Eines war Dominik Wilming sofort klar: Mit seinem 3D-Drucker wird das nichts. Doch von seiner Idee ließ sich der Vechtaer nicht abbringen. Also startete er einen Aufruf, um Unterstützer bei seinem Vorhaben zu finden, für Ärzte einen Augenschutz zu produzieren. Schließlich ist nicht ausgeschlossen, dass das Coronavirus auch über die Augenschleimhaut übertragen werden kann. Auf Wilmings Hilferuf meldeten sich nicht nur weitere Besitzer von 3D-Druckern, sondern auch alteingesessene Kunststoffproduzenten aus Lohne: Erst stellten Pöppelmann und Atka Material für die Produktion zur Verfügung, dann stiegen auch die Lohner Kunststoffrecycling, MOL und das Andreaswerk mit ein.
Gemeinsam Ideen verfolgen
Typisch Oldenburger Münsterland: Man hält zusammen, gerade in schweren Zeiten. Und man legt nicht die Hände in den Schoß, sondern arbeitet an Lösungen. Inzwischen treffen bei Dominik Wilming Anfragen aus ganz Deutschland ein. Rund 600 Masken konnten tatsächlich mit 3D-Druckern hergestellt werden; nun wurde ein Weg gefunden, rund 3.000 Visiere am Tag zu produzieren. „Wir helfen mit der geballten Südoldenburger Power", freut sich Initiator Wilming.
Und seine Initiative ist kein Einzelfall. So hat etwa die Gehlenborg Sitzmöbel Manufaktur in Lindern ihre Produktion erweitert. Neben Sofa- oder Sesselbezügen nähen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Unternehmens nun auch Mund-Nasen-Masken und verkaufen sie an Gewerbe- und Privatkunden über den Online-Shop zum Selbstkostenpreis. Ein weiteres Beispiel liefert die Tischlerei Imbusch in Löningen. In der Abteilung „Systemmöbel" werden Desinfektionsstelen angefertigt, die etwa in Krankenhäusern, Arztpraxen und Pflegeheimen aufgestellt werden können. Auch die schon vor Ausbruch der Pandemie entwickelten Desinfektionswagen sind zurzeit naturgemäß stark gefragt.
Kooperation als Zukunftsmodell
Mit Remmers, ebenfalls aus Löningen, hat auch eines der ganz großen Unternehmen der Region die Zeichen der Zeit erkannt und seine Produktlinie erweitert. Bereits seit Mitte März werden bei dem Spezialisten für Bauten- und Holzschutzprodukte auch Desinfektionsmittel entsprechend den Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation hergestellt. Sie können von Rettungsdiensten, Krankenhäusern und anderen medizinischen Einrichtungen zum Selbstkostenpreis erworben werden, nicht hingegen von Privatpersonen.
Nachdem die ersten 15.000 Liter produziert waren, ging allerdings der Vorrat an Ethanol zur Neige. Die Remmers Gruppe ist deshalb mit der Berentzen-Gruppe eine Kooperation eingegangen, die den Nachschub sichert. 40.000 Liter des Ethanol wurden bereits von Haselünne nach Löningen gebracht. „Wir haben die Produktionsmöglichkeit, aber keine gesicherte Rohstoffverfügbarkeit, während die Berentzen-Gruppe den Rohstoff, aber keine diesbezügliche Produktionsmöglichkeit hat", erklärt Dirk Sieverding, Vorstandsvorsitzender der Remmers Gruppe AG. Mit Berentzen-Vorstand Oliver Schwegmann ist er sich einig, über die „gesellschaftliche Verantwortung, der wir gerne nachkommen".