Erfahrung ist in Krisenzeiten zumeist ein guter Ratgeber. „Rund 20 Jahre bin ich inzwischen in der Hotellerie tätig", rechnet Meike Harmeier vor. Bevor sie im vorigen Jahr ins heimische Oldenburger Münsterland zurückkehrte, hatte die in Lohne Geborene unter anderem die Leitung von Hotels in München und Hildesheim inne. Da wirft einen nicht mehr viel aus der Bahn. Nicht die neue, ungewohnte Situation. Und auch kein Virus.
Also entschied Harmeier nach Bekanntwerden der Pandemie ohne langes Zögern: Unser Haus bleibt geöffnet – zumindest für Geschäftsreisende. Dabei konnte sie auf behördliche Rückendeckung zählen, da eine Vermietung an Businesskunden in den Verfügungen der niedersächsischen Landesregierung ausdrücklich zugelassen war. Aber nicht nur das: „Wir wollten auch signalisieren, dass wir noch da sind". Schließlich verstehe man sich als Kämpfer und gebe nicht so schnell klein bei.
„Wir fahren jetzt erstmal auf Sicht und planen nur von Woche zu Woche"
Meike Harmeier
So wurde ein neuer Schichtplan ausgetüftelt, die Teamstärke auf das zwingend notwendige Maß reduziert und auf die Flexibilität der Mitarbeiter vertraut. „Wir fahren jetzt erstmal auf Sicht und planen nur von Woche zu Woche", sagt Meike Harmeier. Mehr gehe in dieser besonderen Situation nicht – zumal sie erwartet, dass auch viele Gäste sich eher kurz- als langfristig zu einem Ausflug nach Vechta entschließen. Erfahrung halt.
Anlaufschwierigkeiten erwartet die Hoteldirektorin nicht, wenn neben den Geschäftsleuten nun wieder Urlaubsgäste bei ihr einchecken dürfen. Da der Betrieb nie komplett heruntergefahren wurde, wertet sie die Öffnung für Urlauber auch nicht als Neuanfang. Stattdessen spricht sie von einem „sanften Übergang", bei dem das Hotel von der einen Phase in die nächste gleitet. Erste Buchungen liegen bereits vor, bis zum gewohnten Stand ist aber noch Spielraum. „Das muss sich ja alles erstmal wieder einspielen."
An mangelnder Vorbereitung wird es nicht scheitern, denn das Mannschaft um Meike Harmeier hat die ruhigeren Wochen genutzt, um Abläufe zu optimieren und das eine oder andere Detail am und im Haus zu verbessern. Mit Interesse habe sie etwa beobachtet, dass das Housekeeping-Team nun in der Lage sei, selbstständig Lüftungsfilter zu reinigen, erklärt die 43-Jährige schmunzelnd. Und freut sich, einige Arbeitsschritte bewusster anzugehen. „Ich habe beispielsweise noch nie so intensiv auf Türklinken geachtet", sagt sie. Wieder ein Teilchen mehr für den immer größer werdenden Erfahrungsschatz.