Marathon

Der Streckenvermesser

Ein Marathon misst 42,195 Kilometer. Keinen Meter weniger, keinen Meter mehr. Darum, dass die Streckenlänge stimmt, kümmert sich Friedhelm Henze. Er zählt zum Messteam des Niedersächsischen Leichtathletikverbandes. Auch beim Remmers-Hasetal-Marathon schaut er ganz genau hin.

Herr Henze, wie wird man denn Streckenvermesser?

Man muss schon eine gewisse Affinität zum Laufen mitbringen. Ich habe damit 1990 angefangen, habe selbst 25 Marathons absolviert. Und ich habe mich oft geärgert, wenn ich gemerkt habe, dass eine Strecke zu kurz oder zu lang ist. Das kommt gar nicht so selten vor. Als geübter Läufer kann man das sehr gut abschätzen – an der gelaufenen Zeit ebenso wie am körperlichen Zustand.

„Ich habe mich oft geärgert, wenn eine Strecke zu lang oder zu kurz war."
Friedhelm Henze

Und dann?

Dann bekam ich 1996 das Angebot vom Deutschen Leichtathletikverband, an einem Kurs zum geprüften Streckenvermesser teilzunehmen. Ich habe sofort zugesagt.

Wie gehen Sie vor?

Als erstes brauche ich vom Veranstalter eines Laufs eine Streckenskizze. Daran kann ich dann erste Schwachstellen erkennen. Vor allem muss ich sehen, wo der Zieleinlauf sein soll. Das sind häufig besondere Orte, etwa ein Marktplatz oder ein Stadion. Darüber kann man nicht diskutieren. Also vermesse ich die Strecke anschließend rückwärts. Der exakte Startpunkt ist den meisten Veranstaltern nicht so wichtig.

Sie sind dann auf dem Fahrrad mit Tachometer unterwegs?

Etwas komplizierter ist es schon. Ich habe ein Mountain Bike, das jeweils am Morgen vor einer Messung geeicht werden muss. Am Rad ist ein sogenannter Jones-Counter befestigt, der jede einzelne Umdrehung misst. Damit fahre ich die Strecke auf der Ideallinie ab. Die Prozedur kann bis zu einen Tag dauern. Normalerweise ist der Veranstalter selbst auch dabei, außerdem jemand von der Polizei, der uns absichert. Die Ideallinie kreuzt bei Straßenläufen ja häufiger den Verkehr, das kann schnell zu gefährlichen Situationen führen. Ich habe da bereits einige kritische Momente erlebt.

Wie ist die Strecke beim Remmers-Hasetal-Marathon in Löningen?

Auf alle Fälle 42,195 Kilometer lang (lacht). Es ist eine spannende Strecke, etwa wegen der unterschiedlichen Bodenbeläge. Zudem gibt es Teilabschnitte durch den Wald, das macht die exakte Messung ein wenig schwieriger.

Herr Henze, Sie sind jetzt 69 Jahre. Wie lange wollen Sie der Tätigkeit als Streckenvermesser noch nachgehen?

Ich wollte nicht aufhören und keiner übernimmt den Job. Nun gibt es aber wohl einen Nachfolger und ich mache das noch ein Jahr.