„Wir wollen Spieler, die sich mit dem Klub identifizieren", sagt Rasta-Chef Stefan
Niemeyer.
Die Probe aufs Exempel folgte Ende September. Erstes Spiel in der zweithöchsten Spielklasse, der Pro A. Zur Saisoneröffnung gastierten die Gladiators Trier im Dome an der Pariser Straße. Nervosität auf beiden Seiten. Ballverluste hüben, Fehlwürfe drüben. Die Moselstädter gingen schließlich in Führung, dann traf Jeremy Dunbar für Rasta. Erster, noch etwas verhaltener Jubel auf den Rängen. Doch am Ende ist das Publikum wach. Vechta siegt mit 83:80. Trier war ein zäher Gegner, ließ nie locker. Die letzten Würfe entschieden die Partie. Aufatmen bei allen, die mit Rasta fiebern.
Dass ausgerechnet Jeremy Dunbar den Dosenöffner spielte, passt ins Bild. Der Deutsch-Amerikaner ist einer von drei Rückkehrern. Bereits 2015/16 hatte er zu der Mannschaft gezählt, die – begleitet von großen Hoffnungen – in die BBL, die höchste Liga im deutschen Basketball, aufstieg. Dann aber zog es den Small Forward nach Hagen, später nach Dresden. Besonders glücklich wurde er dort nicht. Nun also noch einmal Vechta.
Mit Josh Young und Dirk Mädrich streifen zwei weitere Akteure das weiße Trikot erneut über. Die Rückholaktion ist laut Vereinschef Stefan Niemeyer Teil einer Strategie: „Wir wollten Spieler zu uns lotsen, die sich voll reinhängen und mit dem Club identifizieren." Daran habe es in der Vorsaison gemangelt. Für Niemeyer „eine der Ursachen des Abstiegs." Konsequenz: Bis auf den hoch talentierten Youngster Phillip Herkenhoff haben alle letztjährigen Akteure längst andernorts angeheuert.
Rasta hat die Lücken früh im Sommer geschlossen. Für den Neustart konnte mit David Gonzalvez sogar ein Spieler vom Erstligisten Medi Bayreuth verpflichtet werden. Er soll vor allem der Defensive Stabilität verleihen. Dass der Shooting Guard sein Handwerk offensiv ebenso versteht, zeigte sich bei der Saisonpremiere. Gegen Trier sammelte er 14 Punkte.
Diese Wechselspiele sind im Basketball normal. Spieler kommen und gehen. Nur selten bleibt einer mehrere Jahre an einem Standort. Einmal Rasta, immer Rasta – das wäre in diesem schnelllebigen Sport vollkommen absurd. Für die nimmermüden Fans im Dome hat das Motto allerdings Gültigkeit. Die Enttäuschung ist längst neuer Hoffnung gewichen. Mehr als 2.300 Dauerkarten wurden für die neue Spielzeit vorab verkauft. Rekord!
Rasta verfügt über Kredit. Eine unglücklich verlaufene Saison kann die Liebe der Anhänger zum sportlichen Aushängeschild des Oldenburger Münsterlandes nicht schmälern. „Die Menschen wissen, dass wir ehrlichen Sport bieten, mit viel Einsatz, Tempo und Engagement", sagt Stefan Niemeyer. Und er lobt Trainer Doug Spradley, weil er genau all das vorlebe. Der Amerikaner bewahrt während eines Spiels die Ruhe, kann aber auch zum dampfenden Vulkan werden. Er ist authentisch und echt. So einen mögen die Menschen hier.
Die Trainer der 15 gegnerischen Klubs trauen Spradley auch den großen Coup zu und erwarten Rasta im Titelrennen weit vorn. „Sie haben den größten Etat und den entsprechenden Kader", weiß etwa Frenkie Ignjatovic, Coach der MLP Academics Heidelberg.
Der Verein selbst hat zunächst kein offizielles Saisonziel ausgegeben. Devise: mal schauen, wie die Sache läuft. Niemeyer räumt ein, dass der sofortige Wiederaufstieg keine Pflicht sei. „Wir wollen das nicht überstürzen." Klar ist aber: Spieler und Verantwortliche möchten zumindest mittelfristig zurück in die Eliteklasse. Deshalb wird vorerst ein Platz im Spitzenfeld angestrebt. Und kein Zweifel: Der Kader gibt das her. Also denn: auf ein Neues!