in erster Linie darum, dass die Stadt in ihrem Beschaffungswesen in fair gehandelte und nachhaltig
hergestellte Produkte investiert.
 
Dinklage hat seit Herbst 2021 mit André Wölk einen neuen Klimaschutzbeauftragten. Seinen Aufgabenbereich definiert das bereits 2014 vom Rat der Stadt verabschiedete Integrierte Klimaschutzkonzept. Das übergeordnete Ziel seiner Arbeit sieht Wölk in der Reduktion des Kohlenstoffdioxidausstoßes. „Da Treibhausgasemissionen jeden Lebensbereich betreffen, sind sie auch bei sämtlichen unserer täglichen Handlungen relevant“, unterstreicht er. Als Klimaschutzmanager will Wölk vor allem die Rolle des Vermittlers und Vernetzers annehmen und versuchen, auf klimaschutzrelevante Themen aufmerksam zu machen, Veränderungen anzustoßen, zu informieren und Zusammenhänge deutlich machen. Auch in Dinklage baut man dabei auf das Engagement der Bürgerinnen und Bürger, die Entwicklung ihrer Kommune nachhaltig mitgestalten zu wollen.
 

Dieser Artikel ist zuerst in „Nachhaltigkeit im Oldenburger Münsterland – Eine Region zeigt wie es geht" vom Verlag Kommunikation + Wirtschaft im Dezember 2021 erschienen.